Mach's noch einmal Sam

Mach’s noch einmal Sam

(„Play it Again Sam“, Herbert Ross & Woody Allen, 1972)

I love the rain – it washes memories off the sidewalk of life.

Trotz einer Bewertung von 7.6/10 auf imdb.com und sagenhaften 97%/100 auf rottentomatoes.com hat Mach’s noch einmal Sam nie die Popularität von Woody Allens Klassiker Der Stadtneurotiker erreicht. Die hier besprochene Komödie gibt sich auch bescheidener als Allens vielseitige und künstlerisch hochwertige – mit einem Wort: intellektuelle – Annie Hall-Romanze. Play it Again Sam entstand nach einem Broadway-Stück von Woody Allen, der seine Vorlage überarbeitete und mithilfe von Regisseur Herbert Ross auf die Leinwand brachte.

Dieser Streifen ist nun ein ganz besonderes Allen-Werk, denn es ist der erste Woody Allen-Film, in dem er mit Diane Keaton zusammenarbeitet, die erste Komödie, in der Allen vermehrt auf Wortwitz anstatt primär auf Slapstick setzt (siehe Bananas oder Woody der Unglücksrabe) und einer der wenigen Filme, die nicht in New York gedreht wurden. Es ist also etwas ganz Besonderes und dieses Werk sollte man als Fan des New Yorkers gesehen haben, zählt es doch auch zweifellos zu den besten Komödien der 70er-Jahre.

Die Handlung ist hierbei schnell erzählt: Allen spielt – wie so oft den für ihn typischen Charakter – Allan Felix, einen filmsüchtigen Kritiker, dessen Frau sich von ihm scheiden lässt, woraufhin der kleine hagere Mann in Selbstmitleid zerfließt. Seine Freunde Dick (Tony Roberts aus Annie Hall) und Linda (Diane Keaton) wollen ihm dabei helfen, eine neue Freundin zu finden, doch die Suche gestaltet sich komplexer als gedacht. Es braucht die Hilfe von Humphrey Bogart, Allans alltäglicher Erscheinung, der ihm klar werden lässt, dass es nur eine Frau geben kann, welche die Richtige für den neurotischen Schreiberling ist: Linda, die Frau seines besten Freundes. Mit Hilfe von Humphrey Bogart (Jerry Lacy) startet Allan seine Eroberungsaktionen.

Mach’s noch einmal Sam sprüht vor pointiertem Wortwitz, der einem kaum Zeit zum Luftholen lässt. Bereits hier befindet sich Woody Allem auf dem Hochpunkt seiner allseits geschätzten One-Liner, kombiniert mit dem für seine Zeit typischem Slapstick. Wie seine besten Filme, so ist auch dieser Streifen mit einem Zitatenreichtum gesegnet, der ähnlich erfolgreiche Komödien blass aussehen lässt. Ein besonders putziger Einfall ist die Figur Humphrey Bogarts, der Allan stets mit Macho-Sprüchen beisteht, die direkt aus den 40er Jahren ihren Weg in die Wohnung des Kritikers finden, der damit persönlich zwar wenig anfangen kann, aber bald erkennt, dass zumindest manche von ihnen noch genauso Erfolg versprechend sind wie vor 30 Jahren.

Wie in Der Stadtneurotiker gibt es auch hier immer wieder Einblendungen von Woody Allens Gedanken – absurd, übertrieben und anarchistisch. Zudem findet auch hier wieder eine Vermischung von Fantasie und Realität statt – nicht nur im Erscheinen der Figur Bogarts, sondern auch im ständigen Auftreten von Allans Ex-Frau, die zwar nach der Scheidung nur in den Gedanken des einsamen Kritikers weiter existiert, was sie aber nicht daran hindert, in den unpassendsten Augenblicken auf der Bildfläche zu erscheinen und etwa im Supermarkt mit Allans Fantasiefigur Humphrey Bogart zu streiten. Damit die Hauptfigur nicht nur als Filmfanatiker kurz charakterisiert und abgestempelt wird, hat Woody Allen sein Script mit diversen Insidern gespickt, die jedem Cineasten sofort ins Auge springen sollten; das Finale der Komödie ist so etwa eine reizende Hommage an das Ende von Casablanca.

Mach’s noch einmal, Sam ist eine durch und durch charmante, entzückende Komödie, voller Wortwitz, Slapstick und originellen Einfällen – einige Kritiker gehen sogar so weit und bezeichnen dieses Werk als Allens witzigsten Film. Ob man so weit gehen kann, ist ungewiss, doch wenn es eine Nr. 1 auf diesem Gebiet der humorvollsten Streifen des verklemmten Intellektuellen geben sollte, so ist Play it Again, Sam sicherlich nicht weit entfernt. Ein großartiger, kurzweiliger Spaß!



(Anzeige)

9
von 10