At the Terrace

At the Terrace

(„Terasu nite“ directed by Kenji Yamauchi, 2016)

At the Terrace
„At the Terrace“ läuft im Rahmen des 18. Japanischen Filmfests Hamburg (31. Mai bis 4. Juni 2017)

Es hätte eine schöne Party werden sollen, wie so oft haben Herr Soejima (Kenji Iwatani) und seine Frau Kazumi Soejima (Kei Ishibashi) viele Gäste in ihr Luxusanwesen eingeladen. So langsam neigt sich die Feier dem Ende zu, die letzten Gäste verabschieden sich nach und nach. Eine Sache brennt Kazumi aber noch auf der Seele: Haruko Saito (Kami Hiraiwa), die zusammen mit ihrem Mann Taro Saito (Ryuta Furuya) da ist. Denn die zieht dank ihrer weißen Arme die Blicke aller Männer auf sich, darunter auch die des jungen Tanoura (Hiroaki Morooka). Aus kleineren Nadelstichen gegenüber der Konkurrentin wird ein ausgewachsener Streit, in den später auch der letzte verbliebene Gast Masato Saito (Takashi Okabe) und Teruo (Atsushi Hashimoto), der Sohn des Hauses, hineingezogen werden.

In Deutschland dürften nur wenige das Stück „Trois Grotesques“ kennen, in Japan erhielt Kenji Yamauchi dafür aber immerhin den Kishida Drama Award, der 1955 eingeführt wurde, um neue Bühnenautoren zu würdigen. So ganz neu ist es aber nicht, was At the Terrace da zu erzählen hat. Es geht wie so oft um nicht ausgesprochene Konflikte, brodelnde Leidenschaften und Eifersüchteleien. Und es geht um zwei Frauen, die umgeben von Männern zu Rivalinnen werden. Denn Ziel solcher High-Society-Partys ist nicht zwangsweise das Vergnügen, sondern gesehen zu werden. Das eigene Ego will gestreichelt werden.

Zwei Frauen, mehrere Männer, ein großer Konflikt
Katalysator dieser Konflikte ist Kazumi, die sich ganz offensichtlich gewünscht hat, im Mittelpunkt zu stehen und sich deshalb ein tief ausgeschnittenes Kleid besorgt hat. Dass eine andere Frau, die auch noch vorgibt, über all dem zu stehen, ihr die Show stiehlt – und damit die Party – das kann sie nicht auf sich sitzen lassen. Man könnte At the Terrace dann auch auf diesen Zweikampf reduzieren. Und Spaß macht er ja auch, gerade weil die beiden Kontrahentinnen so unterschiedlich sind: die eine ungeniert direkt, die andere ausweichend-distanziert. Das von Ishibashi und Hiraiwa wunderbar gespielte Duell droht auch immer wieder, alles andere aus dem Sichtfeld zu verdrängen – einige der Männer sind nicht mehr als Stichwortgeber.

Vergnügen bereitet die Komödie aber dadurch, dass hier alles im Rahmen der typisch japanischen Höflichkeit stattfindet. Immer den äußeren Anschein bewahren wollend, um Demut und Bescheidenheit bemüht, spürt man von Anfang an, wie viel Gift hinter dem Lächeln nur darauf wartet, ausgespuckt zu werden. Und solche Eskalationen sieht man doch immer wieder gern. Wer beispielsweise Der Gott des Gemetzels mochte, wird sich hier gleich wie zu Hause fühlen. Immer intensiver werden die Auseinandersetzungen, während nach und nach die zivilisatorischen Masken fallen und dahinter ziemlich hässliche Gesichter zum Vorschein kommen. Zum Schluss wird es vielleicht ein bisschen sehr absurd und willkürlich, vielleicht als Ausgleich dafür, dass die Themen sich vorher oft im Kreis drehen.

Alles immer auf einen Blick
Optisch gibt es ohnehin keine große Abwechslung. Die Kamera ist zwar vergleichsweise dynamisch, bewegt sich viel hin und her und legt die Schwerpunkte immer neu. Das kaschiert jedoch kaum, dass At the Terrace eben doch eine Bühnenadaption ist. Wie der Titel bereits verrät, spielt fast der gesamte Film auf der wie ein Wohnzimmer eingerichteten Terrasse. Manchmal dürfen wir einen kurzen Blick auf die Einrichtung im Zimmer dahinter werfen, eine Szene spielt im anschließenden Garten, auch der Balkon darf zum Ende hin ein wichtiger Schauplatz werden. Aber das war es dann auch schon. Für Freunde großer Handlungen ist die Komödie daher weniger geeignet. Wer aber bissige Dialogkämpfe zu schätzen weiß, der sollte sich das hier einmal ansehen – sofern er die Möglichkeit hat. Eine reguläre Veröffentlichung ist für Deutschland derzeit nicht angekündigt. Festivalbesucher haben aber gleich zwei Optionen: At the Terrace wird Ende Mai beim japanischen Filmfest Nippon Connection in Frankfurt a. M. zu sehen sein und einige Tage später bei den nördlichen Kollegen vom Japanischen Filmfest Hamburg.



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Eine Party, viel Alkohol, zwei gutaussehende Frauen inmitten lauter Männer – das kann ja nicht gut gehen. Viel Abwechslung ist bei der Bühnenadaption nicht drin, weder in Bezug auf Schauplatz oder die Handlung. Dafür macht „At the Terrace“ aufgrund der bissigen Dialoge und der beiden bestens aufgelegten Hauptdarstellerinnen Spaß.
7
von 10