Nixen

Nixen

„Nixen“, Deutschland, 2018
Regie: Katinka Narjes; Drehbuch: Katinka Narjes; Musik: Kessler Schwarz
Darsteller: Odine Johne, Lucy Wirth, Emelie Harbrecht, Roland Bonjour

Filmfest Muenchen 2018 Plakat
„Nixen“ läuft im Rahmen des 36. Filmfests München (28. Juni bis 7. Juli 2018)

Eines können sie ja, die Schwestern Ava (Odine Johne) und Nene (Lucy Wirth): singen. Das haben sie schon immer getan, seit ihrer Jugend, tun es bis heute gern. Jetzt soll sogar ein richtiger Auftritt anstehen, vor richtigem Publikum. Ansonsten aber sind die zwei mit ihrem Leben nicht sonderlich weit gekommen. Vor allem Ava taumelt derzeit gewaltig, ihre Beziehung zu Alex (Roland Bonjour) steht vor dem Aus. Schlimmer noch, sie soll deswegen sogar aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Und das ist nicht das einzige, womit sie überfordert ist, auch der Job in einem Café läuft zuletzt nicht wirklich rund.

Verführerisch sollen sie sein, besonders schön auch. Und gefährlich: Nixen wird nachgesagt, dass sie andere in ihr Verderben locken, beispielsweise durch ihren Gesang. In Nixen wird auch viel gesungen, das Äußere der beiden Schwestern lässt auch nicht viel Grund für Klagen. Doch das mit der Gefahr ist hier ein wenig anders. Anstatt dass die zwei anderen wirkliches Unglück bringen, sind sie in erster Linie für sich selbst eine Gefahr. Vor allem Ava hat ein offensichtliches Talent dafür, ihr Leben unnötig zu verkomplizieren und sogar zu sabotieren.

Die Protagonistin, das unnahbare Wesen
Warum sie das tut, wird nicht so ganz klar. Regisseurin und Drehbuchautorin Katinka Narjes zeigt hier zwar eine junge Frau, deren Leben im Chaos versinkt. Sie erklärt jedoch nicht wirklich, weshalb es dazu kommt. Ava bleibt eine Fremde. Jemand, der ein wenig seltsam ist. Der sich schnell von anderen abhängig macht, in einem Maße, dass man sich insgeheim fragt: Wie kann ein einzelner Mensch so wenig auf die Reihe bekommen? Wie konnte sie überhaupt das Erwachsenenalter erreichen?

Nun sind Verlierer in Filmen eigentlich eine schöne Sache. Man kann sich in ihnen wiederfinden, vielleicht sogar etwas überlegen fühlen. Man findet in ihnen jemand, dem man die Daumen drücken kann und will, stellvertretend für all die anderen, die am Leben scheitern – wie es einem selbst oft genug passiert. Bei Ava fällt dies jedoch schwer. Dafür sind ihre Probleme zu willkürlich und wenig fassbar, es gibt auch keinen echten Grund, sie überhaupt zu mögen. Das erschwert die gedachte Emotionalität, die Distanz ist zu groß, um wirkliches Mitgefühl aufzubringen.

Das reicht irgendwie nicht
Würde Nixen, das auf dem Filmfest München 2018 Weltpremiere feiert, sich stärker in die Abgründe wagen und aus Ava ein wirkliches Wrack machen, auch das hätte reizvoll sein können. Ganz so weit soll es aber nicht gehen, das hier ist dann doch nur die Light-Variante eines labilen Menschen. Eine eher nervige Light-Variante. Besser sind schon die Passagen, wenn Spielfilmdebütantin Narjes das Unvermögen ihrer Protagonistin mit Humor nimmt. Das trifft besonders auf die komischen Versuche von Ava zu, ihren missglückten Auszug zu verschleiern. Aber auch da geht der Film nicht weit genug, will eben doch keine Komödie sein. Und so geht Nixen etwas unglücklich im Niemandsland verloren, stürzt das Publikum zwar nicht ins Elend, hat aber ebenso wenig die Verführungskraft der titelgebenden Sagengestalten.



(Anzeige)

In „Nixen“ träumen zwei Schwestern vom Singen, während der Alltag alles andere als traumhaft ist. Das ist zwischenzeitlich unterhaltsam, insgesamt aber doch eher unbefriedigend und unentschlossen. Der Film traut sich nicht ganz in die Komik, gibt aber auch keinen Grund für Emotionalität, lässt uns mit einer überforderten und nicht übermäßig sympathischen Protagonistin allein.
5
von 10