Unzertrennlich nach Verona
© ARD/Degeto/Mark Popp

Unzertrennlich nach Verona

Unzertrennlich nach Verona
„Unzertrennlich nach Verona“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2018 (TV)

Es gab sicher eine Zeit, da waren Ulla (Veronica Ferres) und Jan (Heiner Lauterbach) miteinander glücklich gewesen. Doch das liegt inzwischen schon eine ganze Weile her. Wann immer die beiden sich sehen, gibt es Zoff, umso mehr da die Richterin und der verdeckte Ermittler auch beruflich regelmäßig miteinander zu tun haben. Eine Sache eint die zwei jedoch: Töchterchen Julia (Paulina Rümmelein). Dass die mit Freunden auf dem Weg nach Verona ist, um sich dort ein Konzert anzuschauen, damit konnten die zwei noch leben. Es war ja sogar Jans Idee gewesen. Als sie mitbekommen, dass die Musik aber nur zweitrangig ist und sie sich eigentlich mit einer Internetbekanntschaft treffen will, da gibt es kein Halten mehr: Widerwillig raufen die beiden sich zusammen und fahren Julia hinterher – und erleben unterwegs so manche Überraschung.

Der Weg ist das Ziel, lautet nicht nur eine alte Binsenweisheit. Es ist auch das Motto von Roadmovies, die oftmals nur deshalb ihre Protagonisten auf die Reise zu einem Ort schicken, um die Strecke dorthin zu zeigen, viele Begegnungen aneinanderzureihen und zerstrittene oder sich fremde Menschen näherzubringen. Erkenntnisgewinn steht an erster Stelle, das bloße Ankommen ist Nebensache. Beispiele hierfür gibt es ohne Ende, allein aus Deutschland kamen im Laufe des letzten Jahres eine ganze Reihe von Werken, die nach dem Prinzip funktionierten (303, Leanders letzte Reise, Helle Nächte).

Eine Reise mit bekanntem Ausgang
Unzertrennlich nach Verona ist dem ganz ähnlich, verwendet viele der bekannten Bauteile. Dass beispielsweise Ulla und Jan, die sich anfangs noch spinnefeind sind, mit der Zeit doch wieder Gefühle füreinander entdecken, das ist so offensichtlich, dass es nicht einmal mehr als Spoiler durchginge. Ebenso dass die überfürsorgliche Mutter lernt, so langsam ein bisschen loszulassen und ihrer Tochter mehr Freiraum zu gewähren. Denn nur wer Kinder gehen lässt, hat eine Chance, dass sie später wiederkommen, wie eine eher überflüssige Szene es gegen Ende auf den Punkt bringt – für all die, die es bis dahin noch nicht verstanden haben.

Aber Roadmovies müssen ja nicht zwangsweise originell sein. Hauptsache, es gibt ordentlich was zu sehen und schöne Einzelmomente. Beim ersten Punkt ist Unzertrennlich nach Verona leider eine Enttäuschung. Möglich, dass der TV-Film nicht das dafür notwendige Budget hatte. Aber es ist schon etwas ernüchternd, wie wenig wir von der Gegend zu sehen bekommen. Meistens sind die Protagonisten in irgendwelchen Gebäuden, wo sie entweder streiten oder ihnen Missgeschicke passieren. Das auf dem Artwork so prominent gezeigte Motorrad, auf dem die Eltern zu sehen sind, kommt kaum zum Einsatz.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte
Beim Unterhaltungsfaktor sieht es glücklicherweise besser aus. Zwar erreicht Unzertrennlich nach Verona nicht die leise Klasse vom TV-Kollegen Nichts zu verlieren, wo Trauerreisende in einen Überfall hineingezogen werden. Dafür gibt es aber amüsant Schlagabtausche zwischen den beiden Ex-Partnern. Gerade zu Beginn ist es doch recht spaßig, wenn sich die Schauspielveteranen Ferres und Lauterbach lauter Gemeinheiten an den Kopf werfen, keine Gelegenheit auslassen, um dem anderen verbal gegens Schienbein zu treten.

Zum Ende hin geht der Komödie dann aber doch die Luft aus. Da die zwei ja unweigerlich zusammenfinden müssen, fällt die Hauptquelle für kleine Lachnummern aus. Und auch wenn sich Drehbuchautor Uli Brée sichtlich bemüht, einen Ersatz hierfür zu finden, so ganz geht das nicht auf. Ein paar nett-skurrile Begegnungen finden statt, Unzertrennlich nach Verona will dann aber doch nicht mehr sein als ein harmloser Wohlfühlfilm für den gemütlichen Fernsehabend. Wem das reicht, der kann sich gern mit auf den Weg machen und für anderthalb Stunden die Zeit vergessen.



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Besorgte und zerstrittene Eltern raufen sich zusammen, um ihre Tochter vor einem großen Fehler zu bewahren: Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, was das für das Publikum bedeutet. Zumindest anfangs ist „Unzertrennlich nach Verona“ aber durchaus amüsant, da sich die zwei gegenseitig nichts schenken. Zum Schluss lockt das übliche versöhnliche Wohlfühlende.
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