Hellions

Kinder aus der Hölle

(„Hellions“ directed by Bruce McDonald, 2015)

HellionsWenn es nach Doras (Chloe Rose) gegangen wäre, sie hätte den Abend zusammen mit ihrem Freund auf der Couch verbracht und darüber nachgedacht, wie sie mit ihrer ungewollten Schwangerschaft umgehen soll. Aber irgendwie will an diesem Tag so gar nichts nach ihr gehen. Statt ihres Freundes stehen plötzlich ein paar merkwürdig gekleidete Gestalten vor der Tür. Zunächst denkt sie sich noch nicht groß was dabei, schließlich haben wir Halloween. Da gehört das irgendwo dazu. Nur dass sich die Fremden nicht mit ein paar Süßigkeiten zufriedengeben. Vielmehr haben sie es auf Doras ungeborenes Kind abgesehen und beginnen mit aller Macht ins Haus eindringen zu wollen.

Wer schon ein wenig länger das Fantasy Filmfest besucht, wird sich letztes Jahr über einen Namen im Programmheft gefreut haben, den man dort schon länger nicht mehr gelesen hatte: Bruce McDonald. Der hatte 2008 mit Pontypool einen der wohl interessantesten Zombiestreifen des letzten Jahrzehnts abgeliefert und meldete sich nun bei Kinder aus der Hölle aka Hellions mit seinem ersten Genrebeitrag seit eben jenem Film zurück. Da durfte man es sich schon mit etwas höheren Erwartungen im Kinosessel gemütlich machen und der Dinge harren, die da noch kommen sollten.

Erfüllt wurden diese Erwartungen aber nur zum Teil. Das Problem hierbei war jedoch weniger die Inszenierung, sondern dass der kanadische Regisseur hier kein sonderlich interessantes inhaltliches Material zur Verfügung hatte. Ein paar mörderische Käsehochs, die dir dein Ungeborenes rauben wollen? Kann man machen, klar, nur würde man hierbei dann doch auch ganz gern wissen warum. Die Antwort darauf fehlt jedoch. Eigentlich fehlt überhaupt eine Geschichte. Dass der Film etwas mit der Schwangerschaft zu tun hat, ist offensichtlich, vielleicht auch etwas mit Abtreibung – schließlich ist das Doras Reaktion auf ihr ungewolltes Glück. Richtig ausformuliert wird das jedoch nicht, stattdessen gibt es eine Reihe von Szenen, die irgendwie keinen Einfluss aufs Geschehen haben und sich auch mal wiederholen. Spannend ist das nur anfangs, wenn in bester Home-Invasion-Manier Dora zwischen Flucht und Angriff um ihr Überleben kämpft, später wäre mehr Abwechslung oder auch Entwicklung hilfreich gewesen.

Was Hellions jedoch auszeichnet und für den einen oder anderen auch den Kauf der Import-DVD rechtfertigen könnte, ist die Atmosphäre. Home-Invasion-Thriller, allen voran solche, die nachts spielen, bestehen größtenteils aus Variationen der Farbe Schwarz. Hier jedoch dominieren andere Töne, Lila zum Beispiel, McDonald greift bei seiner Gestaltung auf Farbfilter zurück, von denen man vorher gar nicht so genau wusste, dass es sie gibt. Das Ergebnis ist erstaunlich effektiv, zusammen mit dem unheimlichen Score schafft es der Kanadier mehr aus dem dünnen Stoff herauszuholen, als es dieser verdient hätte.

Dass zu Halloween die Grenzen zwischen Realität und (Alp-)Traum etwas weiter offenstehen als zu anderen Tagen, ist hinlänglich bekannt. So weit wie hier geht jedoch nur selten jemand, das einsam stehende Haus, irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt, wird tatsächlich zum Tor in eine andere Welt. Surreal, zeitlos und bedrohlich – da dürfen sich Kollegen gerne noch den einen oder anderen Trick abschauen. Um den enttäuschenden Inhalt und die später auch fehlende Spannung auszugleichen, reicht das nicht, dass Hellions oftmals mit richtig schlechten Noten abgestraft wurde, das kommt nicht von ungefähr. Wem es jedoch bei Horrorfilmen mehr auf das „wie“ anstatt das „was“ ankommt, der darf hier mal vorbeischauen.



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Mauer Inhalt trifft wunderbare Atmosphäre: „Hellions“ schafft es, durch Farbfilter und einen unheimlichen Score eine surreal-alptraumhafte Stimmung zu erzeugen. Die Geschichte ist dafür sehr viel weniger erfinderisch, der Home-Invasion-Horror hat insgesamt recht wenig zu erzählen oder zeigen.
6
von 10