Rebel in the Rye
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Rebel in the Rye

„Rebel in the Rye“, USA, 2017
Regie: Danny Strong; Drehbuch: Danny Strong; Musik: Bear McCreary
DarstellerNicholas Hoult, Kevin Spacey, Victor Garber, Hope Davis

Rebel in the Rye
„Rebel in the Rye“ ist seit 27. März 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Für Jerry Salinger (Nicholas Hoult) ist die Situation eigentlich klar: Er will Schriftsteller werden, etwas anderes kommt für ihn nicht in Frage. Während seine Mutter Marie (Hope Davis) versucht, ihn wo es geht zu unterstützten, steht sein Vater Sol (Victor Garber) diesem Traum skeptisch gegenüber. Wenn es nach ihm ginge, sein Sohn würde in den Familienbetrieb einsteigen und so die Tradition fortführen. Zumal seine Skepsis sich zu bestätigen scheint: Die ersten Arbeiten von Jerry stoßen nur auf Ablehnung, keiner will seine Geschichten abdrucken. Erst als sein Professor Whit Burnett (Kevin Spacey) zustimmt, ihn in seinem Literaturmagazin unterzubringen, beginnt der Ball zu rollen. Einfach wird es jedoch auch in der Folgezeit nicht. Immer wieder gerät er mit Verlagen aneinander. Vor allem aber seine Zeit während des Zweiten Weltkriegs soll alles für ihn verändern.

Jerome David Salinger, besser bekannt unter der Abkürzung J.D. Salinger, gilt als einer der größten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Und als einer der rätselhaftesten. Nach diversen erfolgreichen Kurzgeschichten und seinem epochalen Roman Der Fänger im Roggen schrieb er nur noch wenige Jahre weiter, zog sich Mitte der 1960er komplett zurück. Auch Interviews vermied er später weitestgehend. Das macht ihn einerseits zu einem naheliegenden Ziel für Biopics: Ein enigmatischer Autor, der einen Kultroman verfasst hat, über den möchte man doch gern mehr wissen. Es macht ihn aber auch zu einem sehr schwierigen Ziel, sofern man sich nicht Spekulationen hingeben möchte.

Sicher ist sicher
Regisseur und Drehbuchautor Danny Strong, sonst eher als Serienschauspieler bekannt (Buffy, Gilmore Girls), hatte darauf aber offensichtlich keine Lust oder traute sich nicht so recht. Also beschränkte er sich darauf, die Biografie von Kenneth Slawenski abzuarbeiten und in einen Film zu übersetzen. Das tat er dann auch ordentlich und gewissenhaft: Größtenteils chronologisch erzählt der Amerikaner, wie sein Landsmann erste Schreibversuche unternahm, mehrfach scheiterte, nur um am Ende mit seinem Roman zu triumphieren.

Ein größerer Fokus liegt dabei auf Salingers Kriegserfahrungen, die ihn und sein Schreiben maßgeblich geprägt haben. So heißt es zumindest. Strong hat jedoch seine liebe Mühe, diese Behauptung wirklich mit Leben zu füllen. Insgesamt ist Rebel in the Rye eine eher biedere, nüchterne Angelegenheit, in der zwar von Gefühlen und Traumata die Rede ist, sich aber nur wenig davon auf den Bildschirm überträgt. Jungstar Nicholas Hoult (X-Men: Erste Entscheidung, Mad Max: Fury Road) ist zwar so charmant wie eh und je, agiert aber doch ein bisschen brav. Gerade für einen Mann, der sich eben nicht vereinnahmen lassen wollte und sich weigerte, seine Geschichten zu überarbeiten, ist das Ergebnis recht gewöhnlich.

Solide, informativ, aber wenig aufregend
Das gilt als solches auch für Rebel in the Rye, das so sehr auf Nummer sicher geht, dass es keine schwerwiegenden Fehler macht. Es vollbringt aber eben auch keine wirklichen Glanztaten und verpasst es, Salinger zu einer interessanten Persönlichkeit aufzubauen. Spaßiger ist es schon, Spacey als bissiger Literaturguru zuzuschauen, sofern man über seine zuletzt bekannt gewordenen Verfehlungen hinwegsehen kann. Auch die historische Ausstattung kann sich sehen lassen. Wer mehr über den Autor erfahren möchte, der ist hier daher nicht wirklich verkehrt, bekommt zumindest einige Einblicke in die Anfänge und Hintergründe. Als wirkliches Porträt eines Künstlers greift es aber zu kurz, bringt letztendlich nicht viel mehr, als es ein bloßer Enzyklopädie-Eintrag tut.



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Mit seinem Roman „Fänger in den Roggen“ schuf J.D. Salinger ein absolutes Kultwerk, das Geschichte schrieb. Wer aber war der Autor dahinter? „Rebel in the Rye“ arbeitet brav die bekannten Fakten aus der Jugend ab, verpasst es aber, diese auch wirklich mit Leben zu füllen. Das Biopic ist prominent besetzt, informativ, sieht auch gut aus, geht jedoch zu sehr auf Nummer sicher, als dass es wirklich mitreißen bzw. dem Autor wirklich gerecht würde.
6
von 10