Dead Zone
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Dead Zone

„The Dead Zone“, USA, 1983
Regie: David Cronenberg; Drehbuch: Jeffrey Boam; Vorlage: Stephen King; Musik: Michael Kamen
Darsteller: Christopher Walken, Brooke Adams, Tom Skerritt, Herbert Lom, Martin Sheen 

Dead ZoneAls Johnny Smith (Christopher Walken) das Haus von seiner Verlobten Sarah Bracknell (Brooke Adams) und sich auf den Nachhauseweg begibt, hätte er nicht geahnt, dass sich sein Leben kurze Zeit später für immer verändern wird. Ein Milchlaster, ein übermüdeter Fahrer, ein Unfall – es grenzt an ein Wunder, dass Johnny überhaupt überlebt hat. Aber der Preis ist hoch, fünf Jahre lag er im Koma. Als er wieder zu sich kommt, ist Sarah mit einem anderen verheiratet. Dafür hat Johnny die eigenartige Gabe, sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu blicken. Das hilft ihm in der Folge, Verbrechen aufzuklären und Katastrophen zu verhindern, führt aber auch zu einem schwerwiegenden, moralischen Konflikt.

Seit dem Übererfolg von Es im letzten Jahr rangeln sich die Stars darum, an weiteren Adaptionen vom Horrorkönig Stephen King mitzuwirken. Dabei gab es schon vorher Phasen, in denen der Andrang auf die Bücher und Verfilmungen groß war, sowohl auf Publikumsseite wie auf der der Künstler. Beachtlich waren gerade die 1980er, als innerhalb weniger Jahre große Regisseure wie Stanley Kubrick (Shining), John Carpenter (Christine) und Rob Reiner (Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers) den Werken des Erfolgsautors ihren Stempel aufdrückten. Und auch David Cronenberg, der kurz zuvor mit dem Sci-Fi-Horror-Werk Videodrome einen Genreklassiker ablieferte, versuchte sich zu der Zeit an einem Roman des Amerikaners.

Eine andere Form von Horror
Ganz vergleichbar ist Dead Zone aber nicht, weder mit den anderen Filmen von Cronenberg noch mit den meisten King-Adaptionen. Trotz des Titels, so richtig viel Horror ist hier nicht zu finden. Und auch die Brutalität hält sich in Grenzen. Anders als beispielsweise bei dem im Folgejahr erschienenen Kinder des Zorns sind Gewaltszenen in dieser Verfilmung sehr selten, werden auch nur erstaunlich zurückhaltend, für heutige Augen zudem wenig überzeugend gezeigt. Es ist sogar geradezu drollig, wie sehr der Film ein Produkt seiner Zeit ist und zur Theatralik neigt, ohne dabei explizit zu werden.

Spannend ist Dead Zone dennoch, wenn auch auf eine etwas andere Weise. Die Frage, wie Johnny plötzlich Zugriff zum Übernatürlichen hat, die ist sekundär, scheint weder King noch die vielen Figuren hier zu interessieren. Die Gabe wird schnell als solche akzeptiert, ohne dass noch viel dazu gesagt werden müsste. Interessant wird der Film aber, als er dieser Gabe sowohl persönliche wie auch moralische Komponenten mit auf den Weg gibt. Nicht die fantastischen Elemente sind es, die das Herz des Films ausmachen, sondern die individuellen Geschichten.

Viele Fäden ohne Zusammenhang
Im Buch geschah dies noch in parallel erzählten Handlungssträngen. Die Filmversion behält zwar die episodische Struktur bei, gibt ihnen jedoch einen chronologischen Rahmen. Das Ergebnis ist nur zum Teil geglückt. Während die Einzelfälle mit der Zeit komplexer werden und Johnny mehr und mehr abverlangen, so gibt es doch keinen wirklichen roten Faden. Nur selten werden Elemente oder auch Figuren später wiederaufgegriffen. Stattdessen ist Dead Zone eine lose Aneinanderreihung von Ereignissen ohne Zusammenhang oder eine tatsächliche Entwicklung – sieht man von der zunehmenden Schwächung des Protagonisten ab.

Gerade im Mittelteil hat Dead Zone daher auch seine Längen. Wo der erste noch mit dem Schock und der Tragik Johnnys kämpft und das Finale die Geschichte in besagte spannende moralische Richtung lenkt, gibt es dazwischen viel Alltag in dem wenig alltäglichen Leben. Zum Glück gibt es da ja aber noch Christopher Walken, dem man immer wieder gerne zusieht, selbst wenn er gerade nicht viel tut und vor sich hin leidet. Er schafft es dann auch, den Zwiespalt seiner Figur zu zeigen, die ein bisschen sehr glatt anfängt und später aufgrund der besonderen Umstände in eine Situation gerät, die nicht nur ihm sondern auch dem Publikum einiges abfordert – auf eine unangenehm nachdenklich stimmende Weise.



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Auch wenn man es bei einer Stephen-King-Adaption durch David Cronenberg erwarten könnte, „Dead Zone“ ist kein reiner Horrorfilm. Vielmehr zeigt die Geschichte um einen recht glatten Normalbürger, der plötzlich übersinnliche Kräfte hat, eine andere Seite des Schockeraltmeisters. Zwischenzeitlich baut der episodenhafte Film etwas ab, gefällt aber durch einen überzeugenden Christopher Walken und eine ambivalente Nachdenklichkeit.
6
von 10