Gaensehaut
© Sony Pictures

Gänsehaut

(„Goosebumps“ directed by Rob Letterman, 2015)

Gaensehaut
„Gänsehaut“ läuft ab 4. Februar im Kino

Ausgerechnet Greendale! Nein, groß ist die Freude bei Zach Cooper (Dylan Minnette) nicht, als seine Mutter (Amy Ryan) beschließt, New York den Rücken zu kehren und in dem kleinen Ort neu anzufangen. Nur eine Sache gibt es, die dem Jugendlich das Leben in der Provinz versüßt: die nicht auf den Mund gefallene Nachbarstochter Hannah (Odeya Rush). Dummerweise nur hat deren Vater (Jack Black) ebenfalls eine Menge zu sagen. Vor allem eins: „Halt dich von uns fern!“ Als sich Zach zusammen mit dem Mitschüler Champ (Ryan Lee) aus Sorge um Hannah nachts einschleicht, stellt er fest, dass es sich bei dem Vater um den berühmten Horrorautor R.L. Stine handelt. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, welches im Nachbarhaus schlummert.

„Basierend auf dem Bestseller von …“ dürfte neben „basierend auf wahren Begebenheiten“ der wohl am inflationärsten benutzte Satz sein, mit dem Kinoplakate um die Aufmerksamkeit des Publikums werben. Bei Gänsehaut ist das jedoch ausnahmsweise tatsächlich mal angebracht, bei Gesamtverkaufszahlen von 350 Millionen Stück ist die Horrorjugendbuchreihe von R.L. Stine eine Marke, die für sich stehen kann – zumindest in den USA, wo die Bücher ungleich populärer sind als hier. Der Name des Autors, der scheint aber auch in der Heimat nicht allzu geläufig zu sein, wie ein herrlicher Running Gag über eine Fehde mit Stephen King verrät. Einen witzigen Gastauftritt des realen Stines haben sie ebenfalls noch unterbekommen.

Allgemein darf bei dem überraschend selbstironischen Gänsehaut recht oft gelacht werden, selbst als Erwachsener, selbst als Nicht-Kenner der Vorlage. Gelesen haben muss man diese übrigens nicht, um den Film zu verstehen, da dieser eine eigene (Meta-)Geschichte erzählt. Von Vorteil wäre es aber vielleicht, um den Monstern etwas abgewinnen zu können. Zahlreich sind sie, im Laufe des Films kommen immer mehr Rassen hinzu, die Greendale terrorisieren. So viele sind es, dass vielen nur kleine Auftritte vergönnt sind, man sie teilweise leider gerade mal für einen Sekundenbruchteil zu sehen bekommt. Ein Großteil besteht dabei aus den typischen Archetypen des Horrorgenres: Zombie, Werwolf, Mumie. Ein paar sind jedoch auch etwas skurriler, vor allem Stines Gegenspieler – die mörderische Puppe Snappy – sowie die nicht minder blutrünstigen Gartenzwerge könnte man sich als alleinige Protagonisten lebhaft vorstellen. Und fürchten.

Zu jung sollten die Zuschauer dann auch besser nicht sein. Explizit wird Gänsehaut zwar nie, hier kommt keiner ernsthaft zu Schaden. Einige der unheimlichen Begegnungen lassen einen dann aber doch hier und da ein wenig zusammenzucken. Gleiches gilt für die nicht immer optimalen Spezialeffekte und die zielgruppenbedingt leicht kitschige Liebesgeschichte zwischen Zach und Hannah, die es nicht wirklich gebraucht hätte, die immerhin aber einen kleinen netten Twist bereithält. Nett ist der Film dann auch als solches geworden, dank des hohen Tempos kommt keine Langeweile auf, auch über die Besetzung kann man nicht meckern – am wenigsten über den völlig in seiner Rolle als griesgrämigen Schriftsteller aufgehenden Jack Black. Trotz der Ausrichtung auf ein jugendlicheres Publikum dürfen deshalb auch etwas ältere Horrorfans ihren Spaß haben, zumindest wenn sie eine humorvolle Interpretation ihres Lieblingsgenres schätzen: Im Bereich der Horrorkomödie ist Gänsehaut auf jeden Fall eines der gelungeneren Beispiele in der letzten Zeit.



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„Gänsehaut“ ist eine temporeiche, überraschend selbstironische Meta-Adaption der erfolgreichen Horror-Jugendbuchreihe. Langweilig wird es nie, Besetzung und Zuschauer haben ihren Spaß. Bei den Monstern ist das Vergnügen jedoch zwiespältig: Während einige schön skurril sind, entsprechen andere nur Genrestandards, sind teilweise auch viel zu kurz im Einsatz.
6
von 10