Divine Gate
© CGungHo Online Entertainment,Inc./Divine Gate World Council

(„Divine Gate“ directed by Noriyuki Abe, 2016)

Divine Gate Vol 1
„Divine Gate“ erscheint auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray

Seitdem sich das mysteriöse Tor auf der Erde geöffnet hat, ist eigentlich nichts mehr so, wie es einmal war. Menschen, Feen, Dämonen – sie alle haben plötzlich zusammengefunden, was für eine Menge Chaos gesorgt hat. Wer weiß, was noch alles passiert wäre, hätte nicht der World Council eingegriffen und wieder für Ordnung gesorgt? Inzwischen ist das Divine Gate in Vergessenheit geraten. Bei den meisten zumindest. Einige Kinder gibt es jedoch, die über große Fähigkeiten verfügen und alle auf der Suche nach dem Tor sind. Schließlich soll dieses, so besagt die Legende, Wünsche erfüllen können. Und von denen haben die Kinder mehr als genug.

Wünsche hat man hier auch als Zuschauer genügend. Der eine oder andere wird sich wünschen, die eigene Zeit nicht mit dieser Serie verschwendet zu haben. Andere wären schon froh, wenn denn da mal jemand auftauchen würde, der erklärt, worum es in Divine Gate eigentlich gehen soll. Mit einer Bahnfahrt beginnt der Anime. Eine Bahnfahrt, die eine harmlose Passagieren beinahe das Leben kostet, als ein offensichtlich wahnsinniger Niemand mit Kräften auftaucht, in der festen Absicht, diese auch zu benutzen. Das designierte Opfer ist bestürzt, man selbst zumindest etwas neugierig, was es denn mit seinem Gefasel von dem Divine Gate auf sich hat.

Auf der (vergeblichen) Suche nach Erleuchtung
Diese Neugierde wird jedoch nie so wirklich befriedigt. Nicht weil es an Versuchen mangeln würde, etwas Wichtiges zu sagen. Die sind sogar sehr zahlreich. „Sein oder nicht sein“ lautet die bekannte Zeile aus „Hamlet“. Hier heißt es vielmehr „sein und nicht sein“. Immer wieder erfreut sich Divine Gate an pseudophilosophischen Sprüchen, lässt blaue Monde in den Köpfen der Protagonisten aufgehen. Oder eben auch nicht. Das hört sich manchmal recht nett an. Wirklich von Substanz ist dabei aber nichts, da können die Leute im Verlauf der zwölf Folgen noch so sehr von Verantwortung, Opfer und Schicksal sprechen. Regisseur Noriyuki Abe (The Heroic Legend of Arslan, Bleach) gelingt es einfach nicht, die immer wieder angerissenen Gedanken zusammenzuführen.

Wie viel davon auf ein Unvermögen des Japaners zurückgeht, wie viel auf die Vorlage, darüber darf spekuliert werden. Ein Smartphone-Game soll die Basis für den Anime geliefert haben. Mag sein, dass deshalb bislang kein roter Faden entstehen will: Man war nicht darauf eingestellt, eine längere Geschichte erzählen zu müssen. Stattdessen gibt es Einzelmomente, die weder für sich genommen noch in Kombination sonderlich interessant sind. Momente, die nur dazu da sind, die Zeit totzuschlagen. Und manchmal eben auch die gute Laune, wenn mal wieder ein Versuch gescheitert ist, aus der wirren Erzählung etwas Bleibendes herauszuziehen.

Viel ungenutztes Potenzial
Dabei hätte Divine Gate eigentlich recht spaßig sein können. Wenn hier skandinavische Gottheiten auf Arthur und Lancelot treffen, sich auch Shakespeare die Ehre eines Auftritts gibt – in Gestalt eines grünhaarigen Mädchens –, dann ist das so viel geballter Unsinn, dass man daraus eine Menge Culture-Clash-Kapital hätte schlagen können. Ein bisschen Comedy gibt es dann auch. Aber eine, die nicht komisch ist. Es gibt ein bisschen Blut, ohne spannend zu sein. Und inhaltliche Fetzen, die sich wünschten zusammen eine Handlung zu ergeben. Was eine Mischung aus The Devil Is A Part-Timer! und Devil Survivor 2 – The Animation hätte sein können, ist am Ende: nichts.

Atmosphärisch hat man sich dabei eigentlich gar nicht so schlecht geschlagen, die Bilder des Animationsstudios Pierrot (Tokyo Ghoul, Onigamiden – Legend of the Millennium Dragon) sind schick, zwischendurch gibt es hörenswerte Sci-Fi-Musiksphären. Aber das hilft nichts, wenn der Inhalt so schwach ist, wie man es nur selten erlebt hat. Wenn man zu viel auf einmal will, ohne irgendwas davon ansprechend umzusetzen. Dass die Figuren zwar sehr zahlreich, aber völlig klischeebeladen und austauschbar sind, gibt der Serie den Rest: Divine Gate ist eine wirre Fantasy-Katastrophe, die in den besten Momenten belanglos ist. Meistens aber nicht einmal das.



(Anzeige)

Die Smartphone-Adaption „Divine Gate“ ist ein Debakel. Wenn sich der Anime nicht gerade mit Klischees begräbt, versucht er sich an philosophischen Gedanken, die ohne Substanz bleiben. Hier wurde viel zusammengeworfen, ohne dabei grundlegende Regeln des Erzählens zu beachten. Das ist atmosphärisch teils gelungen, inhaltlich jedoch so wirr und langweilig, dass man sich schnell das Ende herbeiwünscht.
3
von 10