Fair Traders
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Fair Traders

Fair Traders
„Fair Traders“ // Deutschland-Start: 28. März 2019 (Kino) // 25. Oktober 2019 (DVD)

Die Welt soll nicht fair sein? Stimmt. Manche Menschen kommen beispielsweise mit jeder Menge Vorteile auf die Welt, welche von vornherein etwaige Wettkämpfe verzerren. Es gibt Arbeitskollegen, die auf der Karriereleiter davoneilen, ohne dass man genau wüsste warum. Not und Elend sind ungleich verteilt, wer erst einmal drin steckt, kommt kaum wieder heraus. Und selbst der wöchentliche Blick auf die Kinocharts ist oft ernüchternd, wenn liebevoll und clever produzierte Werke keine Chance gegen Reißbrettware haben. Viel dagegen tun kann man da nicht, lieb es oder lass es lautet die Devise.

Oder vielleicht doch? Fair Traders stellt drei Menschen vor, die zumindest den Versuch wagen, wieder nachhaltig zu wirtschaften. Die eben nicht wie so oft den maximalen Profit zur Firmenphilosophie erklären, nicht andere ausnutzen und übergehen. Die Beispiele, die Regisseur Nino Jacusso für ein solches Umdenken findet, sind sehr unterschiedlich, betreffen verschiedenste Berufsfelder. Es ist noch nicht einmal sicher, ob die Motivation dahinter wirklich identisch ist. Inspirierend sind seine Ausflüge aber durchaus.

Nachhaltigkeit mit Geschichte
Patrick Hohmann beispielsweise entschied schon vor 20 Jahren, in Indien und Tansania Bio-Baumwollplantagen zu schaffen – also lange bevor Bio und Nachhaltigkeit zu inhaltsentleerten Unternehmensschlagwörtern wurden. Rund 8000 Bauern fanden durch ihn Arbeit. Eine Arbeit, von der sie tatsächlich auch leben konnten, was in dem Bereich nicht unbedingt selbstverständlich ist. Und doch florierte das Unternehmen, zumindest bis jetzt. Was die Zukunft bringt, ist noch etwas ungewiss, da Hohmann sein Lebenswerk abgibt. Fair Traders ist an der Stelle auch die Würdigung einer Erfolgsgeschichte.

Eine solche hat auch Sina Trinkwalder zu erzählen. Als die durch ihre Arbeit für eine Werbeagentur zu Vermögen gekommene Unternehmerin 2010 ihre Ersparnisse investierte, um ein Textilunternehmen zu gründen, hätte sie nie geahnt, wie schnell sie expandieren würde. Ihr Ziel war es, den Abgehängten unserer Gesellschaft wieder eine Perspektive zu geben. Und so nähen für sie inzwischen 150 Menschen, die keine Chancen mehr hatten auf dem regulären Arbeitsmarkt, erhalten dafür gutes Geld und eine unbefristete Stellung. Auch sie setzt auf Gemeinschaftlichkeit und faire Bedingungen, will zudem durch Recycling etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun.

Ich will wissen, was ich esse
Das hat sie mit Claudia Zimmermann gemeinsam, wenn sie übrig gebliebene Nahrung zu Spottpreisen verkauft, anstatt sie wegzuwerfen. Denn auch in der Schweiz landet zu viel Essen in der Tonne, was aus unternehmerischer Sicht sinnvoller sein mag, ethisch ist es wohl kaum. Ihr Beispiel ist das bescheidenste der drei, die Schweizerin engagiert sich nicht für Obdachlose, gibt nicht Tausenden von Angestellten ein Zuhause. Aber auch sie zeigt, dass es anders geht, besser, gesünder: In ihrem Laden gibt es nur Bio-Produkte zu kaufen, produziert auf ihrem eigenen Bauernhof.

Dass sie damit die Welt nicht retten kann, weiß sie natürlich. Das wissen alle drei. Sie können und wollen nur Teil einer Alternative sein zu den profitorientierten Unternehmen, die sich selbst als alternativlos darstellen. Was diese Alternative sonst noch alles beinhalten könnte, darüber schweigt sich Fair Traders aus. Der Beitrag der Hofer Filmtage 2018 zeigt kein Gesamtkonzept. Oftmals wird ja nicht einmal ganz klar, wie die drei Beispiele als Unternehmen funktionieren. Stattdessen stehen in dem Dokumentarfilm die jeweiligen Protagonisten im Vordergrund und erzählen erstaunlich offen von ihren Erfahrungen und Hintergründen. Das ist dann zwar nicht immer informativ in Hinblick auf eigene Möglichkeiten, etwas zu tun. Aber es ist mitreißend genug, zumindest darüber nachzudenken.



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„Fair Traders“ stellt uns drei Menschen vor, die sich gegen das profitorientierte Wirtschaften wenden und stattdessen lieber nachhaltig und fair produzieren. Die Beispiele sind spannend und inspirierend, auch wenn oft die Protagonisten und ihre Geschichten im Vordergrund stehen, weniger die tatsächlichen unternehmerischen Errungenschaften.