Zwei Mann ein Schwein und die Nacht von Paris
© 1956 Gaumont

Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris

(„La Traversée de Paris“ directed by Claude Autant-Lara, 1956)

Zwei Mann ein Schwein und die Nacht von Paris
„Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris“ ist seit 15. Mai auf DVD erhältlich

Paris 1942, die Stadt befindet sich unter deutscher Besatzung. Zwar hat man sich mit der Situation abgefunden und auch mit den Besatzern arrangiert, doch die ehemaligen Annehmlichkeiten des Lebens werden jetzt nur noch für teures Geld und unter der Hand verkauft. Der arbeitslose Taxifahrer Marcel Martin (Bourvil) ist einer von denen, die aus der Not eine Tugend gemacht haben, und sich mit gelegentlichen Transporten für den Schwarzmarkt über Wasser halten. Dieses Mal ist der Auftrag jedoch etwas anderer Natur: Er soll ein geschlachtetes Schwein von Feinkosthändler Jambier (Louis de Funès) transportieren, in vier Koffer verpackt. Da er diese jedoch nicht allein tragen kann, braucht er Hilfe. Und diese findet er in Grandgil (Jean Gabin), einer zufälligen Kneipenbekanntschaft. Ganz trauen tut er dem Fremden zwar nicht, aber eine große Wahl hat er nicht, schließlich ist es auch so schon schwierig genug, durch das nächtliche Paris mit verbotener Ware zu laufen, ohne dass es jemand mitbekommt.

Es wäre wohl keine Übertreibung, Louis de Funès als einen der bekanntesten und beliebtesten Komiker der 60er und 70er zu nennen. Bevor er jedoch mit doch recht albernen Filmen wie denen als Polizist in Saint Tropez oder als Choleriker (Balduin, der Ferienschreck) zum Aushängeschild Frankreichs wurde, musste er sich des Öfteren mit einer Nebenrolle begnügen. So auch hier: Die eigentlichen Stars von Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris sind seine Kollegen Jean Gabin und Bourvil, die als odd couple die Zuschauer zum Lachen bringen dürfen. Und das tun sie auch sehr erfolgreich, vom Schicksal zusammengebracht dürfen die beiden so unterschiedlichen Menschen – wie unterschiedlich, wird erst im Laufe des Films klar – allmählich zueinander finden und den Gesetzen des Buddy Movies folgend sogar so etwas wie Freunde werden.

Die ganz großen Kalauer sollte man hier jedoch besser nicht erwarten, wer einen typischen Funès-Film erhofft, wird enttäuscht. Dafür sorgen allein schon das Setting während des Zweiten Weltkrieges und das heikle Thema der Kooperation mit den deutschen Besatzern. Tatsächlich kommt es hier zwar regelmäßig zu absurden Momenten, doch sind diese nicht unbedingt mit Heiterkeit verbunden. Immer schwingt da die Hoffnungslosigkeit und die Misere dieser Zeit mit, der Kampf darum, trotz der widrigen Umstände ein normales Leben feiern zu wollen. Das erinnert entfernt durchaus an Das Leben ist schön, ohne aber dessen starke Schwankungen zwischen Banalität und Brutalität. Dennoch bleiben Momente übrig, in denen einem das Lachen im Hals stecken mag. Brillant ist beispielsweise die Szene zu Beginn, als das Schwein geschlachtet wird, um dessen Schreie zu überdecken und so nicht die Aufmerksamkeit Marcel fröhliche Lieder auf seinem Akkordeon spielt.

Auch später ist da immer etwas Düsteres an Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris, wegen der Bilder natürlich: Ein Großteil des Films spielt während der Nacht, in den Schwarz-Weiß-Aufnahmen ist mehr Schatten denn Licht. Sehr gut ist auch die Atmosphäre der Paranoia, in der niemand niemandem trauen darf, denn jeder könnte ihr ein Spitzel der Gestapo sein. Dieses Gefühl wird noch weiter unterstrichen, indem fast alles innerhalb von kleinen Räumen spielt, was der Komödie nicht nur etwas Kammerspielartiges, sondern auch Klaustrophobisches verleiht.

Zu ganz großer Härte wollte man sich aber dennoch nicht durchdringen, man begnügte sich damit, das Publikum an die Zeit damals zu erinnern, ohne sie überfordern zu wollen. Und so ganz nebenbei erzählt man auch noch von der Ungleichheit innerhalb einer Gesellschaft: Wer genügend Geld hat, dem macht auch ein Krieg nicht unbedingt etwas aus. Französischkundige haben übrigens etwas mehr von dem Film, der im Original an manchen Stellen vom Französischen ins Deutsche wechselte, was in der deutschen Synchronisation so nicht funktionierte. Leider enthält die DVD keine Untertitel, was Vergnügen an der Stelle etwas schmälert. Aber auch übersetzt ist Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris ein kleiner Klassiker, der seit Kurzem dann endlich auch als Einzelfilm erhältlich ist.



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Eine Komödie mit Louis de Funès während der Besatzungszeit 1942? Das ist sehr viel weniger albern, als man erwarten könnte, denn bei aller Komik schwingt hier auch immer die Tragik der Zeit mit, was auch durch die dunklen Nachtbilder und engen Schauplätze unterstützt wird.
8
von 10