Schmerzensgeld
© Pandastorm Pictures

Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden

(„The Brass Teapot“ directed by Ramaa Mosley, 2012)

Schmerzensgeld
„Schmerzensgeld – Wer reich sein will, muss leiden“ erscheint am 5. Mai auf DVD und Blu-ray

So sehr sie sich auch abmühen, das Ehepaar bekommt einfach keinen Fuß auf den Boden. Während John (Michael Angarano) sich in einem schlecht bezahlten Job abrackert und vergeblich auf eine Beförderung hofft, findet Alice (Juno Temple) in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten erst gar keine Arbeit. Doch das Blatt wendet sich, als Alice eines Tages eine antike Teekanne findet, die nicht nur wunderschön ist, sondern auch magisch: Jedes Mal, wenn einer sich in ihrer Nähe verletzt, spuckt sie Geld aus. Nach einer anfänglichen Verwunderung entdecken die beiden das ungeheure finanzielle Potenzial des Utensils und denken sich immer neue Methoden aus, um dessen Fähigkeit auszunutzen.

Wie weit würdest du für Geld gehen? Wie viel ist Moral „wert“? Diese Fragen sind nicht nur bei grenzdebilen Fernsehshows relevant, wo sich Menschen für den Traum von Reichtum und Ruhm selbst demütigen, auch Filme greifen dieses Thema immer wieder auf. Meistens jedoch tun sie das auf eine sehr ernste Weise an (Ein unmoralisches Angebot, Wall Street), verwenden maximal satirische Mittel zur Aufheiterung (Nightcrawler, Wolf of Wall Street). „Schmerzensgeld“ ist da anders, denn von Anfang an wird hier eine klare Komödienschiene gefahren, trotz Schmerz und Verstümmelung bleibt es relativ harmlos.

Das muss nicht zwangsweise ein Fehler sein, denn lustig wird es an vielen Stellen. Besonders geglückt sind die vielen absurden und kreativen Einfälle der beiden, wie sie Schmerzen zu Geld machen können. Anfangs beschränken sie sich auf Ohrfeigen und kleinere Verletzungen. Doch wie das so ist mit den Ansprüchen: Sie werden mit der Zeit immer größer. Die wachsende Gier von John und Alice will befriedigt werden, das Traumhaus muss her, man will zur oberen Gesellschaft gehören. Warum auch nicht, wenn es keine Grenzen gibt? Und auch die Teekanne gibt sich nicht ewig mit Hautabschürfungen oder blauen Flecken zufrieden. Damit jedoch werden auch die Maßnahmen immer drastischer, es ist Schluss mit lustig.

Das ist dann auch eines der beiden Probleme, die Schmerzensgeld planen. Der heiter-bescheuerte Slapstick muss später einer größeren Dramatik weichen, es wird finsterer und auch rührseliger. Schließlich steht einem solchen Film in die DNA geschrieben, dass der Traum irgendwann ein Ende haben muss, unsere Helden eine Läuterung erfahren, erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt: Freundschaft, Liebe, Rücksichtnahme. Geld? Das verführt nur, kann ganz nett sein, braucht man aber im Grunde nicht wirklich.

Und das wäre das zweite Problem: Schmerzensgeld ist zu vorhersehbar. Schon vom ersten Moment ist klar, worauf alles hier hinauslaufen wird, die Fantasykomödie versucht erst gar nicht, Erwartungen zu unterlaufen und den Zuschauer zu überraschen. Mehr als ein netter Zeitvertreib kann der Film so nicht sein, trotz seiner gutgemeinten Aussage zum Ende hin. Wer aber nicht mehr als das braucht, bekommt hier zumindest eine originelle Abwandlung der Geld-Moral-Problematik, eine Reihe witziger Momente und zwei sympathische Hauptfiguren, in deren Situation man gleichzeitig sein will und dann auch wieder nicht.



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Geld gegen Schmerzen – das kennt man im übertragenen Sinn, „Schmerzensgeld“ meint das ganz wörtlich. Diese originelle Abwandlung hat bei der Fantasykomödie diverse absurde Slapstickmomente zur Folge, die ebenso wie die sympathischen Figuren zu den Stärken zählen. Insgesamt bietet der Film nette Unterhaltung, ist jedoch zu vorhersehbar, zum Schluss wird es auch reichlich moralisch und rührselig.
6
von 10