The Host
© MFA+

The Host

The Host
„The Host“ // Deutschland-Start: 29. März 2007 (Kino) // 20. September 2007 (DVD/Blu-ray)

Um ein Haar wäre das richtig schief gegangen: Eigentlich wollte Gang-du Park (Kang-ho Song), der mit seinem Vater (Hee-bong Byun) eine kleine Imbissbude nahe des Han-Flusses betreibt, nur seinen Gästen etwas zu knabbern bringen. Doch dann wird er fast selbst verspeist, als plötzlich ein riesiges Monster aus dem Wasser steigt und Jagd auf die Anwesenden macht. Auch Gang-dus Tochter Hyun-seo (Ah-sung Go) fällt dem Vieh zum Opfer und wird mit Haut und Haaren verschlungen. Die Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende: Während die Behörden alles abriegeln und von nichts wissen wollen, macht nun Familie Park Jagd auf das Ungeheuer.

Der Aufstieg war mehr als bemerkenswert: Wurde Joon-ho Bongs Debütfilm, das schwarzhumorige Hunde, die bellen, beißen nicht, von der breiten Öffentlichkeit eher ignoriert, war sein zweites Werk Memories of Murder über Polizisten, die einen Serienmörder jagen, schon ein großer Erfolg. Rund fünf Millionen Besucher konnte der Krimi seinerzeit in die südkoreanischen Kinos locken, kein Film schaffte 2003 mehr. Und dann das: The Host gelang es drei Jahre später diese Zahl noch einmal mehr als zu verdoppeln, bis heute steht der Titel in der Heimat unter den 20 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.

Ein Monster von einem Film
Dabei ist es gar nicht so einfach zu sagen, was genau The Host eigentlich ist. Ein Monsterfilm, klar, darauf können sich alle einigen. Bei der Bezeichnung eines Genres ducken sich die meisten dann aber doch lieber weg. Horror ist naheliegend, wenn ein riesiges Monster Menschen futtert. Wirklich unheimlich ist der Film aber nicht. Es gibt ein paar ernstere Momente, ohne daraus aber ein Drama zu machen. Science-Fiction-Elemente lassen sich finden, beschränken sich aber weitestgehend auf den Anfang. Komödie wäre vielleicht nicht verkehrt. Wobei auch das nicht richtig trifft, zumal der Humor sehr stark schwankt.

Aber diese ständigen Genreüberschreitungen sind inzwischen ja zu einem Markenzeichen des koreanischen Filmemachers geworden. Er greift sich zwar durchaus klassische Themen heraus, die im Genrekino zu Hause sind, baut aber so viel mehr ein, bis man gar nicht mehr so genau weiß, was das alles sein soll. Glücklicherweise wird man aber bei The Host so sehr beschäftigt, dass man kaum Gelegenheit bekommt, über das Ganze nachzudenken. Von Anfang an ist das Tempo hoch, schon nach wenigen Minuten läuft das Vieh Amok. Und auch wenn es später immer wieder kleine Atempausen gibt, wirklich durchschnaufen ist nicht.

Komische Nobodys gegen einen übermächtigen Feind
Anders als etwa Aliens – Die Rückkehr, dem großen Klassiker der Non-Stop-Monsterjagd, wird hier jedoch wenig Angst erzeugt. Denn dafür ist der Ton doch zu humorvoll. Teilweise wird es recht albern, gerade auch weil Gang-du einen leicht vertrottelten Verlierer spielt, dem eigentlich nie etwas gelingt. Auch der Rest der Familie ist sonderbar, eine Ansammlung kurioser Gestalten. Darin liegt dann auch ein Teil des Spaßes. Hier sind es mal keine Söldner oder muskelbepackte Superhelden, welche die Welt retten, sondern eine Gruppe von Nobodys, die größtenteils im Leben gescheitert sind. Das gute alte David-gegen-Goliath-Prinzip.

Das gilt hier gleich doppelt. Denn wie schon bei Memories of Murder drei Jahre zuvor gibt es eine Reihe von Spitzen gegen unfähige Behörden, erweitert um Spott, der das Militär trifft. Das kann durchaus etwas schärfer sein, weshalb The Host auch von manchen als Satire eingestuft wird. Wenn die Park sich übermächtigen Gegnern stellen müssen, dann befinden sich da auch diverse Zweibeiner darunter. Wirklich konsequent verfolgt Bong dieses Ziel aber nicht, er wirft lieber alles zusammen, was ihm unterwegs so begegnet ist. Durch dieses ständige hin und her erreicht der Film vielleicht nie die Wirkung, die fokussierte Kollegen erreichen – der Monsterfilm ist nie so witzig, nie so spannend, nie so emotional wie andere. Aber die Mischung macht Spaß, eben auch weil man nie so ganz sicher sein kann, was nun als nächstes geschieht und wo dieser Genremix bei der nächsten Ecke wieder abbiegt.



(Anzeige)

„The Host“ wurde seinerzeit zu einem Riesenhit, obwohl – oder weil – er keinem gängigen Genreschema folgt. Teil Horror, Teil Komödie, Teil Science-Fiction, Teil Drama, garniert mit jeder Menge Action, ist die Geschichte um ein Flussmonster, das die Bevölkerung Seouls terrorisiert, ein zwar uneinheitlicher, aber doch großer Spaß.
7
von 10