3 Minutes
© 2014 OFDb FILMWORKS

3 Minutes

(„The Elevator: Three Minutes Can Change Your Life“ directed by Massimo Coglitore, 2013)

3 Minutes
„3 Minutes“ ist seit 2. Januar auf DVD und Blu-ray erhältlich

Drei Minuten, so richtig viel ist das nicht. Und doch kann die Zeit ausreichen, um dein ganzes Leben zu verändern – so zumindest das Credo der Quizshow „3 Minutes“. Schließlich bleiben dir dort eben diese drei Minuten für jede Frage, schaffst du es bis zum Ende, winken dir eine Million Dollar. Geld braucht deren Moderator Jack Tramell (James Parks) nicht wirklich, denn der ist längst ein gemachter Mann: Er ist erfolgreich, vermögend, scheinbar allwissend und unglaublich beliebt. Eine Frau (Caroline Goodall) scheint die Jack-Manie jedoch nicht zu teilen. Als Jack eines Abends den Fahrstuhl zu seiner Wohnung nimmt, wird er von ihr außer Gefecht gesetzt, gefesselt und darf anschließend selbst an einem Privatquiz teilnehmen. Nur dass bei dieser Variante nicht um Geld, sondern die Körperteile Jacks gespielt wird.

Wer selbst mehrere Jahre in einem Hochhaus gelebt hat, weiß um den Schrecken von Fahrstühlen: Wenn sie nicht gerade stehen bleiben oder ihren Zielort vergessen, werden sie zum inoffiziellen Treffpunkt der eigenartigsten Leute. Kein Wunder also, dass auch die Filmwelt voller Beispiele steckt, in denen die fahrenden Sargkammern die Hölle auf Erden bedeuten. Ob sie nun zu tödlichen Fallen werden wie in Fahrstuhl des Grauens und Tower Block oder im Klassiker Fahrstuhl zum Schafott – das Regiedebüt von Louis Malle – eine verheerende Kettenreaktion auslösen, Aufzüge stellen doch immer wieder ein lohnenswertes Element dar, um die Spannung voranzutreiben.

Der italienische Film 3 Minutes geht hier sogar einen Schritt weiter und verzichtet größtenteils auf andere Schauplätze. Wir bekommen eine Handvoll Aufnahmen aus dem Studio, der Tiefgarage und dem unmittelbaren Umfeld der Fahrstuhltür, ansonsten spielt sich das Geschehen ausschließlich innerhalb des Lifts ab. Ein wirklich klaustrophobisches Gefühl will sich dennoch nicht einstellen, dafür wird der Ort viel zu wenig ins Geschehen einbezogen. Wenn die Unbekannte ihr Folterwerkzeug herausholt, liegt der Fokus so stark auf der akuten Bedrohung, dass das Drumherum keine große Rolle mehr spielt. Ob es nun Keller sind (Big Bad Wolves), abgelegene Hütten (Kidnapped) oder ein Badezimmer (Prisoners), das konkrete Wo wird wie bei der Konkurrenz ein Mittel zum Zweck, der Fahrstuhl hier zu einem völlig austauschbaren Schauplatz.

Und das gilt dann mit Abstrichen auch für den Rest des Films. Ob es nun die Grundsituation ist – ein Unbekannter nimmt dich gefangen, um bösartige Spiele mit dir zu spielen –, die Dialoge, die Figuren, da ist nur wenig dabei, was man nicht schon von anderen Genrevertretern kennt. Die Idee des mörderischen Quizspiels, durch welches Jack nach und nach verstehen soll, worum es eigentlich geht, ist sicher interessant, wird jedoch zu schnell zur Nebensache. Anstatt den Gefangen durch eigene Geistesarbeit auf die Lösung kommen zu lassen, verloren den Drehbuchautoren auf halbem Weg wohl die Lust und entschieden sich stattdessen dafür, die Kerkermeisterin die Geschichte gleich ganz erzählen zu lassen. Auch an anderer Stelle begnügte man sich nur mit dem Notwendigsten, vieles wird nicht erklärt, ist willkürlich, mitunter sogar komplett unlogisch. Wer nicht mit einem gehörigen Talent ausgestattet ist, Umstände einfach als gegeben anzunehmen, wird hier schon nach wenigen Minuten mit den Augen rollen.

Und doch ist 3 Minutes deutlich unterhaltsamer, als es sich anhört. Gerade weil Regisseur Massimo Coglitore auf so viele bewährte Elemente setzt, geht auch hier die Rechnung auf: Man will einfach erfahren, was als nächstes passiert und welchem Umstand Jack seine unangenehme Fahrstuhlfahrt zu verdanken hat. So richtig brutal wird es dabei übrigens nicht, wenn überhaupt der Drohungen Taten folgen, dann ist da nicht viel zu sehen. Wer einfach nur auf der Suche nach Gorenachschub ist, der ist in der einschlägigen Videothekenabteilung besser aufgehoben. Sehenswert ist jedoch die britische Schauspielveteranin Caroline Goodall, die ihre Rolle als eine unangenehme Mischung aus vornehmer Lady und brutalem Henker anlegt und damit eine interessante Gegenfigur zum latent unsympathischen Showmaster abgibt.



(Anzeige)

Ein Fahrstuhl als Ort des Grauens? Das ist hier nur zum Teil der Fall, anstatt den Schauplatz stärker miteinzubeziehen, wird er hier zu austauschbaren Kulisse eines Duells zwischen einer mörderischen Unbekannten und einem beliebten Showmaster. Das ist im Kern zwar alles bekannt, ergibt oft auch keinen Sinn, ist letzten Endes aber doch spannend genug, um bis zum Schluss dabeizubleiben und über die Gründe mitzurätseln.
6
von 10