Thilda und die beste Band der Welt
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Thilda & die beste Band der Welt

Thilda und die beste Band der Welt
„Thilda & die beste Band der Welt“ // Deutschland-Start: 20. September 2018 (Kino)

An Ambitionen mangelt es Grim (Tage Johansen Hogness) und Aksel (Jakob Dyrud) sicher nicht. Schließlich wollen sie mit „Los Bando Immortale“ als beste Band der Welt Musikgeschichte schreiben. Der erste Schritt ist bereits getan, eine Einladung zum norwegischen Rock-Championship haben sie schon in der Tasche. Nur brauchen sie dafür dringend einen Bassisten. Stattdessen steht aber Thilda (Tiril Marie Høistad Berger) mit ihrem Cello vor ihnen. Immerhin: Die 9-Jährige hat es echt drauf. Und auch ein Fahrer ist schnell gefunden, als sich Martin (Jonas Hoff Oftebro) bereit erklärt, sie mit dem Van durchs Land zum Festival zu bringen. Doch damit fangen die Probleme erst an. Nicht nur, dass sich aus den unterschiedlichsten Gründen eine ganze Reihe von Leuten an ihre Fersen heften. Auch innerhalb der Truppe kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen.

Bei Roadmovies ist bekanntermaßen der Weg das Ziel. Wohin die Reise geht, ist oft nebensächlich, wichtiger ist dabei, wie meistens die Figuren zusammenfinden, einander besser kennenlernen. Im Fall von Thilda & die beste Band der Welt geht es jedoch eher darum, wie die Protagonisten sich selbst kennenlernen müssen. Zwischen 9 und 17 sind die vier Teilnehmer, zu jung, um bereits einen Platz im Leben gefunden zu haben. Alt genug jedoch, um schon ein bisschen an eben diesem Leben zu verzweifeln. Denn die vier haben nicht nur Wäsche und Proviant im Gepäck, sondern auch jede Menge Probleme.

So jung und schon so viel Stress
So leidet Grim an den ständigen Streitereien seiner Eltern, die selbst das Füllen des Kühlschranks zu einer Staatsaffäre machen. Aksel ist unglücklich in Linda verliebt und hofft darauf, dass der Auftritt ihm einige Pluspunkte verschafft. Thilda leidet an Einsamkeit, da sie keine Freunde hat und die Kommunikation mit ihren Eltern recht einseitig ist. Und selbst Martin, der ja eigentlich kein Teil der Band ist, darf mit seinen 17 Jahren frustriert sein. Schließlich soll er den Betrieb seines Vaters übernehmen, obwohl er eigentlich von einem ganz anderen, einem eigenen Leben geträumt hat.

Das hört sich nach ein bisschen viel an, ein Soap-Opera-Konzentrat aus dem hohen Norden. Doch Thilda & die beste Band der Welt, das auf der Berlinale 2018 Premiere feierte, gelingt es ganz gut, all diese Probleme harmonisch zusammenzubringen und glaubwürdig zu gestalten. Gerade auch, weil die Konflikte und Schwierigkeiten so universell gehalten sind – unglückliche Liebe, Probleme mit der Familie –, wird sich das jüngere Zielpublikum ohne größere Hürden in einem oder mehreren der vieren wiederfinden können. Film als Identifikationsfläche.

Lasst uns Spaß haben!
Zumal Thilda & die beste Band der Welt auch einen bewusst lockeren Ton anschlägt. Die Themen mögen ernst sein. Das bedeutet jedoch nicht für Regisseur Christian Lo, dass sie auch ernst präsentiert werden müssen. Tatsächlich ist der Film häufiger eher Komödie als Drama, baut immer wieder lustige Auseinandersetzungen und Begegnungen ein. Die dürfen an manchen Stellen dann auch etwas überzogen sein, geradezu absurd. Man geht schließlich nur einmal auf eine so große Reise, da sollte die ein bisschen erinnerungswürdig sein.

Für das Ende gilt das eher weniger, wenn der Film sich doch auf ein paar sehr vereinfachte Plattitüden einlässt. Dass der Trip derart glorifiziert wird, obwohl er eigentlich verantwortungslos ist, könnte ebenfalls einigen aus dem Publikum sauer aufstoßen – sofern diese mit eigenen Kindern dort sein sollten. Am Ende ist Thilda & die beste Band der Welt aber doch unterhaltsam, hat das eine oder andere für den weiteren Lebensweg mitzugeben und verwöhnt zudem mit schönen Aufnahmen aus Norwegen, die nicht nur bei den jungen Zuschauern für leuchtende Augen sorgen dürften.



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In „Thilda & die beste Band der Welt“ starten vier Kinder und Jugendliche einen Trip mit dem Ziel, zu einem großen Rockfestival zu fahren. Das ist sympathisch, teilweise witzig, schön bebildert und gleichzeitig aufgrund der universellen Coming-of-Age-Themen auch ein guter Wegweiser für das junge Zielpublikum.
7
von 10