Die sagenhaften Vier
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Die sagenhaften Vier
„Die sagenhaften Vier“ // Deutschland-Start: 18. April 2019 (Kino)

Wenn es nach Marnie ginge, sie wäre längst eine große Detektivin geworden. Schließlich gibt es für sie nichts Schöneres, als den ganzen Tag Krimiserien zu schauen. Aber wer würde schon einer Hauskatze glauben? Diese Erfahrung muss sie machen, als sie eines Tages zufällig herausfindet, dass der Stiefbruder ihres Frauchens Rosalinde etwas Finsteres im Schilde führt. Immerhin, ganz allein ist sie nicht. Unterwegs begegnet sie dem ängstlichen Wachhund Elvis, dem Zirkus-Zebra Mambo Dibango und Hahn Eggbert, der vor seinem sicheren Tod auf dem Hof geflüchtet ist. So richtig gut harmoniert diese wild zusammengewürfelte Truppe nicht. Doch bald wird ihnen klar, dass sie nur gemeinsam dieses große Abenteuer bestehen können.

Als Animationsfan ist man es ja gewohnt, dass sich die Studios gerne mal altbekannte Vorlagen schnappen und als eigene Version interpretiert wieder auf den Markt werfen. Disney war dafür berüchtigt, im Public-Domain-Sektor zu wildern. Aber auch hierzulande lässt man sich gern von dem inspirieren, was es schon gab. Was sich bewährt hat. In Die sagenhaften Vier sind es die Bremer Stadtmusikanten, welche eine Renaissance erfahren sollen. So zumindest behauptet es das Plakat.

Gemeinsam sind wir stark
Mit dem durch die Brüder Grimm bekannt gewordenen Volksmärchen hat der Animationsfilm aber lediglich die Tierarten gemeinsam. Wo im Original eine Truppe in die Jahre gekommener Hoftiere ihrem gemeinsamen Ende entflieht, da kommen hier die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Motive zusammen. So unterschiedlich, dass der Film den beliebten Buddy Movies nähersteht als einem Märchen. Nur dass hier eben vier Protagonisten sich zusammenraufen müssen.

Die dürfen dann gern auch mal ein wenig anders sein. Wie schon bei ihrem letztjährigen Film Luis und die Aliens zeigt das Regie- und Drehbuchduo Wolfgang und Christoph Lauenstein eine Vorliebe für skurrilere Figuren. Eine Katze, die gern Detektivin wäre? Ein Hahn, der lieber Meditationsübungen macht, anstatt seinen Hofpflichten nachzugehen? Wann hat man das schon gesehen? Hinzu gesellen sich ein ängstlicher Wachhund, der gern das Alphatier spielt und ein Zebra, das ein kleines Geheimnis mit sich herumträgt. Das ist nicht unbedingt der Stoff, aus dem Heldengeschichten gestrickt werden.

Aus allen Welten etwas
Aber darin liegt auch der Reiz von Die sagenhaften Vier. Während der Film grundsätzlich für eine jüngere Zielgruppe gedacht ist und deshalb eine Mischung aus Slapstick- und Pupswitzen anrührt, finden sich doch immer wieder kuriose Einfälle, die den Film aus der grauen Masse hervorstechen lassen. An manchen Stellen meint man sogar, die Lauenstein-Brüder hätten viel lieber einen Film für Erwachsene gedreht. Zumindest sprechen die kleinen satirischen Spitzen dafür, etwa was das Verhältnis von Realität und Fernsehen angeht.  Oder auch gelegentliche Andeutungen, welche die jungen Zuschauer wohl kaum verstehen werden.

Dennoch, mit den Ganzfamilienwerken etwa von Pixar Studios kann es Die sagenhaften Vier nicht aufnehmen, weder inhaltlich noch optisch. Dafür war das Budget der deutsch-belgischen Coproduktion auf einfach zu gering: Die Landschaften, durch die das Quartett reist, sind nicht unbedingt sehr umfassend bebaut oder detailliert ausgestaltet. Man mag es auf dem Land dann doch etwas schlichter. Dafür sind die Designs teilweise witzig, sympathisch ist das absurde Abenteuer auch. Sollte es noch zu weiteren Teilen kommen, wie das Ende es verspricht, es wäre nicht die schlechteste Nachricht. Die Voraussetzungen für weitere versponnene Kinderkrimis sind zumindest da.



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Auch wenn sich „Die sagenhaften Vier“ auf die Bremer Stadtmusikanten beruft, mit dem Volksmärchen hat das hier so gut wie nichts zu tun. Stattdessen ist der Animationsfilm eine Art Tierkrimi, der sich zwar an ein junges Publikum richtet, dank diverser skurriler bis satirischer Einfälle aber auch bei Erwachsenen nicht verkehrt ist.
6
von 10