Ostwind Aris Ankunft
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Ostwind – Aris Ankunft

Ostwind Aris Ankunft
„Ostwind – Aris Ankunft“ // Deutschland-Start: 28. Februar 2019 (Kino)

Es war kein Wiedersehen mit Freude: Als Mika (Hanna Binke) nach Spanien reist, um nach ihrem heißgeliebten Pferd Ostwind zu schauen, wird sie von einem verheerenden Feuer überrascht. Sie überlebt zwar, fällt im Anschluss jedoch ins Koma. Und auch Ostwind hat schwer unter dem Vorfall gelitten, will einfach nichts mehr fressen. Doch das ist nicht die einzige Sorge, die das Gut Kaltenbach umtreibt. So intrigiert Isabell (Lili Epply) kräftig hinter den Kulissen, um in den Besitz von Kaltenbach zu kommen. Neuankömmling Ari (Luna Paiano) wiederum hat mit ihren Aggressionen zu kämpfen. Sollte sie sich auf dem Gut nicht einfügen, dann muss das schwierige Mädchen endgültig in ein Kinderheim.

Ist das jetzt mutig oder irgendwie dreist? Erfolgreiche Kinderfilmreihen haben ja immer das Problem, dass die Darsteller irgendwann zu alt sind, um die Rollen fortführen zu können. Also müssen entweder neue Figuren her oder neue Darsteller, was beides mit einem Risiko verbunden ist. Denn das Zielpublikum mag sich ja weder vom einen noch dem anderen verabschieden. Auch die Macher von Ostwind mussten sich mit der Frage auseinandersetzen, schließlich wird Hauptdarstellerin Hanna Binke demnächst bereits 20 Jahre alt, was nicht mehr so ganz zu dem Wildfang passt, den sie vor sechs Jahren das erste Mal verkörperte.

Ach, hab dich nicht so …
Der dritte Teil der Reihe Aufbruch nach Ora ließ an und für sich vermuten, dass nun ein glatter Cut folgen würde, schließlich gingen Mika und Ostwind damals getrennte Wege. Aris Ankunft macht dies nun rückgängig und versucht eine Art Zwischenschritt: Die Figuren der Reihe sind allesamt noch da, gleichzeitig soll mit Ari aber eine Nachfolgerin aufgebaut werden. Und damit die nicht von der rothaarigen Heldin überschattet wird, muss Letztere fast den gesamten Film im Koma verbringen. Binke dennoch als eine der Hauptdarstellerinnen zu bewerben, grenzt da schon an mutwillige Täuschung.

Glücklicherweise ist die junge Schweizerin Luna Paiano (Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes) aber eine durchaus würdige Nachfolgerin. Sie ist wild, eigensinnig, ein bisschen verschlossen, dabei aber grundehrlich. Und tierlieb natürlich, schließlich muss sie ja eine ganz besondere Beziehung zu Ostwind aufbauen. Das nimmt manchmal etwas befremdliche esoterische Töne an, wenn von Kriegern und Schläfern die Rede ist, von Yin und Yang. Außerdem zeigt sich Autorin Lea Schmidbauer hier weder von einer mutigen, noch einer konsequenten Seite, wenn sie das eigentlich längst freigelassene Titelpferd nun doch wieder an den Hof holt. Beide Identifikationsfiguren auf einmal aufzugeben, das wagte man sich dann wohl doch nicht.

Alles ein bisschen einfacher gestrickt
Aber auch an anderen Stellen suchte Schmidbauer nach dem einfachsten, bequemsten Weg. Wirkliche Zwischentöne bei den Figuren gibt es beispielsweise nicht. Jeder erfüllt eine klare Funktion, hat meistens nur ein bis zwei leicht wiederzuerkennende Charaktereigenschaften. Und weil selbst das noch zu kompliziert sein könnte – das Publikum soll möglichst nicht nachdenken müssen –, wird der böse Gegenspieler Thordur Thorvaldson (Sabin Tambrea) komplett in Schwarz gekleidet. Da bleiben dann keine Fragen mehr offen. Andere durchaus fragwürdige Entwicklungen der Geschichte wie etwa Aris Gewaltausbrüche werden hingegen verharmlost, teilweise sogar auf eine erschreckende Weise gut geheißen. Da beißt sich die pazifistische Katze selbst in den Schwanz.

Trotz der diversen teils unerklärlichen Mängel ist Aris Ankunft aber ein immerhin solider Film, an dem Pferdenärrinnen ihren Spaß haben werden. Das liegt neben den schönen Kulissen und dem einen oder anderen Freiheitsmoment auch an diversen Nebenfiguren. Vor allem der naive Sam (Marvin Linke) und die nicht auf den Mund gefallene Fanny (Amber Bongard) haben einige unterhaltsame Auftritte, dürfen inmitten des bedrohlichen Abenteuers für etwas charmanten Comic Relief sorgen. Und wie auch immer es in Zukunft mit Mika und Ostwind weitergehen wird, es ist schon tröstlich zu wissen, dass einige der alten Freunde wohl auch weiterhin dabei sein werden.



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Alles wieder auf Anfang? „Ostwind – Aris Ankunft“ macht einige der vorangegangen Entwicklungen der Reihe wieder rückgängig, versteht sich gleichzeitig als Neuauflage wie auch als Neubeginn. Das klappt teilweise ganz gut, die neue Hauptfigur ist eine würdige Nachfolgerin. An anderen Stellen ist der Film weniger geglückt, vor allem aufgrund des mal mutlosen, mal wenig nuancierten Drehbuchs.
5
von 10