Happy Metal – All We Need Is Love!

Happy Metal – All We Need Is Love!

(„Pop Redemption“ directed by Martin Le Gall, 2012)

Happy Metal – All We Need Is Love!Friede, Freude, Heavy Metal. Wer nun denkt, das passt doch alles gar nicht zusammen, wird bei Happy Metal – All We Need Is Love! eines Besseren belehrt. Zumindest später, anfangs ist in der französischen Komödie keiner wirklich glücklich. Seit Jahren schon halten Alex (Julien Doré), Pascal (Jonathan Cohen), JP (Grégory Gadebois) und Erik (Yacine Belhousse) ihre erfolglose Band „Les Dead MaKabés“ künstlich am Leben. So richtig freiwillig will die Satanic Rocker nämlich niemand auf der Bühne sehen. Damit Geld verdienen? Keine Chance, sie müssen schon froh sein, wenn sie keines bezahlen müssen, um überhaupt auftreten zu dürfen.

Doch während Frontsänger Alex noch immer an dem Traum festhält, mit seiner Metal-Musik die Hallen zu füllen, sind die anderen drei längst im bürgerlichen Leben angekommen, haben Frau und Kinder oder führen einen Chinaimbiss. Wenn die Jungs mit Skelett, Ketten, dunkler Kleidung und Kunstblut unterwegs sind, wissen also zumindest drei von vier, dass dies schon lange zur Fassade verkommen ist. Aus Freundschaft zu Nummer vier und um der guten alten Zeiten willen, willigen sie aber dennoch ein, ein letztes gemeinsames Konzert zu geben und haben sich dafür etwas richtig Großes ausgesucht: das legendäre Metal-Festival „Hell Fest“. Auf dem Gipfel ihres Nichterfolges könnte man dann ja abtreten. Doch auf dem Weg dorthin geht alles schief und die vier müssen in einem kleinen Dorf Unterschlupf suchen, verkleidet ausgerechnet als Hippieband.Happy Metal – All We Need Is Love! Szene 1

Obacht: Wenn damit geworben wird, ein Film sei von den Machern eines Kassenerfolgs (hier Der Nächste, Bitte! und Ziemlich beste Freunde) bedeutet das meistens nur, dass da 1-2 Produzenten gemeinsam sind und mit der Augenwischerei von der mangelnden Qualität abgelenkt werden soll. Wie erwartet hat Happy Metal in den bedeutenden Bereichen Regie, Schauspieler oder Drehbuch deshalb so gar keine Übereinstimmungen vorzuweisen. Und auch, was die Art des Humors angeht, könnten die Filme nicht unterschiedlicher sein. Zwar prallen auch hier Welten aufeinander, aber eben nicht in Form von zwei Personen mit sehr verschiedenem Background. Stattdessen wird als Kontrast dem Heavy Metal der Flower-Power-Pop des Dorfes gegenüber gestellt – was erstaunlich viel Spaß macht.

Gerade das heillos übertriebene Posergehabe der Rocker lässt einen doch immer wieder schmunzeln. Fans des Heavy Metals sollten daher schon zu Selbstironie imstande sein, sonst riskieren sie, sich von den parodistischen Elementen beleidigt zu fühlen. Wirklich bösartig wird es jedoch nie, dafür ist der Humor dann doch zu harmlos, ins Lächerliche soll da niemand gezogen werden. Wenn überhaupt, kann man der Musikkomödie zum Vorwurf machen, dass sie zu nett ist, nie so gemein wird wie andere Kollegen aus der Grande Nation. Auch fehlt es an Abwechslung, abgesehen vom plakativen Kontrast und diversen Anspielungen auf bekannte Musiker fiel dem Drehbuchteam nicht wirklich etwas ein.Happy Metal – All We Need Is Love! Szene 2

Doch trotz dem Hang zur netten Belanglosigkeit will man dem Langfilmdebüt von Regisseur Martin Le Gall nicht böse sein, denn irgendwie sind sie einem doch sympathisch, die vier chaotischen Rocker mit den Kleinjungenträumen. Singen können sie übrigens auch richtig gut, wenn sie ihre Metalmasken zwischendurch – bestimmt durch die äußeren Umstände – fallen lassen. Zumindest im Fall von Hauptdarsteller Julien Doré kein großes Wunder, ist der in Frankreich vor allem als Sänger bekannt und erreichte dort mit seinen drei Alben jeweils die Top 4. Doch auch seine Popularität reichte nicht aus, um Happy Metal in seinem Heimatland zum Erfolg zu machen. Dort ging die Geschichte um vier erwachsene Männer, die sich mit ihren Träumen von einst auseinandersetzen müssen, an den Kinokassen ziemlich unter. Schade ist das schon, denn bei den vielen französischen Komödien, die mittlerweile versuchen, hierzulande etwas vom Kuchen abzubekommen, gehört diese hier zu den unterhaltsameren Beispielen und gefällt auch durch seine schönen Bilder von Landschaft und Dorf.

Happy Metal – All We Need Is Love! ist seit 6. Januar auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Wenn Heavy-Metal-Musiker sich als Hippieband ausgeben müssen, ist das allein schon durch den absurden Kontrast amüsant. Ein bisschen abwechslungsreicher könnte Happy Metal sicher sein, aber die Figuren sind sympathisch, die Ironie gefällt und schöne Bilder hat die Geschichte auch noch zu bieten.
7
von 10