Cinderella
© Walt Disney

Cinderella (2015)

(„Cinderella“ directed by Kenneth Branagh, 2015)

Cinderella DVD
„Cinderella“ ist seit 10. September auf DVD und Blu-ray erhältlich

Schon früh verliert Ella (Lily James) ihre über alles geliebte Mutter, von der sie ihre große Fantasie und ihren Glauben ans Gute geerbt hat. Dennoch ist sie froh, als ihr Vater sich neu verheiratet und sein Glück sucht. Schließlich bekommt Ella dadurch nicht nur eine Stiefmutter (Cate Blanchett), sondern auch zwei Schwestern. Als ihr Vater jedoch plötzlich stirbt, zeigen die drei ihr wahres Gesicht, schikanieren die junge Frau, wo sie nur können. Nicht einmal zum großen königlichen Ball darf sie gehen, obwohl sie sich so sehr erhofft hat, dort den attraktiven Auszubildenden Kit (Richard Madden) wiederzusehen. Doch dann trifft sie die gute Fee (Helena Bonham Carter), welche ihr den Wunsch mithilfe ihrer Magie doch noch ermöglicht.

Eines muss man Disney ja lassen, die Idee, alte Kinderklassiker noch einmal neu zu verfilmen, war Gold wert: Ob nun Alice im Wunderland, Die fantastische Welt von Oz oder auch Maleficent, die hochkarätig besetzten Neuadaptionen spülten kräftig Geld in die Kasse. Und das gilt dann auch für Cinderella, welches seit seinem Kinostart dieses Frühjahr über 500 Millionen Dollar eingespielt hat. Und doch lässt sich der Film nur bedingt mit den drei vorangegangen Titeln vergleichen. Wo diese die alten Geschichten kräftig umschrieben, teilweise auch viel mit Ironie arbeiteten, ist das Märchen um die geschundene Ella durch und durch klassisch, orientiert sich voller Stolz an den Interpretationen von einst – darunter auch Disney eigenem Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1950.

Entsprechend altmodisch wirkt das hier auch alles, wer einen vergleichbaren Unterhaltungswert wie bei den anderen Neo-Märchen erhofft, wird enttäuscht sein. Ein wenig Humor gibt es, gerade auch wenn Bonham Carter ihren Auftritt als leicht konfuse Fee hat. Ansonsten aber soll hier vor allem geträumt werden, von großen Schlössern und warmherzigen Prinzen, von Magie und Zauberei. Und auch davon, dass am Ende doch das Gute gewinnt, man dafür belohnt wird, wenn man sich immer freundlich und aufrichtig verhält.

Von den Figuren sollte man daher nicht viel erwarten, die dienen entweder der Projektionsfläche oder sind für die Handlung notwendig, ohne einen echten Charakter zu haben. Ein wenig bemüht man sich zwar, der bösen Stiefmutter durch einige Schlüsselszenen mehr Tiefe und eine Motivation für ihr Handeln zu geben, so richtig weit kommt der Film dabei jedoch nicht. Dennoch sind es gerade diese Szenen, in denen es interessant wird, wenn Blanchett als abstoßende bösartige Frau der armen Ella das Leben schwer macht. Der Rest ist – abgesehen von der Fee – eher langweilig. Während Lily James als gutherzige, etwas fragwürdig unterwürfige Ella aber zumindest noch schauspielerisch überzeugt, sind die Männer der Geschichte so blass, dass man sich im Anschluss kaum an sie erinnern wird.

Das mag aber auch daran liegen, dass man von dem Drumherum so überwältigt ist, dass die einzelnen Figuren ohnehin schnell zur Nebensache werden. Das prachtvolle Schloss, das idyllische Umland, die ausufernden Kostüme – all das erfordert vom Auge viel Zuwendung, ergänzt um gewohnt hervorragende Demonstrationen aus der Special-Effects-Abteilung. Gerade die berühmte Verwandlung, wenn es für Ella zum königlichen Ball geht, profitiert schon sehr von der neuesten Technik. Ob der Film auch dann noch funktionieren wird, wenn die Computertricks veraltet sind, wird die Zeit erst zeigen. Bis es aber so weit ist, ist die Interpretation von Kenneth Branagh eine wunderbar anzusehende geworden, die gerade bei einem jüngeren, weiblichen Publikum viele glänzende Augen hinterlassen wird und durch die ausgelassenen brutalen Szenen – Stichwort passender Schuh – auch bei überängstlichen Eltern Gefallen finden sollte.



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Im Gegensatz zu vielen anderen Neuverfilmungen von Märchen wird hier völlig darauf verzichtet, die Geschichte moderner zu machen. In Folge ist „Cinderella“ ein zwar irgendwo altmodischer Film mit nur wenig interessanten Figuren, dafür aber einer umwerfenden Optik, die gerade Mädchen zum Träumen einlädt.
7
von 10