Fast and Furious 8
© Universal Pictures

Fast & Furious 8

(„The Fate Of The Furious“ directed by F. Gary Gray, 2017)

Fast and Furious 8
„Fast & Furious 8“ läuft ab 12. April 2017 im Kino

Eigentlich sah es ja so aus, als könnten die Meisterfahrer endlich sorglos dem Sonnenuntergang entgegentuckern. Dom (Vin Diesel) und Letty (Michelle Rodriguez) etwa haben sich doch noch dazu durchgerungen, sich das Ja-Wort zu geben und genießen die Flitterwochen. Der Rest der Crew ist von allen früheren Schandtaten freigesprochen worden. Bis sie auftaucht: Cipher (Charlize Theron). Keiner weiß so recht, wer sich hinter der Cyber-Terroristin verbirgt. Geschweige denn, was sie eigentlich will. Als sie es dennoch schafft, Dom für ihre Zwecke einzuspannen, sind die anderen fassungslos. Hat er sie tatsächlich verraten? Und weshalb? Auch deshalb schon nimmt die Crew den streng geheimen Auftrag an, Dom aufzuhalten – und bekommen dabei Unterstützung aus einer ebenso unerwarteten wie unerwünschten Richtung.

Fast & Furious ist eines der großen Mysterien, welche die Kinolandschaft derzeit bereit hält. Nicht weil die Filme so komplex und wendungsreich sind. So würden sie wohl selbst die größten Fans nicht bezeichnen. Nein, das Rätsel ist, wie eine an und für sich simpel gestrickte Reihe mit den Jahren immer größer und beliebter wird. Wo andere sich schwertun, die Anhänger bei der Stange zu halten, ein Konzept immer und immer wieder neu zu verkaufen, wird der Zuspruch hier von Mal zu Mal größer. Der bisherige Höhepunkt: Fast & Furious 7. Sage und schreibe 1,5 Milliarden Dollar hat der Actionreißer vor zwei Jahren eingespielt, was ihn zum derzeit sechsterfolgreichsten Film aller Zeiten macht. Dass der nunmehr achte Spielfilm das Ergebnis noch toppen kann, das erwartet eigentlich niemand. Aber dass sich die Reihe wenig um Erwartungen schert, das hat sie ja schon oft genug bewiesen.

Größer, lauter, bescheuerter
Wer beispielsweise die Reihe nie angeschaut hat, in der Erwartung, dass sich dort alles nur um Autorennen dreht, der wird hier seinen Augen kaum trauen. Natürlich darf auch in Fast & Furious 8 kräftig aufs Gaspedal getreten werden. Regisseur F. Gary Gray (Straight Outta Compton) und Drehbuchautor Chris Morgan (47 Ronin) lassen Dom im schönen Kuba seine Fahrkünste demonstrieren. Wenn hier ein spontanes Wettrennen vorbei an malerisch heruntergekommenen Kulissen jedoch nach einem konventionellen Start immer absurder wird, dann wird der Ton für die folgenden zwei Stunden festgelegt: je bescheuerter, je lauter, je explosiver, desto besser.

Nun gehört das zum Action-Genre ja meistens dazu. Der Unterschied hier jedoch: Man ist sich sehr wohl bewusst, dass man eigentlich nur Blödsinn erzählt. Das geschieht dann aber mit so viel Lust am Schwachsinn, dass man vor lauter Lachen gar nicht mehr dazu kommt, mit der Nase zu rümpfen. Fast & Furious 8 ist genüsslich überdrehtes Effektspektakel, das fast keine Gelegenheit auslässt, alles über den Anschlag hinaus zu übertreiben. Die einzelnen Verrücktheiten im Vorfeld zu verraten, wäre eine echte Schande, da der Reiz des Films doch in der Überraschung liegt. Nur so viel: Man wird Regen im Anschluss mit ganz anderen Bildern im Kopf verbinden als bisher. Und wer dachte, dass Verfolgungsjagden auf Schnee und Eis zwangsweise an Skier gebunden wären, der bekommt hier eine etwas andere Alternative geboten.

Schlagfertige Figuren und jede Menge Fanservice
Neben den krachenden Actionszenen sind aber auch die Figuren ein wichtiger Stützungspfeiler des Films bzw. des Franchises. Fans dürfen sich dann auch auf viele Rückkehrer freuen: Neben Dom und Letty sind auch Luke Hobbs (Dwayne Johnson), Deckard Shaw (Jason Statham), Roman Pearce (Tyrese Gibson), Tej Parker (Ludacris) und Ramsey (Nathalie Emmanuel) wieder mit von der Partie. Hinzu kommen ein paar Gastauftritte früherer Pro- wie Antagonisten. Allgemein wird bei Fast & Furious 8 viel Wert auf Fanservice gelegt: Kleinere Verweise und Anspielungen geben dem Stammpublikum das Gefühl, trotz des gewachsenen Umfeldes immer noch Teil der Familie zu sein. Allerdings muss man die vorangegangenen Filme nicht zwangsweise gesehen haben, um hier seinen Spaß zu haben: Wenn jede Begegnung von Luke und Deckard zu einem Drohgebärden-Hahnenkampf gerät oder sich Roman und Tej um Ramsey balgen, dann braucht man keine Vorgeschichte. Das Gezeigte spricht für sich. Und für die eigentliche Handlung ist sowieso das Vorhandensein eines Gehirns eher schädlich. Hier heißt es Kopf aus, Bierflasche in die Hand nehmen und sich unterhalten lassen.

Das klappt insgesamt dann auch recht gut. Jegliche Form von Anspruch sollte man natürlich vor dem Kinobesuch daheim lassen. Und selbst dann lässt einen so mancher Dialog mit den Augen rollen. Oder auch die vielen Klischees, die hier bei aller Absurdität verbraten werden. Vor allem bei den Figuren gab man sich so gar keine Mühe, ihnen wirklich Kontur zu geben. Mehr aus ihnen zu machen als Oneliner-Seifenoper-Helden. Das mag bei den Alteingesessenen weniger gravierend sein, schließlich hat man mit denen schon genug durchgemacht. Ob es aber die undurchsichtige, gottgleiche Hackerin Cypher ist, deren brutaler Gefolgsmann Rhodes (Kristofer Hivju) oder der typische Regelsklavenpolizist Eric Reisner (Scott Eastwood), da war man schon sehr faul. Sehr viel unterhaltsamer ist ein Kurzauftritt von Helen Mirren, von der wir in Zukunft in der Reihe hoffentlich noch mehr zu sehen bekommen. Bis der unausweichliche neunte Teil auf uns hereinprasselt, kann man sich mit dieser Mischung aus überzogener Action und überzogenen Sprüchen aber gut die Zeit vertreiben. Wer damit bislang nicht warm geworden ist, kann sich den Kinobesuch nach wie vor sparen. Für den wird die Reihe auch weiterhin das Mysterium bleiben.



(Anzeige)

Rasante Verfolgungsjagden, zunehmend absurdere Actionszenen und mit Onelinern um sich werfende Figuren – „Fast & Furious 8“ weiß genau, was es will, und zieht das gnadenlos durch. Das kann man mit gutem Recht schrecklich doof finden. Wer seinen Anspruch daheim lässt, kann bei dem lustvoll überzogenen Blödsinn aber eine Menge Spaß haben.
6
von 10