Time Lapse
© Devilworks

(„Time Lapse“ directed by Bradley King, 2014)

Time LapseAls die drei Freunde Finn (Matt O’Leary), Jasper (George Finn) und Callie (Danielle Panabaker) bei einem Nachbarn nach dem Rechten sehen wollen, entdecken sie dort eine Maschine, aus der sie nicht ganz schlau werden. Nicht nur, dass diese täglich Fotos des Wohnzimmers der drei macht, auf den Aufnahmen ist darüber hinaus immer ein Ereignis zu sehen, welches erst 24 Stunden später eintritt. Ein Fotoapparat, der die Zukunft festhält? Es dauert nicht lange, bis das Trio Möglichkeiten findet, diese sonderbare Fähigkeit für sich zu nutzen. Doch das vermeintliche Glück hält nicht lange, schließlich ist das Herumdoktern mit der Zeit mit einigen Risiken und Komplikationen verbunden, wie sie leidvoll feststellen müssen.

Zeitreisen und Filme, das ist eine ebenso lange wie oft auch launige Kombination, die nicht nur abwechslungsreiche Kulissen ermöglicht, sondern auch viele herrlich bizarre Paradoxien. Erstere sind gewollt, Letztere mindestens geduldet, meistens ignoriert. Im besten Fall macht man sich selbst ein bisschen darüber lustig, dass solche Geschichten fast zwangsläufig voller Logiklöcher stecken – siehe Looper. Time Lapse geht da einen ganz eigenen Weg, und das nicht nur, weil es hier keine Reisen gibt, sondern eine Art Gleichzeitigkeit von Gegenwart und Zukunft – was ebenfalls für reichlich Chaos sorgt.

Dieses Chaos ist es dann auch, weshalb der Beitrag des Fantasy Filmfests 2014 ziemlich unterhaltsam geworden ist. Normalerweise kennen wir das Prinzip „Helden stolpern von einer schlimmen Situation in eine noch viel schlimmere“ ja aus dem Bereich der Komödie. Und über weite Strecken meint man auch, eben eine solche vor sich zu haben, denn die drei haben schon ein Händchen dafür, sich selbst das Leben schwer zu machen. Später wird das jedoch zu einem Problem des Films, denn irgendwann beginnt hier jeder, sich völlig irrational zu verhalten. Und auch von der Stimmung her kippt Time Lapse etwas unnötig ins Düstere. Wohl aus der Annahme, der Zuschauer braucht zum Ende vielleicht hin doch noch etwas mehr Knalleffekte, wird das Geschehen zunehmend härter und brutaler – ohne dass einem wirklich einleuchtet warum.

Doch auch wenn der Sci-Fi-Thriller später abbaut und sich etwas billig aus der Affäre zu ziehen versucht, Regisseur und Ko-Autor Bradley King hat in seinem Langfilmdebüt einige wirklich clevere Ideen verarbeitet. Bestimmen wir die Zukunft oder bestimmt die Zukunft uns? Das ist hier gar nicht mehr so eindeutig, wenn die drei auf der einen Seite versuchen, das Zukünftige in der Gegenwart zu nutzen, auf der anderen Seite aber die Gegenwart so gestalten müssen, dass die Zukunft sich aus ihr ergibt – sonst drohen Paradoxien. Und damit auch der Tod. Vielleicht zumindest, so genau weiß das hier ja keiner.

Klingt kompliziert? Ist es auch, nicht nur die drei Helden haben mit diesem Widerspruch zu kämpfen, auch als Zuschauer muss man diesen Gedanken ein paar Mal durchs Gehirn schicken, bevor man ihn verinnerlicht hat. Dann jedoch gefällt der Film genau dadurch, dass er verzweifelt versucht, die üblichen Paradoxien zu vermeiden. Nicht jede Wendung davon ist gleich überzeugend, das Konzept ist manchmal besser als die konkrete Ausführung. Dennoch ist die Low-Budget-Produktion – es gibt eigentlich nur zwei Schauplätze, auch Effekte sind Mangelware – ein erfrischender Wind im Genre. Umso bedauerlicher, dass sich noch kein deutscher Verleih des Geheimtipps angenommen hat. Immerhin ist der Film diesen Sommer aber in den USA erschienen. Wer vor Importen nicht zurückschreckt und etwas für Gedankenspielereien übrig hat, der sollte hierauf mal einen Blick werfen.



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Was war zuerst, die Gegenwart oder die Zukunft? Wenn „Time Lapse“ unsere Vorstellungen von Zeit auf den Kopf stellt, ist nicht alles davon inhaltlich gleich überzeugend, gerade zum Schluss sind die Figuren wenig nachvollziehbar. Insgesamt ist die Low-Budget-Produktion aber ein cleverer und origineller Sci-Fi-Thriller.
7
von 10