Operation Overlord
© Paramount Pictures

Operation: Overlord

Operation Overlord
„Operation: Overlord“ // Deutschland-Start: 8. November 2018 (Kino)

Die Zeit drängt: Als das Flugzeug des nordamerikanische Soldatentrupp im Juni 1944 abgeschossen wird, scheint die Mission bereits gescheitert, noch bevor sie angefangen hat. Doch einige wenige konnten überleben, darunter Boyce (Jovan Adepo) und Ford (Wyatt Russell), und machen sich auf den Weg zu einem nordfranzösischen Dorf, um einen Radarturm der Nazis zu zerstören. Hilfe erhalten sie dabei von der Einwohnerin Chloe (Mathilde Ollivier), die sie in ihrem Haus versteckt. Doch die Aussichten sind weiter schlecht. Nicht nur, dass der stark dezimierte Trupp gegen Dr. Wafner (Pilou Asbæk) und dessen Männer ankommen muss. Ihnen dämmert zudem, dass in der besetzten Kirche einige sehr finstere Dinge zugehen.

Es gibt sie doch noch, die Überraschungen im Horrorgenre. Für Operation: Overlord gilt das gleicht doppelt. Nicht nur, dass der Film wider Erwarten nicht Teil des Cloverfield-Universums ist – bei einem Horrorstreifen, bei dem J. J. Abrams seine Finger im Spiel hat, ein durchaus naheliegender Gedanke. Er ist auch noch gut. Und das konnte man bei einem Film, der im Vorfeld schon verriet, Nazis und Zombies in einen Topf zu werfen, nun wirklich nicht erwarten. Dafür gab es einfach zu viele Beispiele, die sich an der Kombination versuchten und trotz höheren Trashfaktors nur wenig Spaß machten, siehe etwa Bunker of the Dead oder Trench 11.

Bombastischer Auftakt
Operation: Overlord, das auf dem Fantastic Fest 2018 Premiere feierte, ist aber ohnehin nur bedingt mit solchen Kollegen zu vergleichen, allein schon des Budgets wegen. Ganz billig dürfte der Spaß nicht gewesen sein, gerade zu Beginn schießt das hier ein Feuerwerk nach dem anderen ab. Wortwörtlich. Die einleitende Sequenz rund um das abgeschossene Flugzeug der Soldaten gehört zu den beeindruckendsten und unheimlichsten Kriegsszenen der letzten Zeit, unabhängig von der zu erzählenden Geschichte. Und auch danach wurde doch einiges in die Optik investiert. Sonderlich abwechslungsreich ist die aufgrund des begrenzten Settings nicht – ein Großteil des Films spielt im Haus von Chloe und den Kellern in der Kirche. Daraus wurde jedoch jede Menge herausgeholt.

Die Stärke von Operation: Overlord liegt aber nicht nur in den Bildern, die deutlich mehr bieten, als wir es aus diesem doch recht speziellen Bereich des Horrorgenres gewohnt sind. Der Film ist auch deutlich spannender. Regisseur Julius Avery (Son of a Gun) verzichtet auf allzu plakative Schreckmomente und explosive Actionszenen. Beides kommt vor, vor allem gegen Ende hin. Zuvor lässt er es aber erstaunlich ruhig zugehen. Nach dem blutigen Auftakt begnügt er sich damit, die Figuren in eine bedrohliche, sich langsam intensivierende Situation zu stecken, zwischen Kammerspiel und Klaustrophobie.

Keine Überraschung, aber viel Spannung
Dass die Geschichte selbst und die dort herumschwirrenden Figuren nicht sonderlich eigenständig sind, verkommt da schnell zur Nebensache. Man verzeiht dem Film auch, dass er doch recht vorhersehbar ist, manche Katastrophen schon verarbeitet sind, noch bevor sie gezeigt werden. Denn was Operation: Overlord an diesen Stellen mangelt, das wird durch die dichte Atmosphäre wieder ausgeglichen. Und auch die Darsteller, die meisten davon aus der zweiten und dritten Reihe rekrutiert, tragen maßgeblich dazu bei, dass die Mischung sehr viel stimmiger ist, als sie eigentlich sein dürfte.

Pilou Asbæk (Ghost in the Shell, A War), einer der derzeit größten Exportschlager Dänemarks, genießt es sichtlich, den schmierigen Nazi-Oberbösewicht zu geben. Zudem darf er sein Sprachtalent zeigen, das hier Deutsch, Englisch und Französisch umfasst. Ohnehin ist es sympathisch, wie ein Hollywood-Horrorfilm tatsächlich auch mal Fremdsprachen zulässt und in sinnvollen Situationen einsetzt. Denn auch das trägt dazu bei, dass Operation: Overlord über weite Strecken als reale Geschichte durchgehen könnte, sich lange als Kriegsfilm tarnt, bevor die zuvor nur angedeuteten Horroelemente endgültig ausbrechen. Da zudem die Maskenbilder bei Letzterem eine ebenso gute Arbeit abliefern wie der Rest des Teams, dürfen sich Genrefreunde die Hände reiben und schon einmal ein Kinoticket lösen. Denn spannendere Horrorfilme wird es in den letzten zwei Monaten 2018 wohl kaum noch auf der großen Leinwand geben – wo dieser aufgrund der Bilder auch eindeutig hingehört.



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Die Kombination von Nazis und Zombies verspricht eigentlich nur Müll, zudem sind weder die Geschichte noch die Figuren hier sonderlich spannend. Der Film selbst ist es aber schon: „Operation: Overlord“ überrascht durch eine starke Atmosphäre, tolle Bilder und spielfreudige Darsteller und wird auf diese Weise zu einem Horror-Überraschungshit auf der großen Leinwand.
7
von 10