Jungle
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(OT: „Jungle“, Regie: Greg McLean, Australien/Kolumbien, 2017)

Jungle
„Jungle“ ist seit 27. Oktober 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Der junge Backpacker Yossi Ghinsberg (Daniel Radcliffe) ist bereits seit mehreren Monaten mit nichts mehr als seinem Rucksack in Südamerika unterwegs. Auf der Suche nach Abenteuern lernt er den Schweizer Lehrer Marcus Stamm (Joel Jackson) und den Fotografen Kevin Gale (Alex Russell) kennen. Sie führen ihre Reise, ohne bestimmtes Ziel, gemeinsam fort und freunden sich dabei an. In einer Stadt treffen sie auf Karl Ruprechter (Thomas Kretschmann), der sich als Experte für das umliegende Amazonasgebiet ausgibt und behauptet einen abgeschiedenen und unbekannten Indianerstamm zu kennen. Er bietet den drei jungen Männern an, sie dorthin zu führen. Nach kurzem Zögern, nehmen diese das Angebot an. Tief im Herzen des Urwaldes läuft aber nicht alles so wie geplant, und am Ende zählt nur noch das Entkommen aus der grünen Hölle.

Seit Harry Potter scheint Daniel Radcliffe alles dafür zu tun, das Image des auserwählten Zauberlehrlings abzulegen – mit Erfolg. Bei seinem Mitwirken in Independent-Filmen wie Die Frau in Schwarz, Kill Your Friends, Horns – Für sie geht er durch die Hölle, Imperium und zuletzt Swiss Army Man zeigte der junge Brite in verschiedensten Genres sein Können. Mit Jungle fügt er dieser Liste nun einen weiteren Film hinzu – und zwar den, der ihm körperlich am meisten abverlangt haben dürfte.

Atmosphärischer Ausflug in einen echten Dschungel
Denn er wurde zum Großteil an realen Schauplätzen gedreht, sowohl in Bolivien als auch in Kolumbien und Australien. Das tut nicht nur dem Look gut, sondern auch der Atmosphäre. In jedem Busch und auf jedem Baum könnte etwas lauern, das einen töten könnte. Aus dieser gefährlichen und zugleich faszinierenden Umgebung wird alles rausgeholt, um dem Zuschauer ein greifbares Gefühl für das Geschehen zu geben und um ihn so gut es geht mitleiden zu lassen (die Tatsache, dass der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2017 auf einer wahren Begebenheit beruht, hilft dabei nochmals). Einzig ein allzu offensichtlicher CGI-Jaguar hätte nicht unbedingt sein müssen.

Auch einige Entscheidungen der Charaktere machen relativ wenig Sinn, allerdings ist man als Zuschauer gut daran beraten, diese nicht weiter zu hinterfragen. Dann kann einen Jungle durchaus in seinen Bann ziehen – zumindest in der ersten Hälfte. Denn solange die Gruppe noch im Kollektiv unterwegs ist, Interaktionen untereinander stattfinden und es gegenseitige Reibungsflächen gibt, ist der Film von Greg McLean (Das Belko Experiment) durchaus unterhaltsam und gut anzuschauen. In der zweiten Stunde verkommt er jedoch zu einer zähen und etwas zu lang geratenen One-Man-Survival-Story, die bis auf einen starken Daniel Radcliffe und einige unangenehme und wenig appetitliche Bilder nicht mehr viel zu bieten hat.

Unnötige Längen
Das reicht dann auch irgendwann nicht mehr aus, um den Zuschauer an den Bildschirm zu bannen. Es gibt dann noch ein paar religiöse Elemente, die zwar des Öfteren angedeutet, aber glücklicherweise nicht tiefergehend behandelt werden. Auch die Rückblenden in Yossis Vergangenheit hätte niemand in dieser Art und Weise gebraucht, ziehen sie den Film, der überraschend spannungsarm daherkommt, doch letztlich nur in die Länge.



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Trotz einer natürlich wirkenden Atmosphäre, schöner Bilder und einem gut aufgelegtem Daniel Radcliffe, ist "Jungle" letzten Endes nicht viel mehr als eine klassische und zum Ende hin recht zähe One-Man-Survival-Geschichte.
6
von 10