Unknown User Dark Web
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Unknown User: Dark Web

Unknown User Dark Web
„Unknown User: Dark Web“ // Deutschland-Start: 6. Dezember 2018 (Kino) // 11. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Ein ganz gemütlicher Abend mit Freunden vor dem Rechner hätte es werden sollen, so zumindest war der Plan von Matias (Colin Woodwell). Aber erst gibt es Knatsch mit seiner taubstummen Freundin Amaya (Stephanie Nogueras), die nicht so glücklich ist über seine mangelnden Anstrengungen, die Zeichensprache zu lernen. Und dann macht sein neuer Laptop auch noch Zicken. Ständig bekommt er eigenartige Nachrichten, die wohl für den Vorbesitzer gedacht waren. Als er und die anderen sich vor ihren jeweiligen Computern eingefunden haben, machen sie eine fürchterliche Entdeckung: Eine Gruppe im Dark Web treibt grausame Spiele und sind nun ihnen auf der Spur.

Es braucht bekanntermaßen nicht viel, damit ein Horrorfilm seine Fortsetzung findet. So lange das Projekt nur einigermaßen profitabel war, springen fast immer ein, zwei weitere Teile heraus. Und Profitabilität ist in einem Genre, das wie kaum ein anderes für niedrige Budgets bekannt ist, ein nicht unübliches Phänomen. So war es dann auch keine echte Überraschung, dass Unknown User einen Nachfolger bekommt. Ein Einspielergebnis von 64 Millionen Dollar, wenn das Ding nur eine Million gekostet hat? Das ist zu verführerisch, um Nein sagen zu können. Dass eine direkte inhaltliche Fortsetzung nicht möglich ist, war dabei kein wirkliches Problem. Schließlich gibt es genug Horrorreihen, bei denen von Teil zu Teil alle Protagonisten ausgetauscht werden.

Menschen wie du und ich
Im Fall von Unknown User: Dark Web ist das sogar ein Segen. Hatten in dem inhaltlich unabhängigen Vorgänger noch kreischende Teenies das Sagen, die schnell so nervig wurden, dass man insgeheim den unbekannten Täter anfeuerte, ist das hier ganz anders. Die Figuren sind deutlich älter, reifer und letztendlich sympathischer. Sie haben sich und dem Publikum auch viel mehr zu sagen: Wenn sie sich über Freundschaften und Beziehungen austauschen, einfache Spiele spielen oder sich gegenseitig aufziehen, dann fühlt man sich schnell selbst als Teil der Clique. Sympathisch ist auch, wie natürlich und unaufgeregt der Film mit Themen wie Homosexualität oder der taubstummen Amaya umgeht.

Daran haben auch die Schauspieler einen großen Anteil. Auf größere Namen wurde verzichtet, wohl um das Budget erneut möglichst gering zu halten. Ein Blick auf die bisherige Filmografie der Truppe bringt größtenteils No-Name-Produktionen und/oder kleine Nebenrollen hervor. Geschadet hat dies jedoch nicht, die Nachwuchsdarsteller und -darstellerinnen bringen genügend Leben und Charisma mit, überzeugen auch in den gelegentlich etwas anspruchsvolleren Momenten, wenn in Sekundenschnelle die Stimmung tippt.

Gefangen in einem Bildschirm
Denn das ist das Perfide an Dark Web: Die Protagonisten sind gleichermaßen Beobachter wie Beobachtete. Wie schon in Unknown User spielt sich das komplette Geschehen auf den Bildschirmen eines Desktops ab, vergleichbar auch zu Open Windows oder Searching. Dann und wann erhaschen wir einen Blick auf die Hintergründe der Zimmer oder sehen Videos anderer Orte. Zu einem Großteil besteht die Optik aber tatsächlich allein aus den Aufnahmen der Freunde, die auf ihre Bildschirme starren. Abwechslungsreich ist das nicht, Spannung gehört aber allgemein nicht zu den großen Stärken des Films. Dafür setzt das Gefühl der Bedrohung viel zu spät ein.

Dafür aber macht Dark Web Spaß. Der Film schafft es, auf der einen Seite das Online-Verhalten der heutigen Zeit gut einzufangen, das von Fenster zu Fenster zu Fenster springt, gleichzeitig aber völlig überzogen zu sein. Je weiter der Film voranschreitet, je tiefer die Abgründe sind, umso lächerlicher wird das Ganze eigentlich. Computer werden hier nicht nur zum Ort, wo sich alle treffen, sondern auch zu einem wo alles möglich ist. Mit Wahrscheinlichkeit oder Glaubwürdigkeit sollte sich deshalb keiner aufhalten, dafür erzählt Stephen Susco, der zuvor Drehbücher für The Grudge geschrieben hat, bei seinem Regiedebüt zu viel Blödsinn. Immerhin ist es aber Blödsinn, der teilweise tatsächlich unvorhersehbar ist. Wo man sich in dem Genre oft zu Tode langweilen muss, wenn eine Szene nach der anderen geklaut wird, ist man hier zumindest gespannt, was denn als nächstes passieren mag.



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Wie beim Vorgänger befasst sich „Unknown User: Dark Web“ mit den Gefahren des Internets und setzt dabei komplett auf seine Desktop-Optik. Das ist gleichzeitig lebensnah, auch wegen der sympathischen Figuren, und doch völlig überzogen. Spannend ist das weniger, auch wenn die Neugierde auf einem höheren Niveau bleibt. Spaß macht der perfide Horror aber durchaus.
6
von 10