Birdboy

(„Birdboy“ directed by Pedro Rivero and Alberto Vázquez, 2011)

BirdboyFrüher, da war das Leben auf der Insel wundervoll. Bis es in der Fabrik zu einer Katastrophe kam, die zahlreiche Tote gefordert und die Umwelt zerstört hat. Seitdem hat sich für Dinki viel verändert. Mit ihrer Familie kommt sie nicht mehr klar, am liebsten würde sie einfach nur weg. Und auch Birdboy träumt davon, die Insel zu verlassen. Ohne Erfolg. Fliegen kann er nicht, so sehr er es auch versucht. Also flüchtet er sich in Drogen, um so wenigstens in Gedanken noch frei zu sein. Gleichzeitig muss er aber um sein Leben fürchten, da die Polizei Jagd auf ihn macht.

Psychonauts, the Forgotten Children gehört sicher zu den ungewöhnlichsten Animationsfilmen der letzten Jahre, zu den düstersten und eindringlichsten. Basierend auf einer Graphic Novel erzählen dort die Regisseure Pedro Rivero und Alberto Vázquez (Decorado) die Geschichte mehrerer Jugendlicher, welche eine zerstörte und verseuchte Insel verlassen wollen.

Etwas weniger bekannt ist der Vorgänger dieses Kunstwerks: Birdboy heißt er, ist dem großen Bruder sehr ähnlich und stellt eine Art Vorgeschichte dar. Wobei das Wort „Geschichte“ bei beiden Werken irgendwie nicht so recht passen will, da es mehr um Atmosphäre und Gefühl geht denn um eine greifbare Handlung. Das ist hier noch mal verschärft, denn aufgrund der kurzen Laufzeit von weniger als zwölf Minuten bleibt nicht der Raum, um über die Situation heraus mehr zu erzählen.

Die ist dafür aber einprägsam genug: Ein Mädchen, das sich hinter einer Maske versteckt und mit einer Familie zusammenlebt, die keine ist. Ein Junge, der keine Familie mehr hat und nur durch Drogen durch den Tag kommt. Nein, mit den herkömmlichen für eine junge Zielgruppe ausgerichteten Animationsfilmen hat das hier nichts zu tun. Zwischen Apokalypse und trauriger Sinnsuche angelegt, straft Birdboy die eigentlich niedlich gestalteten Figuren Lügen. Und doch: Der Kurzfilm ist nicht allein Abgrund. Zumindest das offene Ende lässt noch Hoffnung zu, dass es für die zwei geschundenen Seelen einen Ausgang gibt.

Offen bleiben auch diverse andere Fragen, da in den wenigen Minuten vieles nur gestreift wird. Die Geschichte um den Vater von Birdboy wird beispielsweise erst in Psychonauts genauer ausgeführt. Der Langfilm ist insgesamt dann auch die lohnenswertere Variante. Es finden sich noch mehr außergewöhnliche Situationen, die oft sogar ins Alptraumhaft-Surreale hinabgleiten. Auch visuell wird dort mehr geboten, quantitativ wie qualitativ. Die zwölf Minuten sind hier aber dennoch gut angelegt, zumal die Kurzvariante anders als der Spielfilm auch frei im Internet erhältlich ist. Freunde ungewöhnlicher Animationsgeschichten müssen hier reinschauen, der Rest wird die spanische Produktion zumindest im Anschluss nicht mehr vergessen.



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„Birdboy“ legt den Grundstein für den längeren Nachfolger „Psychonauts, the Forgotten Children“. Jener ist insgesamt besser, da die Geschichte stärker vertieft wurde und auch die Bilder abwechslungsreicher sind. Aber auch die düster-melancholische Kurzvariante wird man kaum wieder vergessen.
7
von 10