Männertag
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Männertag

(„Männertag“ directed by Holger Haase, 2016)

„Männertag“ ist seit 24. Februar 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Sie wollten immer Freunde bleiben, füreinander da sein und sich gemeinsam kräftig besaufen, das hatten die fünf sich eigentlich geschworen, als sie die Schule beendeten. Zwanzig Jahre später ist davon nichts geblieben. Man hat sich aus den Augen verloren, ist viel zu sehr mit dem eigenen Leben beschäftigt. Oder auch mit dem Ableben. Denn erst als einer aus ihrer Runde stirbt, fassen sich die übriggebliebenen Chris (Tom Beck), Stevie (Milan Peschel), Klaus-Maria (Axel Stein) und Peter (Oliver Wnuk) ein Herz. Wenn auch nicht ganz freiwillig: Es war der letzte Wunsch des Verstorbenen, dass die anderen mit einem Bierbike zu jenem See radeln, wo sie einst den Schwur zur Freundschaft geschlossen haben, um dort seine Asche zu verstreuen. Komplettiert wird die Truppe durch Stevies Sohn Paul (Chris Tall) und Chris’ Managerin Andrea (Lavinia Wilson). Aber auch die erweiterte Besetzung kann nicht verhindern, dass der geplante Trip von einer Katastrophe zur nächsten führt.

Der Tod von Freunden und Familienangehörigen ist immer ein willkommener Anlass, um Menschen wieder zusammenzuführen, die sich aus den Augen verloren haben, und ein wenig die Vergangenheit zu verarbeiten. Filmisch zumindest. Meistens geschieht dies jedoch im Rahmen eines Dramas wie zuletzt in der bewegenden Familientragödie Manchester by the Sea. Regisseur Holger Haase (Da geht noch was) und das Autorenduo Philip Voges/Ilja Haller (Irre sind männlich) hatten dabei jedoch eine andere Idee: Sie machen aus dem Vergangenheitstrip lieber eine Komödie, verbinden das Thema mit einem grobhumorigen Feiertagstrip.

Das muss nicht zwangsweise verkehrt sein. Zumindest der Einstieg, wenn Kida Khodr Ramadan als Jugendfreund Dieter mehr oder weniger freiwillig aus dem Leben scheidet, macht mit seiner Mischung aus Slapstick und Galgenhumor noch einigermaßen Lust auf das, was folgt. Rund 90 Minuten später ist von dieser Lust nicht viel geblieben, stattdessen dürfte bei vielen die Reaktion zwischen Ärger und Unverständnis schwanken. Wie konnten so viele Leute der Ansicht sein, dass der Film nicht nur gedreht werden, sondern anschließend auch auf der großen Leinwand zu sehen sein sollte? Vielleicht meinte man ja, dass die Kombination von derberen Scherzen und Rührseligkeit hierzulande ein Selbstläufer ist. Schließlich waren auch Kollegen wie Der geilste Tag Kassenerfolge. Nur vergaß man hierbei, dass diese Komödie in erster Linie der prominenten Besetzung wegen geschaut wurde, nicht wegen des Inhalts. Und der Starfaktor hält sich bei Männertag trotz einiger bekannter Gesichter dann doch eher in Grenzen.

Es sind aber auch die Figuren, welche dafür verantwortlich sind, dass der Trip für alle Beteiligten mit vielen Qualen verbunden ist. Es soll ja durchaus vorkommen, dass man Freunden von anno dazumal begegnet und nicht mehr so recht nachvollziehen kann, was man seinerzeit an ihnen fand. Die Schwierigkeiten des Quartetts, eine Verbindung zueinander aufzubauen, die zumindest ist nachvollziehbar. Als Zuschauer geht es einem schließlich sehr ähnlich. Aber nicht nur, dass die traurige Truppe wenig sympathisch ist, es fehlt ihr auch an Witz. So wie der gesamte Film für eine Komödie erschreckend unlustig ist, die ganzen Gags viel zu altbacken sind, ihnen es an Schärfe mangelt. Oder anderen positiven Eigenschaften.

Allenfalls die Figur des Chris, der tagsüber in einer familienfreundlichen Heileweltsendung zu sehen, ansonsten aber ein drogenabhängiges Wrack ist, bringt ein paar interessante Aspekte mit sich. Die werden jedoch gleich wieder unter Klamauk begraben, ebenso das etwas forcierte Geheimnis, welches Peter zum Ende vergeblich zu teilen versucht. Denn dass am Ende die großen Gefühle ausgepackt werden, das Happy End ins Publikum geprügelt werden soll, das ist bei einem solchen Trip nahezu unvermeidbar, umso mehr, wenn er aus Deutschland kommt. Das einzige echte Gefühl, das anschließend zurückbleibt, ist aber jenes, hier anderthalb Stunden seines Lebens verschwendet zu haben.



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Das Szenario ist wenig originell, die Figuren unsympathisch bis langweilig, die Witze schrecklich altbacken – „Männertag“ nimmt jedes Klischee, das deutschen Komödien anhaftet und macht sie noch schlimmer. Vereinzelt gibt es ein paar nette Einfälle. Doch die halten nicht lange, werden bald wieder unter wenig komischen Gags begraben.
3
von 10