Wenn Traeume fliegen lernen

Wenn Träume fliegen lernen

(„Finding Neverland“ directed by Marc Foster, 2004)

Noch vor Stay lieferte Marc Forster bereits einen sehr sehenswerten Film ab der von mir aber bis dato ungesehen blieb. Wenn Träume fliegen lernen bietet inhaltlich allerdings ganz andere Themenbereiche, kurz gesagt erzählt Forster die Entstehungsgeschichte der fiktiven Literatur-Figur Peter Pan.

Der Erfinder Von Captain Hook & Co, Matthew Barrie (im Film gespielt von Johnny Depp), schrieb und publizierte bereits zuvor einzelne Theaterstücke, doch keines fand die Gunst des Publikums und des Theaterbetreibers (Dustin Hoffman). Den Weg zu seinem Durchbruch verfolgt der Zuschauer nun in etwa 100 Minuten Spielzeit, meistens auf Mikroebene, meist fokussiert auf Barries Privatleben. Er führt ein relativ durchschnittliches man könnte fast sagen langweiliges Leben was ihn auch zusehenst von seiner Ehefrau (Radha Mitchell) entfernt. Seit seiner Kindheit flüchtet Barrie stets nach Nimmerland, einem Ort der lediglich in seiner Fantasie existiert. Es ist eine wunderbare Fluchtstätte voller gefährlicher Piraten, mystischer Elfen und all dem was sonst noch Abenteuer und Spannung verspricht. Diese kindlichen Tagträumereien lassen ihn mehr und mehr abdriften, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen wortwörtlich was Forster visuell sehr geschickt zu nutzen weiß.

Barrie findet bald in den vier vaterlosen Davies-Kindern neue Spielkameraden, die ihn von nun an auf seinen Fantasietrips begleiten. Schnell wird aber allerorts gemunkelt er habe pädophile Tendenzen oder wolle nur die vor kurzem verwittwette und somit fragile Mutter der Kinder, Sylvia (Kate Winslet), ausnutzen. Unbeirrt hält Barrie diese Beziehung aufrecht und irgendwann wird klar dass diese Realitätsflüchte mit den Kindern eine Art Input für den Autor sind was schlussendlich Peter Pan hervorbringen wird.

Die Sensibilisierung sich trotz des „Erwachsensein“ auf ein Abenteuer einzulassen springt nicht nur auf die Figuren im Film über sondern ergreift auch Forsters Publikum, insofern dürfte sein Vorhaben gelungen sein. Viel dazu trägt ein wie immer phänomenaler Johnny Depp bei, der hier nach Fluch der Karibik nochmals den fiesen Piraten mimen durfte. Der Streifen verzichtet darauf tiefgehende Gesellschaftskritik zu üben, sondern will uns allen lediglich einen Ruck geben und uns zeigen dass es gar nicht so schlimm ist ab zu ganz einfach Kind zu sein, Alltagsprobleme zu vergessen und einen Abstecher in Nimmerland zu machen.

Es sind dabei keine aufwendigen Special-Effects nötig um den Zuschauer zu verzaubern, genau wie Depp im Film appelliert benötigen wir lediglich unsere eigene Vorstellungskraft. In einer Zeit in der Action und Computergrafik das Mainstreamkino beherrschen stellt Finding Neverland eine erfrischende wie amüsante Abwechslung dar, fast schon wie eine Flucht vor der tatsächlichen Realität.



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