Love Chunibyo and Other Delusions Take on Me
© Torako/Kyoto Animation/Chu-2byo-Production partnership

Love, Chunibyo & Other Delusions! Take on Me

Love Chunibyo and Other Delusions Take on Me
„Love, Chunibyo & Other Delusions! Take on Me“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2019 (Kino) // 12. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Das ist aber keine so tolle Nachricht, mit der Tōka da ankommt – zumindest nicht für andere. Sie beabsichtigt doch tatsächlich nach Italien zu ziehen, weil ihre Arbeit dort echt gut läuft. Und ihre jüngere Schwester Rikka soll mitkommen. Die hat aber gar nicht vor, Japan zu verlassen, schon gar nicht ohne ihren Freund Yūta. Aber was tun? Rikkas Noten sind so bescheiden, dass dies kaum als Argument durchgeht, hierbleiben zu müssen. Also beschließen die beiden auf Rat ihrer Freunde einfach durchzubrennen, um so Tōka zu zeigen, wie ernst sie es meinen. Die lässt sich aber nicht so leicht abhängen und hat ihrerseits diverse Druckmittel auf Lager, um das junge Liebespaar wieder gefügig zu machen.

Dass die Welt zu einem großen Abenteuer wird und man selbst zum einzigen Helden, der diese noch retten kann, das gehört zum Kindesalter einfach dazu. Ebenso gehört es zum Erwachsenwerden, wenn diese Fantasien nach und nach wieder abgelegt werden. Denn irgendwann ist es auch einfach mal gut. Außer für Rikka natürlich. Der Charme von der Light-Novel-Adaption Love, Chunibyo & Other Delusions! war es, dass die kindlichen Träume einfach fortgesetzt wurden, ohne Rücksicht auf jegliche Erwartungen von der Welt da draußen. Von dem Witz ganz zu schweigen, wenn alltäglichste Vorgänge plötzlich in Hinblick auf finstere Machenschaften umgedeutet wurden.

Der Stillstand als Daseinsberechtigung
Das Problem an dem Szenario war nur: Auf Dauer kann das natürlich nicht funktionieren. Was anfangs noch irgendwie putzig und drollig wird, verliert mit der Zeit seinen Reiz, droht zu langweilen oder gar zu nerven. Das wurde in der zweiten Staffel -Heart Throb- deutlich, welche das Finale der Vorgängerin mehr oder weniger rückgängig machen musste, um die Geschichte fortsetzen zu können. Oder besser: Um sie nicht fortsetzen zu müssen und stattdessen den Status Quo noch etwas länger aufrecht erhalten zu können. Das Ergebnis war eine ziellose Selbstbeschäftigung, die mit mehr Hysterie die eigene Belanglosigkeit zu überdecken versucht, und zu keiner Zeit an den gelungenen Auftakt anknüpfen konnte.

Take on Me schließt nun an die Serie an und zeigt in filmischer Fassung, wie es mit der schwierigen Beziehung weitergehen könnte. Das ist im Grunde erneut ziemlich unnötig, da Staffel eins bereits auf einem Niveau endete, was hier erst noch mühselig erarbeitet werden muss. Sind Rikkas Spinnereien Teil ihrer Persönlichkeit und damit auch Grundlage für Yūtas Gefühle? Oder kann er sie auch ohne das sogenannte Achtklässlersyndrom lieben, welches sie aus dem Alltag fantastische Abenteuer machen lässt? Wer sich mehr für den Romanzenpart der Reihe interessiert, der darf sich darauf freuen, dass der hier wieder in den Vordergrund rückt.

Eine undankbare Aufgabe
Der Humor ist dafür diesmal sonderbar losgelöst von der Zweierbeziehung. Die Aufgabe, das Publikum auch zum Lachen zu bringen, die obliegt nun eher den Nebenfiguren Shinka und Sanae, die den beiden dicht auf den Fersen sind. So richtig gewachsen sind die zwei Mädels ihrer Aufgabe jedoch nicht, weder beim Verfolgen noch in Hinblick auf Erheiterung. Dafür ist der Humor dann doch zu einseitig und auch gewöhnlich. Die absurden Höhenflüge der ersten Staffel müssen aufgeregtem hin und her-Gerenne Platz machen, da hätte das Drehbuch sicher noch mehr Arbeit investieren dürfen.

Und auch visuell ist Take on Me zwar ansprechend, letzten Endes aber nicht gut genug. Kyoto Animation (A Silent Voice) bescheren uns zwar immer wieder ansehnliche Fernsehserien, machen bei ihren Kinoausflügen aber selten wirklich mehr daraus. Das ist zwar auch auf der Leinwand dann hübsch anzusehen, aber doch ohne größere Ambitionen. Die Hintergründe sind auf keinem groß anderen Niveau, als wir es von ihnen gewohnt sind, das Zusammenspiel von 2D- und 3D-Elementen ist genügsam, auch bei den Animationen verausgabte man sich nicht gerade. Von dem visuellen Freischein, den ein Roadmovie mit sich bringt, ganz zu schweigen. Aber wozu auch mehr machen, wenn ohnehin nur die Fans der Serie angesprochen werden sollen? Neue Fans wird der Film wohl kaum gewinnen, dafür setzt das hier viel zu sehr Vorkenntnisse voraus. Wer auch über die zweite Staffel hinaus noch die Treue erhalten kann, der wird sich natürlich auf ein Wiedersehen freuen, solide ist der Filmauftritt ja durchaus. Mehr aber auch nicht, die Chance, die Geschichte tatsächlich weiterzuentwickeln, die wurde ignoriert.



(Anzeige)

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fliehen sie noch immer vor der Realität. Nach der enttäuschenden zweiten Staffel ist der Film zu „Love, Chunibyo & Other Delusions!“ wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Gebraucht hätte es die Kinoversion jedoch nicht unbedingt, da es keine wirkliche inhaltliche Entwicklung gibt und auch optisch nicht mehr geboten wird als bei der Fernsehserie.
6
von 10