Hi AI
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Hi, AI

Hi AI
„Hi, AI“ // Deutschland-Start: 7. März 2019 (Kino)

In Film und Fernsehen, da sind sie schon seit einigen Jahrzehnten unsere ständigen Begleiter: Roboter, die über eine eigene Intelligenz verfügen, eine eigene Persönlichkeit, dabei auch selbst schon vergleichsweise menschlich aussehen. Man denke nur an den wissenschaftlich versierten Grag aus Captain Future oder auch das dauerquasselnde Wörterbuch C3-PO aus Star Wars. Ganz so weit sind wir in der Realität noch nicht. Doch auch hier hat sich im Laufe der letzten Jahre einiges getan, das verblüfft, erstaunt, manchmal sogar ein wenig erschreckt.

Mit einer solchen Szene beginnt Hi, AI dann auch, ein Dokumentarfilm über solche humanoiden Roboter, die mit einer zumindest rudimentären künstlichen Intelligenz ausgestattet sind. Zu sehen ist hier eine Frau, die einer Zahnuntersuchung wegen auf dem Behandlungstisch liegt, sich aber erst später als Roboter herausstellt. Täuschend echt ist das Ergebnis noch nicht, ein Blick auf das Gesicht verrät sofort, dass wir es hier mit einem erschaffenen Objekt zu tun haben. Vielmehr ist die Dame in einem etwas unheimlichen Zwischenstadion, das schon recht menschlich aussieht, es aber nicht ist. Zumindest jetzt noch nicht.

Liebe geht durch die Maschine
Etwas überzeugender ist da schon Harmony. Was einen Grund hat: Sie ist als Liebesroboter konzipiert, der Chuck ein wenig seiner Einsamkeit nehmen soll. Mit ihr kann er sich unterhalten, über Literatur zum Beispiel. An anderen Stellen tauschen sie sich auch zu philosophischen Aspekten aus, die nicht ausbleiben, wenn Mensch und Maschine zusammenkommen. Möglich macht dies ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Persönlichkeitseinstellungen, die sich per Wi-Fi und Smartphone an das eigene Bedürfnis anpassen lassen. So kann sich jeder die eigene Traumpartnerin basteln.

Etwas eigenwilliger ist da schon Pepper, der zweite Roboter-Star von Hi, AI. Mit Sex hat der nichts am Hut, auch wenn er zwischendurch gern mal ein bisschen flirtet und neckt. Was schon viel ist für ein Gerät, das eigentlich auf dem Stand eines Jungen ist – und auch danach aussieht. Eigentlich sollte er der betagten Sakurai Gesellschaft leisten, damit sie nicht so alleine ist, ein Geschenk ihres Sohnes. Das tut er auch, der niedliche Lausbub erfreut sowohl sie wie auch den Rest der Familie, dank eingebauter Sensoren und Kameras kann er sogar auf Bewegungen und Berührungen der Menschen reagieren.

Ein Roboter für alle Fälle?
Während diese zwei Beispiele das Herzstück von Hi, AI sind, gibt Regisseurin Isa Willinger aber auch immer mal wieder Einblicke in die allgemeine Entwicklung unserer Roboter. Waren diese früher oft reine Arbeitsmaschinen, die etwa in Lagern zum Einsatz kamen, sind die Aufgaben heute deutlich vielfältiger. Sie können Empfangsdame spielen, etwa in einer Shopping Mall. Andere werden in Küchen gebraucht, erzählen Geschichten, nehmen die Position von Butlern ein. Die Betätigungsfelder sind also vielfältig, werden immer komplexer. Gemeinsam ist nur, dass Roboter hier als Diener auftreten.

Auch diese Beispiele sind sehenswert, führen sie uns vor, wie weit die Entwicklung ist und wo Roboter in Zukunft Menschen ersetzen können. Aber der spannendste Aspekt ist der, der durch Harmony und Pepper Einzug erhält. Wie sollen wir eigentlich mit künstlichen Intelligenzen umgehen? Wie kann ein Zusammenleben mit Robotern aussehen? Eine wirkliche Antwort liefert Hi, AI, das beim Max Ophüls Preis 2019 Premiere feierte, nicht. Auch weil wir heute grundsätzlich noch keine Antworten haben, zu neu ist das alles, zu unvorhersehbar auch. Aber es ist eine spannende Momentaufnahme, die der Dokumentarfilm da bietet, mal skurril, dann wieder traurig, die auch sehr zum Nachdenken und Diskutieren anregt.



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Können Roboter Menschen auch im zwischenmenschlichen Bereich ersetzen? Und wie wollen wir in Zukunft mit künstlichen Intelligenzen zusammenleben? Das sind nur zwei der Fragen, die „Hi, AI“ aufwirft. Antworten gibt der Dokumentarfilm keine, dafür aber spannende, kuriose bis traurige Einblicke in eine Entwicklung, die wir selbst noch nicht absehen können.