This Magnificent Cake
This Magnificent Cake
„This Magnificent Cake!“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

2018 meinte es richtig gut mit den Freunden der altehrwürdigen Stop-Motion-Technik. Während die beiden Großproduktionen Isle of Dogs – Ataris Reise und Early Man – Steinzeit bereit aufgrund der berühmten Namen die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten, tummelten sich dahinter im Independentbereich eine ganze Reihe interessanter Werke. Eines der besten davon: This Magnificent Cake! Ganz unerwartet ist das nicht, handelt es sich dabei doch um den neuen Titel von Emma De Swaef und Marc James Roels. Und die durften für ihren letzten Kurzfilm Oh Willy … vor einigen Jahren gleich 80 Preise weltweit in Empfang nehmen. Sollte es auch nur irgendwie gerecht zugehen da draußen, für ihre Nachspeise hätten sie das ebenfalls verdient.

Unterwegs mit Verlierern und Träumern
Dieses Mal nehmen uns die beiden Belgier mit in das Afrika des 19. Jahrhunderts und erzählen fünf Geschichten des damaligen Kolonialismus. Geschichten über Könige, über Eingeborene, die niedere Arbeiten vollrichten müssen, über Europäer, die auf dem Schwarzen Kontinent ihr Glück suchen. Vergeblich. This Magnificent Cake!, das ist kein Film über strahlende Helden. Stattdessen stellen uns die zwei Filmemacher lauter Figuren vor, die jeder auf ihre Weise verloren haben, gescheitert sind – an der Gesellschaft, manchmal auch an ihren eigenen Träumen.

Die Stimmung des Films ist dann auch meistens eher trauriger Natur, eine melancholische Reflexion und Sinnsuche. Es finden sich aber auch immer mal wieder komische Momente in This Magnificent Cake!, in denen es schräg, wenn nicht gar surreal wird. Beispielsweise begegnet einer dieser verlorenen Suchenden auf seinem Streifzug einer zu groß geratenen Schnecke, die er mit reichlich Bier anfüllt und von der er sich Freundschaft inmitten der Einsamkeit erhofft.

Ungewohnter Sehgenuss
Surreal ist die 44-minütige Anthologie, die unter anderem auch dem Fantoche Animationsfestival und dem Filmfest Oldenburg zu sehen ist, aber auch aus einem anderen Grund. De Swaef und Roels erzählen ihre Geschichten mithilfe von Puppen, die aus Stoff gefertigt sind. Das verleiht ihnen ein ganz eigenes Aussehen. Eine warme Sinnlichkeit, die im Kontrast steht zu den oft leeren Szenerien und den unterkühlten Geschichten. Aber nicht nur die Figuren, auch drumherum werden bei This Magnificent Cake! ausgiebige Stoffe verwendet, beispielsweise bei der Darstellung von Wasser.

Auch dafür lohnt sich der Film, er zeigt eine Variante von Stop-Motion, die man nun wirklich nicht sehr häufig sieht. Die selbst in Szenen funktioniert, bei denen man es nicht unbedingt erwarten würde. Zudem hat der Film, der das Adjektiv „magnificent“ im Titel tatsächlich verdient, durch das Szenario auch etwas schön Nostalgisches, selbst wenn nicht alle Geschichten schön sind. Einige sind sogar ausgesprochen bitter, etwa beim menschenverachtenden Umgang mit den Einheimischen, der etwas unangenehme Assoziationen an das hier und jetzt weckt. So wie manches hier sehr viel universeller ist, als das spezielle Setting vermuten ließe.



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Das Setting ist ungewöhnlich, die Umsetzung ist es auch: In fünf Episoden erzählt „This Magnificent Cake!“ aus der Zeit, als die Europäer Afrika kolonisierten, und tut dies mit eigenwilligen Stoffpuppen. Der Stop-Motion-Film ist allein deshalb schon sehenswert, gefällt aber auch den mal komischen, dann wieder traurigen, teilweise sogar surrealen Inhalt.
8
von 10