Sam OCool
© Splendid Film

Sam O’Cool – Ein schräger Vogel hebt ab

(„Gus – petit oiseau, grand voyage“ directed by Christian De Vita, 2014)

Sam OCool
„Sam O’Cool – Ein schräger Vogel hebt ab“ läuft ab 21. Mai im Kino

Der Winter nähert sich mit großen Schritten, höchste Zeit für die Vögel, ihre Zelte abzubrechen und nach Afrika zu fliegen. Dummerweise verletzt sich das Oberhaupt Darius kurz vor der Abreise so stark, dass er die anderen dieses Mal nicht begleiten kann. Wer aber sonst soll die Truppe anführen und an den gefährlichen Eisenvögeln vorbeiführen? Darius’ letzter Wunsch ist es, dass der kleine gelbe Artgenosse ohne richtigen Namen diese Aufgabe übernehmen soll. Bei den anderen stößt das aber nicht unbedingt auf große Begeisterung, denn der Außenseiter war bislang nicht gerade für seine Führungsqualitäten bekannt. Da aber die Zeit drängt, lassen sie sich auf das Abenteuer ein – was sie an mehr als einer Stelle bereuen werden.

Nachdem Splendid Film auf der Suche nach Nachschub für das Animationsportfolio zuletzt in Malaysia (Prinz Ribbit) und Argentinien (Fußball) Halt gemacht hat, steht dieses Mal ein Zwischenstopp in Frankreich und Belgien an. Und warum auch nicht? Dass die beiden Länder zu den Hochburgen der Comic- und Zeichentrickkunst gehören, ist nicht gerade ein großes Geheimnis. Und das in Paris ansässige Studio Mac Guff hat mit Ich – Einfach unverbesserlich und Der Lorax bewiesen, dass man auch bei der computerberechneten Variante ein Wörtchen mitzureden hat.

Von dem Renommee sind die Kollegen bei TeamTO noch ein ganzes Stück entfernt, die sich zuvor hauptsächlich im TV-Bereich einen Namen gemacht haben und mit Sam O’Cool – Ein schräger Vogel hebt ab ihr Langfilmdebüt abgeben. Während die stilisierten und lustigen Designs der Vögel durchaus gelungen sind und auch die Animationen kaum Grund zur Kritik geben, hapert es budgetbedingt – Regisseur Christian De Vita und seinem Team standen mit 10 Millionen Euro nur ein Bruchteil der amerikanischen Mittel zur Verfügung – wieder einmal an den Hintergründen und den Texturen.

Gerade bei den Naturaufnahmen muss man im Vergleich zu den Blockbustern Abstriche machen, Vegetation und Steine sind simpel modelliert, ohne größere Abwechslung. Hübscher wird es, wenn die Vogelschar zwischenzeitlich in der Stadt notlandet, auf der Suche nach dem richtigen Weg: Hier fallen die fehlenden Rundungen kaum auf, ähnlich wie bei Operation Nussknacker zählen die charmant gestalteten Gebäude zusammen mit den schönen Lichteffekten zu den optischen Höhepunkten.

„Vergleich zu“, „ähnlich wie“ – solche Floskeln dürften bei Sam O’Cool recht häufig verwendet werden, denn das größte Problem der europäischen Koproduktion ist, dass sie insgesamt zu gewöhnlich ist, um irgendwie aus der Masse herausragen zu können. Ein Außenseiter, der allen beweisen muss, dass mehr in ihm drinsteckt, dürfte zu den meistbenutzten Grundthemen bei Animationsfilmen zählen, zumindest jene für eine jüngere Zielgruppe. Die wird dann auch hier angesprochen und sollte insgesamt mit dem gebotenen zufrieden sein. Wer dem Kindesalter entwachsen ist, findet hier jedoch nur wenig Gründe, Sam O’Cool gegenüber der großen Konkurrenz den Vorzug zu geben.

Immerhin ist die Synchronisation gelungen: Kostja Ullman zeigte sich mit Filmen wie zuletzt Coming In oder 3 Türken und ein Baby dem Komödiengenre ja durchaus verbunden und auch als tollpatschiger Grünschnabel macht er eine gute (Stimm-)Figur, an manchen Stellen darf man auch als Erwachsener hier noch schmunzeln. Wer mit dem Nachwuchs demnächst wieder ein Animationsabenteuer auf der großen Leinwand erleben möchte und nicht bis zu den Minions warten kann, findet hier daher eine passable Zwischenlösung.



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Das Ziel Afrika ist exotisch, der Film an sich ist es nicht: „Sam O’Cool“ erzählt eine altbekannte Geschichte und ist auch technisch wenig erwähnenswert. Dafür sind die Designs der Vögel gelungen, die Synchronisation ist es auch, an einigen Stellen regt das Animationsabenteuer zudem zum Schmunzeln an.
5
von 10