Drei Meter über dem Himmel

Drei Meter über dem Himmel

(„Tres metros sobre el cielo“ directed by Fernando González Molina, 2010)

Drei Meter über dem Himmel„Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck.“ Sagt man. Wenn das stimmt, wäre nach dem ersten Aufeinandertreffen zwischen Hache (Mario Casas) und Babi (María Valverde) der Ofen aus gewesen – welche selbstbewusste Frau lässt sich schon gerne als „Schnecke“ bezeichnen? Doch das Schicksal meint es nicht gut mit der Schülerin, denn kurze Zeit später trifft sie auf einer Party erneut den Macho mit den schlechten Manieren. Und dieses Mal ist die Begegnung noch verheerender: Hache und seine Freunde demolieren das Haus, beleidigen die Gäste, verprügeln auch den einen oder anderen, am Ende landet Babi im Swimmingpool, den die Partycrasher mit Spülmittel ruiniert haben.

Hache ist das mit dem ersten Eindruck jedoch reichlich egal, der Raufbold bleibt auch weiterhin an der unnahbaren Schönheit dran. Gelegenheit dazu gibt es reichlich, als sich ihre beste Freundin Katina (Marina Salas) in seinen engsten Kumpel Pollo (Álvaro Cervantes) verliebt und es so nahezu unmöglich wird, einem weiteren Kontakt aus dem Weg zu gehen. Und mit der Zeit muss Babi zugeben, dass da vielleicht doch mehr dran ist an dem Rebell, dass hinter seiner harten Schale eine empfindsame Seele kauert, die aus einem bestimmten Grund auf die schiefe Bahn geraten ist.

Ein Prinzesschen aus gutem Hause trifft muskelbepacktes Raubein und verliebt sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten in ihn – Preise für die originellste Geschichte lassen sich damit eher weniger gewinnen. Doch das hatte der italienische Schriftsteller Federico Moccia vermutlich auch nicht vor, als er Anfang der 90er „Tre metri sopra il cielo“ schrieb, die Romanvorlage des Dramas. Überraschend ist, dass die Verfilmung nicht in Italien, sondern Nachbarland Spanien entstand. Doch das ist mehr oder weniger auch das einzige überraschende Element hier. Große Ambitionen hatte Moccia nicht, ihm ging es darum, einem jüngeren, weiblichen Zielpublikum eine große Liebesgeschichte zu präsentieren, die sich gegen alle Widerstände durchsetzt.Drei Meter über dem Himmel Szene 1

In der Hinsicht macht Drei Meter über dem Himmel auch alles richtig: Die Hauptdarsteller sehen fantastisch aus, es gibt schöne Bilder aus Barcelona, stimmige Musik und dazu überlebensgroße Liebesbekundungen fürs Poesiealbum. Gehört man jedoch nicht zu der Zielgruppe, findet man hier fast ohne Ende Szenen und Handlungen, die einfach nicht nachzuvollziehen sind. Das fängt schon mit der Schwierigkeit an, Hache überhaupt sympathisch zu finden. Faszination für unangepasste Rebellen hin oder her, wer andere Menschen brutal zusammenschlägt, frauenfeindliche Sprüche im Sekundentakt raushaut und auch kein Problem damit hat, den Besitz von anderen, völlig fremden Menschen zu zerstören, braucht da schon gute Gründe.Drei Meter über dem Himmel Szene 2

Doch die bleibt der Film schuldig. Es wird nie so ganz klar, warum Babi plötzlich Gefühle entwickelt, abgesehen von einem diffusen Reiz des Risikos. Wenig gelungen ist auch, wenn in Rückblenden erzählt wird, weshalb aus dem früheren Musterschüler Hache ein herablassender Schläger wurde. Ja, eine Erklärung oder besser eine Initialzündung wird gegeben, doch die fällt so dürftig aus, dass Drei Meter über dem Himmel ohne sie besser gefahren wäre. Hier stehen Ursache und Wirkung einfach in keinem Verhältnis zueinander, die Reaktion des jungen Mannes ist hier wie auch an anderen Stellen völlig überzogen. Damit fällt die Möglichkeit zur Identifikation weg, eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit eines Dramas. Wer nur ein bisschen schmachten will, wird darüber hinwegsehen können und sich schon auf die Fortsetzung Ich steh auf dich freuen, die am 8. August hierzulande erscheint. Hoffentlich dürfen die sympathischen Schauspieler dann etwas glaubwürdigere Rollen verkörpern, damit auch Zuschauer jenseits der Zielgruppe etwas davon haben.



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Die Romanverfilmung Drei Meter über dem Himmel nimmt ein altbekanntes Szenario und weicht auch im weiteren Verlauf kaum vom bekannten Weg ab. Für Freunde von Teenieromanzen ist das eine gute Nachricht, denn hier gibt es viele schöne Menschen, tolle Bilder und überlebensgroße Gefühle. Der Rest wird sich an den Klischees und den wenig glaubhaften Figuren stören.
4
von 10