Mord auf La Gomera
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Mord auf La Gomera

Mord auf La Gomera
„Mord auf La Gomera“ // Deutschland-Start: 5. Juli 2019 (DVD)

Drei Jahre sind inzwischen vergangen seit dem grausamen Mord an einem Jungen auf der Kanarischen Insel La Gomera. Doch trotz zahlreicher Hinweise, die auf einen Politiker hinwiesen, der Täter wurde bis heute nicht überführt. Das soll sich nun ändern: Sergeant Bevilaqua (Quim Gutiérrez) und Virginia Chamorro (Aura Garrido) sind eigens aus Madrid angereist, um etwas Licht ins Dunkle zu bringen und den Fall neu aufzurollen. Unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit von Ruth Anglada (Verónica Echegui). Doch die Ermittlungen laufen schleppend, auch weil die Bevölkerung der Insel die Geschichte lieber endlich ruhen lassen würde.

Spanische Krimis und Thriller haben sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Besonderen Kultstatus genießen natürlich die Filme von Oriol Paulo (Der unsichtbare Gast, The Body – Die Leiche). Hinzu kommen Werke wie Mörderland – La Isla Mínima, die ebenfalls für spannende Unterhaltung sorgten. Aus diesem Grund wird man quasi automatisch hellhörig, wenn ein neuer Genrebeitrag von der iberischen Halbinsel bei uns erscheint. Man weiß ja schließlich nie, wann die nächste Perle auf einen wartet. Als eine solche würde man Mord auf La Gomera vermutlich eher nicht bezeichnen wollen, seine Stärken hat der Krimi aber unbestritten.

Verloren im Nebel
Das Setting ist eine solche. La Gomera ist für seine Pfeifsprache bekannt, wie die Krimikomödie La Gomera kürzlich verdeutlichte, war früher Heimat einer Hippiekolonie und wird heute gerne von Wandertouristen angesteuert, die in der sehr abwechslungsreichen Natur eine schöne Zeit verbringen wollen. Doch die unberührte vulkanische Insel, so weit entfernt vom Festland, ist auch ein toller Schauplatz für finstere Geschichten. Die dichte Flora, verbunden mit dem Hang zum Nebel – der Originaltitel des Films lautet Der Nebel und die Jungfrau –, ergibt eine passende Kulisse für das Herumstochern in alten Geheimnissen.

Lorenzo Silva, auf dessen Roman Mord auf La Gomera zurückgeht, gab sich dann auch recht viel Mühe, die Spuren im Nebel gut versteckt zu halten. Zumindest in der Adaption tut sich das Ermittlertrio recht schwer, vom Fleck zu kommen. Das gilt allerdings auch für den Film selbst. Andrés M. Koppel, der Regie führte und das Drehbuch schrieb, zieht ein eher gemächliches Tempo vor. Wer angesichts des temporeich geschnittenen Trailers erhofft, der Film wäre von einer vergleichbaren Machart, sieht sich getäuscht. Stattdessen ist der Film ein klassischer Whodunnit, wo ein Verdächtiger nach dem anderen abgeklappert wird, bis am Ende die Wahrheit ans Licht tritt.

Zeit ist zum Verschwenden da
Das ist alles ganz solide, zusammen mit den schönen Landschaftsaufnahmen bleibt man hier gern eine Weile sitzen. Wirklich viel Spannung tritt dabei jedoch nicht auf, erst gegen Ende hin dreht Mord auf La Gomera dann doch noch auf. Stattdessen befasst sich der Film zuweilen gern mit den Figuren, sowohl auf der Seite des Gesetzes wie der der Bewohner. Das ist dann zwar nett gemeint, führt aber nicht wirklich wohin. Sehr viel näher sind sie einem in Anschluss nicht geworden, mehr als ein Lückenfüller in einem ohnehin weniger ereignisreichen Film ist das nicht.

Aber auch wenn man sich im Vorfeld vielleicht ein bisschen mehr von dem Film versprochen haben mag, Fans von Krimis alter Machart können deshalb mit einer Sichtung liebäugeln. Die Chancen, das Rätsel von Mord auf La Gomera vorzeitig zu lösen, sind zwar eher gering, dafür schlägt die Geschichte zum Ende hin zu viele Haken und ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Es reicht jedoch zumindest, um sich einen gemütlichen Tag auf der Couch zu machen, im Geiste ein wenig zu verreisen und sich auf der nebelverhangenen Insel zu verlieren, während irgendwo da vorne ein mysteriöser Mörder noch herumläuft.



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„Mord auf La Gomera“ nutzt ein schönes Inselsetting, um auf die Suche nach einem mysteriösen Mörder zu gehen. Der Krimifall selbst ist nur solide, auch an den Figuren ist nicht so viel dran, wie es die Romanadaption gern hätte. Wer aber klassische Whodunnits mag, findet auf der nebelverhangenen Insel einen adäquaten Vertreter.
6
von 10