Hirschen
© Inci Pictures Filmproduktion

Hirschen – Da machst was mit!

(„Hirschen – Da machst was mit!“ directed by George Inci, 2014)

Hirschen
„Hirschen – Da machst was mit!“ läuft seit 4. Juni im Kino

Als die örtliche Fabrik im kleinen Osttiroler Ort Hirschen dicht macht, stehen dessen Bewohner plötzlich vor dem Nichts. Und dann geschieht kurze Zeit drauf auch noch ein Wildunfall! Aber Glück im Unglück: Der Fahrer Paul Gandhi (George Inci) ist nicht wirklich verletzt. Dafür bringt er dringend benötigtes Geld ins Dorf, schließlich muss er ja irgendwo unterkommen und entscheidet sich für die Pension des Metzgers (Sepp Lusser). Auch der örtliche Arzt (Joseph Holzknecht) und der Mechaniker (Bernhard Wolf) haben wieder etwas zu tun, gleiches gilt für den Polizisten (Oswald Fuchs) und den Bürgermeister (Thomas Widemair). Wenn doch nur häufiger so etwas vorkäme! Und so kommt Hirschen auf die Idee, dem Zufall etwas unter die Arme zu greifen und für weitere kleine Wildunfälle zu sorgen.

Dass immer mehr Kommunen und Gemeinden an der Stadtflucht zu leiden haben und innerlich ausbluten, ist kein Geheimnis. Aber auch für Filmemacher ist das Thema ein gefundenes Fressen, dürfen sie doch das allseits beliebte Motiv David gegen Goliath aufgreifen und zeigen, wie sich pfiffige Dorfbewohner zu helfen wissen. Gerade für Komödien ist das ein gefundenes Fressen, wenn man wie kürzlich in Die große Versuchung originelle Pläne mit skurrilen Figuren verknüpft. Warum also nicht lauter Unfälle verursachen und von den Nebenkosten profitieren?

Der Rest der Filmwelt schien jedoch weniger überzeugt von dieser Idee, weshalb George Inci dann auch rund 16 Jahre für die Umsetzung von Hirschen brauchte und quasi ohne Geld auskommen musste. Und so übernahm er diverse Aufgaben einfach selbst, als Schauspier fungierten die Mitglieder der Theatergruppe eines 800-Seelen-Dorfs. Dieses Do-it-yourself-Prinzip ist nicht ohne Charme, zumal ohne den Druck von Geldgebern kreative Freiheiten möglich sind, von denen Studiodreher nur träumen können. Aber Charme reicht manchmal nicht aus, wenn er wie hier mit mangelnden Ideen einhergeht.

Klar ist es irgendwo geschmacklos-witzig, wenn ein Sarg bei seinem Weg unter die Erde nicht ganz so will wie geplant. Aus diesem Moment wird hier jedoch eine ganze Szene, statt der Lachmuskeln wird hauptsächlich der Geduldsfaden trainiert. Und das gilt auch für den Rest des Films. Die Gags, eh schon nicht der Gipfel der Kreativität, werden hier in einer beeindruckend weltfremden Art breitgetreten, die beachtliche Länge von über zwei Stunden wird in Hirschen zu keiner Zeit gerechtfertigt. Die trashigen Hirschkostüme, mit denen Autofahrer erschreckt werden sollen, hätten vermutlich für einen netten Beitrag in Verstehen Sie Spaß? gereicht, nicht jedoch für einen ausgewachsenen Spielfilm. Da auch die Figuren kaum in Erinnerung bleiben – im Gegensatz zur nervtötenden Musik –, ist die Komödie ein Beispiel dafür, dass Studios bei ihrer Ablehnung eines Stoffes manchmal doch recht haben und man manchem Dorf nicht nachweinen sollte.



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Ohne viel Geld und mit noch weniger Ideen erzählt „Hirschen“ die Geschichte eines Dorfs, das mit fingierten Wildunfällen ums Überleben kämpft. Das ist nur in Ansätzen witzig, der anfängliche Do-it-yourself-Charme macht schnell der Langeweile Platz.
3
von 10