Zulu

Zulu

(„Zulu“ directed by Jérôme Salle, 2013)

ZuluWer könnte der hübschen Nicole so brutal den Schädel eingeschlagen haben? Um das herauszufinden, begeben sich Ali Neumann (Forest Whitaker), Chef der Mordkommission in Kapstadt, und seine beiden Mitarbeiter Brian Epkeen (Orlando Bloom) und Dan Fletcher (Conrad Kemp) auf Spurensuche, und die führt sie tief in die Drogensümpfe der Ghettos. Als aber auch noch eine zweite weiße Jugendliche ermordet wird, steht die Frage im Raum: Handelt es sich vielleicht doch um ein rassistisch motiviertes Verbrechen?

Südafrika, das Land des Regenbogens, der Vuvuzelas, der Gastfreundschaft, der boomenden Wirtschaft. So zumindest präsentiert sich die Nation am südlichen Zipfel der Welt ganz gerne. Die Gräuel der Apartheid? Längst vergessen, Märtyrerikone Nelson Mandela sei Dank ist offiziell von der Rassentrennung nichts übrig geblieben. Doch die Schatten dieser finsteren Epoche liegen noch immer schwer auf der zerrissenen Bevölkerung, zumindest wenn es nach Caryl Férey geht. Hierzulande ein eher unbeschriebenes Blatt, hat der französische Autor in seiner Heimat eine Reihe erfolgreicher Kriminalromane veröffentlicht. Den bekanntesten davon nahm sich nun Jérôme Salle (Largo Winch) vor und hielt sich bei der Umsetzung recht nahe an das mehrfach preisgekrönte Buch. Freunde düsterer Geschichten wird das freuen, denn Hoffnung und Freude findet man hier höchstens im Drogenrausch.Zulu Szene 1

Die Aufklärung des Mordfalls jedoch war schon bei Férey der weniger spannende Aspekt der Geschichte. Vieles wirkt etwas willkürlich, man eilte von Ort zu Ort, manchmal ohne zu wissen warum. Die eigentliche Faszination lag in der Beschreibung von Land und Leuten. Ali, von allen nur Zulu genannt, ist von seiner finsteren Vergangenheit tief traumatisiert. Brian hatte damit mit den Rassenkämpfen wenig Berührungspunkte, wird dafür von Exfrau und seinem eigenen Sohn gehasst. Dan wiederum versteht sich wunderbar mit seiner Frau, doch die liegt im Sterben. Krebs. Und das sind nur die drei Protagonisten, auch die Menschen in ihrem Umfeld haben ihre traurigen Hintergründe – von den Gegenspielern ganz zu schweigen. Auch sonst herrscht an allen Ecken Trostlosigkeit und Schmerz: Wenn sich Kinder mit Drogen zudröhnen, weil sie keine Perspektive haben, und der Hass sich tief in die Seelen gefressen hat, dann ist das ein anderes Südafrika, als wir es von den Bildern der Reiseveranstalter her kennen. Salle schafft es auch, diese düstere Stimmung gut in seinen Bildern einzufangen.Zulu Szene 2

Der größte Feind ist aber mal wieder der begrenzte Platz, den ein Film im Vergleich zu einem Buch zur Verfügung hat. Die Haupthandlung wurde größtenteils beibehalten, gespart wurde jedoch an den Hintergründen. Einige ursprünglich wichtige Nebenfiguren – Alis Mutter, die rätselhafte Tänzerin Zina, der neue Partner von Brians Exfrau – wurden bis zur Belanglosigkeit zusammengekürzt. Das hat zur Folge, dass ohne Kenntnis des Buches einiges nicht mehr nachvollziehbar ist. Fans der Vorlage auf der anderen Seite werden enttäuscht sein, dass einige besonders verstörende Szenen des Originals entschärft oder sogar gestrichen wurden. Und auch beim Ende gab es Änderungen.

Überraschend gelungen ist dafür die Besetzung. Forest Whitaker ist vielleicht nicht ganz die imposante Erscheinung, wie man sie sich bei seinem Literaturkollegen vorgestellt hätte. Aber wenn er durch die heruntergekommenen Straßen Kapstadts schlurft, ist er die pure Verkörperung von Zulus Traurigkeit. Und Orlando Bloom, früher gern als Schönling geschmäht, gibt hier überzeugend den abgewrackten Cop. Ein Faible für Stimmungen am Rande der Hölle vorausgesetzt ist Zulu daher – trotz der inhaltlichen Schwächen – ein atmosphärischer, grundsolider Thriller.

Zulu erscheint am 31. Oktober auf DVD und Blu-ray



(Anzeige)

War es ein rassistisch motivierter Mord? Oder steckt etwas anderes dahinter? Der Fall an sich und dessen Auflösung sind weniger spannend, Zulu besticht mehr durch seine düstere Atmosphäre und seine kaputten Figuren. Problematisch sind die vielen Kürzungen, welche die Romanverfilmung teils nicht mehr nachvollziehbar machen.
5
von 10