Stella Womens Academy
© Getsumin/Stella Women’s Academy PTA

Stella Women’s Academy, High School Division Class C3

(„Tokurei Sochi Dantai Stella Jo-Gakuin Kōtō-ka Shīkyūbu“ directed by Masayoshi Kawajiri, 2013)

Stella Womens Academy
„Stella Women’s Academy, High School Division Class C3“ ist auf drei Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Endlich ist Yura am Ort ihrer Träume angekommen, der renommierten Stella Mädchen-Akademie! Der Weg dorthin war hart, sie hat viel dafür tun müssen, doch dafür erwarten sie nun luxuriös eingerichtete Zimmer, ein riesiges Schulangebot und natürlich viele interessante Menschen, die nur darauf warten, Freundschaft mit dir zu schließen. Wäre da nur nicht ihre extreme Schüchternheit, die es ihr unmöglich macht, auch nur die einfachsten Konversationen zu führen. Das wiederum macht sie zu einem begehrten Ziel für die diversen Clubs, welche händeringend nach neuen Mitgliedern suchen. Ein Club davon wird sogar von ihrer neuen Mitbewohnerin Sonora geleitet. Also eigentlich ideal. Dumm nur, dass die bei C3 einer etwas anderen Freizeitbeschäftigung nachgehen: Airsoft, eine Mischung aus taktischem Kriegsspiel und Paintball. Und das passt nicht so ganz zu ihrer Persönlichkeit, dachte sie zumindest.

Aus deutscher Sicht ist es ja immer mal wieder etwas befremdlich zu sehen, wie alltäglich Waffen für andere Nationen sind bzw. wie sie damit umgehen. Während in den USA gefühlt kein Monat vergeht, ohne dass wieder irgendwo ein Massaker angerichtet wurde, lässt man in Japan kleine niedliche Mädchen in Animeserien Krieg spielen. Das war schon bei Girls und Panzer etwas verstörend, bei Stella Women’s Academy, High School Division Class C3 ist das nicht groß anders. Vielleicht sogar ein bisschen mehr, denn während die Kollegen sich vor allem auf das absurde Szenario stützten, ist die Adaption eines Mangas von Ikoma deutlich realistischer gehalten.

Im Grunde ähnelt Stella Women’s Academy den nicht unbedingt zahlenmäßig armen Schulsportanimes wie Free!, Ping Pong oder Haikyū!!. Zwar werden hier Bälle und Badehosen gegen Kanonen und Tarnkleidung ausgetauscht, ansonsten besteht die Serie aus ähnlichen Bestandteilen: Ein bisschen Schulalltag, etwas Coming of Age, Turniere sowie notorische Widersacher, die es im Laufe der Zeit zu überwinden gilt. Mit den besten Vertretern dieses Faches kann es die Waffenvariante nicht aufnehmen, dafür sind die Figuren einfach zu schwach ausgeprägt. Von Yura einmal abgesehen macht hier keiner eine Entwicklung durch, bei manchen Clubmitgliedern weiß man bis zum Schluss nicht, wer sie eigentlich sein sollen.

Und doch ist es eben diese Entwicklung von Yura, die Stella Women’s Academy deutlich interessanter macht als eben Girls und Panzer. Während dort über das überaus witzige Szenario hinaus Einfälle und Überraschung rar gesät waren, bewegt sich das hier im Laufe der Zeit doch in eine etwas andere Richtung. Yura, die aufgrund ihres ständigen Herumdruckens über weite Strecken ein klein wenig das Nervenkostüm belastet, macht eine Wandlung durch, die nicht nur unerwartet kommt, sondern sie auch in einem nur wenig schmeichelhaften Licht erscheinen lässt – was bei einem derartigen Anime hoch anzurechnen ist. Ein bisschen schnell ist diese Entwicklung jedoch schon, was wohl auch an dem knappen Rahmen gelegen haben dürfte (13 Folgen), der nicht viel Raum für Zwischenschritte lässt. Auch andere Punkte fallen deshalb leider sehr kurz aus, etwa eine Sequenz, die sie weit in die Vergangenheit mitnimmt.

Dafür gibt es hier recht viele und auch lange Actionsequenzen, was ebenfalls dazu beiträgt, dass Stella Women’s Academy die Kanonenspitze vorn hat – das Thema wurde insgesamt stimmiger umgesetzt als bei den populären Panterkolleginnen, ist stärker in die Geschichte integriert. Im Gegenzug gibt es jedoch deutlich weniger zu lachen. Am Anfang wurden noch zahlreiche Comedyelemente eingebaut, auch die letzte Folge besteht fast nur noch daraus. Dazwischen macht sich der Humor jedoch etwas rar, von der komischen Entscheidung, die Kämpfe mit Jazzmusik hinterlegen zu wollen, einmal abgesehen. Ansonsten ist die Mangaadaption durch Gainax (Neon Genesis Evangelion, Magical Shopping Arcade Abenobashi) audiovisuell recht unauffällig. Besagte Vergangenheitssequenz sieht toll aus, was es umso bedauerlicher macht, dass sie anschließend keine Rolle mehr spielt. Die Animationen sind dafür teils recht sparsam, die Hintergründe mitunter auch – gerade für eine angeblich luxuriöse Akademie ist das schon sehr leer hier. Sehenswert ist die Serie dann auch weniger für die etwas schwankende optische Qualität, sondern für die düsteren Elemente, die zudem ohne übertriebenes Drama und aufgezwungene Tränendrüsenattacken auskommen.



(Anzeige)

Wenn kleine Mädchen Krieg spielen: „Stella Women’s Academy“ nimmt ein etwas befremdliches Szenario und bastelt daraus eine zunächst etwas austauschbare Sportserie mit schwach ausgeprägten Charakteren. Später wird die Serie jedoch deutlich interessanter, auch einer unerwarteten Entwicklung der Hauptfigur wegen.
6
von 10