I Was A Winner

(„Jag var en vinnare“ direced by Jonas Odell, 2016)

I Was A Winner
„I Was A Winner“ läuft im Rahmen des Internationalen Trickfilm Festivals Stuttgart (2. bis 7. Mai 2017)

Als Unbeteiligter steht man ja manchmal ein klein wenig hilflos daneben, wenn andere von ihren Online-Abenteuern erzählen. Nicht, dass da etwas dagegen spräche, hin und wieder mal in die Rolle eines Orks oder Elfen zu schlüpfen, sich mit anderen Helden zu treffen und riesige Drachen zu schlachten. Aber die Art und Weise, wie dieses virtuelle zweite Selbst zuweilen das erste überschattet, die Menschen sich nur noch in der gespielten Fantasie wiederfinden, die ist dann doch etwas bedenklich.

Der schwedische Filme- bzw. Musikvideomacher Jonas Odell geht diesem Phänomen der Spielesucht nach und lässt dafür drei Betroffene zu Wort kommen. Das Besondere hierbei: Odell wählt dafür die animierte Form. Genauer treten die drei Befragten als Avatare auf wie eben in einem Online-Rollenspiel. Anfangs meint man doch, es könne sich bei I Was A Winner um eine Mockumentary halten, in der Spielfiguren zu Wort kommen – entfernt mit Könige der Wellen vergleichbar. Bald schon dämmert einem jedoch, dass hinter der kuriosen Fassade echte Menschen ihr Herz ausschütten.

Ob es nötig gewesen wäre, das Problem der Realitätsflucht zu veranschaulichen, indem hier Computerfiguren zu Wort kommen, darüber lässt sich streiten. Manch einer wird es als bloßes Gimmick empfinden, wenn sich Odell nicht allein auf die Worte und Geschichten seiner Gesprächspartner verlässt. Zu erzählen gibt es schließlich mehr als genug, visuell abwechslungsreicher ist I Was A Winner dadurch auch nicht geworden. Meistens stehen die Protagonisten nur in der gegen herum, laufen durch leere Gegenden. Der Reiz eines Online-Rollenspiels, er wird hier nicht wirklich ersichtlich.

Und doch unterstützt das konsequente Ausblenden der Außenwelt dieses zwischen surreal und komisch schwankende Gefühl, wenn Menschen sich etwas zu sehr mit ihren Figuren identifizieren. Wie eigenartig das Ganze ist, das wissen auch die drei Leute hier. Die Anekdoten, die sie zum Besten geben, zeigen, wie sehr sich der Ausflug in andere Welten verselbständigt hatte. Wie absurd es ist, Rücken an Rücken zu sitzen und dabei nichts voneinander mehr mitzubekommen. Das ist natürlich Wasser auf den Mühlen der Spielegegner, die in dieser Unterhaltungsform mindestens den Verlust der Menschlichkeit vermuten. Aber auch wenn man Games und Gamern gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen ist, ist es nahezu ausgeschlossen, nicht von den kleinen Geschichten bewegt zu sein. Von isolierten Leuten, die sich in einer anderen Welt gesucht haben. Wer das Internationale Trickfilm Festival Anfang Mai in Stuttgart besucht, könnte daher mit einer Sichtung liebäugeln, da I Was A Winner dort im Wettbewerb läuft.



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„I Was A Winner“ lässt drei frühere Online-Rollenspiel-Süchtige über ihre Erfahrungen plaudern – in Form einer Spielefigur. Das verstärkt das surreal-komische Gefühl, aber auch ohne diesen Rahmen entfalten die traurigen Geschichten ihre Wirkung.