The Domestics
© Kinostar

The Domestics

„The Domestics“, USA, 2018
Regie: Mike P. Nelson; Drehbuch: Mike P. Nelson; Musik: Nathan Barr
Darsteller: Tyler Hoechlin, Kate Bosworth, Lance Reddick, Sonoya Mizuno

The Domestics
„The Domestics“ läuft ab 23. August 2018 im Kino

Die Welt steht vor dem Abgrund: Es gibt zu viele Menschen, zu wenige Ressourcen, dafür Unmengen an Konflikten. Wenn die Erde irgendwie gerettet werden soll, dann nur durch drastische Mittel. In Ihrer Not beschließt die Regierung daher, einfach alle Menschen auszulöschen. Sind diese erst mal weg, gibt es auch keine Probleme mehr. Dachte sie. Tatsächlich haben aber eine ganze Reihe von Leuten überlebt, die sich nun in Gangs zusammenschließen und so ihr Überleben sichern. Es gibt aber auch welche, die sich diesem Wahnsinn nicht anschließen wollen und als sogenannte „Domestics“ ihr altes Leben daheim weiterführen. Auch Mark (Tyler Hoechlin) und Nina (Kate Bosworth), deren Ehe kurz vor dem Aus stand, als die Katastrophe geschah, gehören dazu. Gemeinsam machen sie sich auf den langen Weg nach Milwaukee, wo bis Ninas Eltern leben, von denen sie nun aber schon seit einer Weile nichts mehr gehört haben.

Das Ende der Welt ist da. Mal wieder. Es vergeht ja kaum noch eine Woche, in der nicht irgendein Filmemacher auf der großen weiten Welt der Ansicht ist, dass das alles ganz bestimmt in einer fürchterlichen Katastrophe enden wird. Der Weg dorthin mag unterschiedlich ausfallen: Mal fallen wir einem Virus zum Opfer und verwandeln uns in gehirntote Zombies, mal überfallen uns Außerirdische, wie kürzlich in A Quiet Place. Auch Ressourcenknappheit ist ein beliebtes Thema, um Protagonisten in möglichst unbequeme, oft sogar mörderische Situationen zu zwingen. In These Final Hours ist es ein Asteroid, der das letzte Stündlein der Menschheit eingeleitet hat.

Was soll’s, töten wir halt alle
Eines muss man Mike P. Nelson lassen: In dem bereits überlaufenen Umfeld der Endzeitthriller findet er eine bislang nur wenig genutzte Erklärung, warum das bisherige Leben nun vorbei sein soll. Der Mensch hat es so gewollt. Nein, plausibel ist es nicht, was der Regisseur und Drehbuchautor in The Domestics da erzählt. Wo The Purge – Die Säuberung tatsächliche Tendenzen der Gesellschaft aufgreift und bis zur Schmerzgrenze überzieht – mit viel Blut natürlich –, da wirkt die Entscheidung, einfach alle Menschen zu töten, wie eine vom anderen Stern.

Andererseits, Nelson interessiert sich ja auch nicht sonderlich für das Szenario. Von den Entscheidungsträgern bekommen wir rein gar nichts zu sehen, das Thema und der Weg zur Katastrophe werden praktisch nicht im Film aufgenommen. Auch der Grund für Nina und Mark, quer durchs Land zu fahren, ist komplett unwichtig, die Eltern spielen in der Geschichte keine Rolle. Nicht einmal die Eheprobleme sind relevant. Zwar kommt dieses Element in The Domestics von den obigen noch am meisten Aufmerksamkeit. Aber eigentlich hätte man dieses auch weglassen können, der Versuch damit emotionale Tiefe zu erzeugen ist zu plump, zu konstruiert, um eine Wirkung zu erzielen. So wie alle Figuren hier filmische Wegwerfware sind.

Ein blutiger Gemischtwarenladen 
Das ist nicht wirklich ungewöhnlich bei einem solchen Film, Nelson will ja auch nur anderthalb Stunden seinen Spaß haben, indem er die Leute sich gegenseitig die Köpfe einschlagen lässt. Nur fehlt The Domestics dabei die Konsequenz. So sind die vielen Gangs, die sich gebildet haben und alle unter irgendwelchen bescheuerten Mottos stehen, für sich genommen schon witzig. Es hätte aber mehr davon gebraucht, vor allem auch mehr Interaktion zwischen den Gangs. Wie so etwas funktionieren kann, das hat vor einigen Jahren Turbo Kid vorgemacht, der Endzeit mit humorvollem Trash verband. The Domestics geht in eine ähnliche Richtung, hält sich aber viel zu lange mit Mark und Nina auf, die weder für sich genommen, noch in Kombination interessant sind. Die Idee des kriselnden Ehepaares bringt dem Film nichts, hält nur auf.

Unterhaltsam sind die beiden Helden eher unfreiwillig, wenn The Domestics jegliche Glaubwürdigkeit über Bord wirft. Und das geschieht hier des Öfteren. Ob es Nina ist, die im einen Moment das erste Mal eine Waffe in die Hand nimmt und im nächsten schon zur Calamity Jane der Endzeit mutiert. Ob es die Verfolger sind, die erst gar nichts finden, dann aber genau im richtigen Moment auftauchen. Es lohnt sich nicht, den eigenen Verstand hier in Betrieb nehmen zu wollen, dafür ist das alles zu unsinnig, zu wenig zu Ende gedacht. Immerhin, Freunde etwas deftigerer Actionszenen kommen auf die Kosten: Im Rahmen der zunehmend massentauglicheren Horrorfilme im Kino darf es hier noch dreckig und brutal werden. Aber auch diese leichten Exploitation-Anleihen bleiben wie die dramatischen und die komisch überzogenen Elemente letztendlich ohne echten Zug, das ist in jeder Hinsicht einfach zu wenig.



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Das Szenario ist absurd, spielt aber ebenso wie der Anlass der Reise oder die Probleme der verheirateten Protagonisten keine wirkliche Rolle. Wenn in „The Domestics“ ein Ehepaar durch ein mörderisches Endzeitamerika reist und auf groteske Gangs stößt, dann ist das mal brutal, dann wieder dramatisch, oft auch unfreiwillig komisch. In Ansätzen ist das unterhaltsam, letzten Endes aber einfach zu konzeptlos, um etwas damit zu erreichen.
4
von 10