The First Monday in May
© Wild Bunch

The First Monday in May

„The First Monday in May“, USA, 2016
Regie: Andrew Rossi; Musik: Ian Hultquist, Sofia Hultquist

„The First Monday in May“ erscheint am 16. Februar 2018 auf DVD

Für die Ausstellungseröffnung von „China: Through the Looking Glass“ des Metropolitan Museum of Art in New York im Jahre 2015 plant Kurator Andrew Bolton eine unvergessliche Show, um folgende Frage endlich zu beantworten: Ist Mode Kunst? Die berühmte Met Gala findet immer am ersten Montag im Mai statt und ist, nicht zuletzt durch Mit-Veranstalterin und „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour, eines der begehrtesten Ereignisse für die High Society.

Im Keller des New Yorker Metropolitan Museum of Art befindet sich die Kostümabteilung, weit ab von den Ausstellungsräumen und Exponaten. Sogar hier merkt man, dass die Mode immernoch darum kämpft, als Kunstform angesehen zu werden. Kurator Andrew Bolton will diesen Kampf endlich gewinnen und entwickelt eine Ausstellung, die den Einfluss chinesischer Mode auf westliche Designer künstlerisch darstellt. Wir gewinnen einen Eindruck in die monatelange Vorbereitung auf den Abend der Eröffnungsgala. Unzählige Menschen arbeiten an diesem Projekt, das bis ins letzte Detail durchgeplant sein muss. Anna Wintour entscheidet dabei, was top oder flop ist. Am Ende war die Met Gala 2015 die erfolgreichste Gala in der Met Geschichte und nahm 12,5 Millionen Dollar für das Museum ein.

Schillernde Modewelt versus zurückhaltende Museumskunst
Dass sich der Kurator Andrew Bolton der Kunst verschrieben und eine Liebe zur Haute Couture entwickelt hat, ist womöglich das einzig Ehrliche, was wir in dieser Dokumentation zu Gesicht bekommen. Er bemüht sich, die Geschichte Chinas ohne Anzuecken oder Aufruhr zu erzeugen darzustellen und nimmt Ratschläge und Verbesserungsmöglichkeiten anderer an. Im Gegensatz zu: Kontrollfreak Anna Wintour, immer einen Starbucksbecher to go in der Hand, huscht sie durch die Museumsräume und schmettert einen kreativen Vorschlag nach dem anderen ab. Sie wirkt unnahbar, immer gestylt in teuersten Stoffen und Schmuck.

Die Vorbereitungen laufen nicht reibungslos, es ist interessant zu sehen, wie genau darauf geachtet wird, welcher Star neben welchem Sternchen sitzen sollte und dass der H&M-Tisch bloß nicht zu weit außen stehen darf, um niemandem auf die Füße zu treten. Außerdem erfahren wir, dass Superstar Rihanna, die auf der Bühne einen ihrer Songs performen soll, doppelt so viel Gage verlangt, wie sonst noch kein Star vor ihr. Verhandelt wird nicht!

Die letzten 20 Minuten der Dokumentation zeigen den glitzernden Abend der Met Gala, mit all seinen unzähligen Star-Auftritten. Berühmtheiten von A bis Z geben sich auf dem roten Teppich die Klinke in die Hand und posieren in ihren unbezahlbaren Roben für die Paparazzi. Justin Biber hüpft singend durch die Museumshallen, Lady Gaga braucht dringend einen Scotch und Rihanna bringt die High Society zum Tosen mit ihrem Song „Bitch better have my money“. Ob sich Anna Wintour da angesprochen fühlte!?

Ingesamt macht der Abend der Gala einen sehr oberflächlichen Eindruck. Zwar bewundern die Designer mit ihren Musen die Ausstellungsstücke und die aufwändigen Videoinstallationen, allerdings bewundern sie doch hauptsächlich sich und ihre eigenen ausgestellten Modestücke. Die Ausstellung an sich scheint totale Nebensache zu sein. Wofür die monatelange Arbeit? Die Met Gala ist einfach nur die perfekte Gelegenheit, sich auf dem roten Teppich zu zeigen und auf die Cover der Fashion Magazine zu gelangen. Gott sei Dank aber zeigt uns der Regisseur in den letzten Minuten seiner Doku noch eine andere Seite – während Rihannas Bühnenauftritt sieht man Andrew Bolton alleine durch die menschenleeren Ausstellungsräume laufen. Er prüft, ob alles noch so ist, wie geplant und genießt die Ruhe, die ein Museum eigentlich ausmacht. Untermalt mit emotionaler Musik werden noch einmal die schönsten Fashionwerke gezeigt. Ob Mode allerdings wirklich Kunst ist, bleibt weiterhin schwer zu beantworten. Zu oberflächlich scheint diese Welt des Ruhms und Reichtums, die die Modebranche beherrscht.

Kleiner Tipp am Ende: nicht direkt abschalten, sondern den Abspann abwarten. Hier sehen wir, wie schon ein paar Stunden nach der Gala die passenden Fotos fürs Vogue-Cover ausgesucht werden und bekommen einen Eindruck von Humor und Menschlichkeit in Anna Wintours Welt.



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Eine Dokumentation über Mode als Kunstform und wie übertrieben Mode in Szene gesetzt werden muss, um als Kunst angesehen zu werden, die dabei aber wiederum zur Nebensache wird.