Die Muppets feiern Weihnacht

Die Muppets feiern Weihnacht

(„A Muppet Family Christmas“ directed by Peter Harris, Eric Till, 1987)

die-muppets-feiern-weihnachtDieses Weihnachten hatte sich Mutter Bär eigentlich ganz anders vorgestellt. Das Haus hatte sie Doc (Gerard Parkes) überlassen wollen, der für die Feiertage ein ruhiges, friedliches Zuhause suchte. Sie selbst zog es nach Kalifornien, um dem eisigen Wetter zu entkommen. Doch dann steht auf einmal Sohn Fozzie vor ihrer Tür. Und nicht nur das, auch noch seine kompletten Muppets-Freunde hat er im Schlepptau. Etwas widerwillig lässt sie die vielen Fremden ins Haus, zumal es anschließend immer mehr zu werden scheinen. Das ist laut, das ist chaotisch – am Ende dann aber doch auch irgendwie schön.

Muppets und Weihnachten, da werden die meisten zuerst an Die Muppets-Weihnachtsgeschichte denken, in der die Kultpuppen die bekannte Geschichte von Charles Dickens neu interpretierten. Dabei hatten Fans der etwas anderen TV-Helden zuvor schon mehrfach die Gelegenheit gehabt, das Fest der Feste mit Jim Hensons Kreaturen zu verbringen. Eine davon lautete A Muppet Family Christmas, ist ein 1987 produziertes Fernsehspecial, welches drei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel Die Muppets feiern Weihnacht gesendet wurde. Heute ist der Film recht unbekannt, zumindest hierzulande, wo er bis heute nur auf VHS-Kassette erhältlich ist. Dafür gibt es die Möglichkeit, die englischsprachige DVD zu importieren, wofür es auch durchaus Gründe gäbe.

Anders als bei Die Muppets-Weihnachtsgeschichte, wo eigentlich Michael Caine als Scrooge im Mittelpunkt stand und die Puppen zu Nebenfiguren degradiert wurden, haben sie ihr selbst das Sagen. Und wie! Hier gibt es keine Szene, in der nicht mehrere der bekannten Gesichter zusammenkommen und alles im gewohnten Chaos versinkt. Dieses Mal sind sie sogar besonders zahlreich, da sie sich prominente Verwandtschaft hinzugeholt haben: Nicht nur, dass die wichtigsten Puppen der Sesamstraße mit von der Partie sind, auch die Fraggles aus der gleichnamigen Show schauen hier vorbei. Dass es dieses Mal keine menschlichen Gaststars gibt, lässt sich daher leicht verschmerzen, Die Muppets feiern Weihnacht ist wie eine große Familienzusammenführung, die einem schon deshalb das Herz wärmt, weil diese enorme Anzahl an Muppets in der Form einmalig war. So als hätte man Verwandte zu Besuch, die man schon ewig nicht mehr gesehen hatte.

Die Muppets feiern Weihnacht lebt dann auch schon sehr davon, dass man diese Puppen kennt und liebt. Ohne diese Vorkenntnisse bleibt zwar noch der Charme dieser verrückten Kreaturen, der so ziemlich jede Produktion mit ihnen überlebt habt. Der Unterhaltungsfaktor ist aber doch spürbar geringer, da andere Qualitäten hier nur wenig zum Zug kommen. Gesungen wird zwar oft, größtenteils aber die bekannten Weihnachtslieder, auch der Humor ist recht zurückhaltend, verzichtet auf die gewohnte Selbstironie und die Wortspielereien. Noch stärker als bei Die Muppets-Weihnachtsgeschichte merkt man hier, dass Familien angesprochen werden sollen: Die Witze sind recht harmlos, gerade im weiteren Verlauf wird der Film recht süßlich und rührselig. Eine wirkliche Geschichte hat das TV-Special ohnehin nicht zu erzählen. Das hatten anderen andere Muppets-Filme auch nicht unbedingt, was dort aber durch Humor und die eingängigen Lieder ausgeglichen wurde.

Ein paar Höhepunkte gibt es aber schon, unerwartet hängen die dabei mit den wenigen Neuzugängen zusammen: ein Schneemann, der ein mindestens ebenso schlechter Witzeerzähler ist wie Fozzie, sowie ein linkischer Truthahn, der alles und jeden opfern würde, um nicht im Backofen des schwedischen Kochs zu landen. Bei diesen beiden zeigten die Puppenmeister, dass sie noch immer wussten, wie man erinnerungswürdige Charaktere schafft. Große Muppets-Fans dürfen allein deshalb schon zumindest überlegen, ob sie ihre Sammlung um den Titel erweitern wollen. Für das nächste Familienweihnachten ist dieser jedoch aufgrund der fehlenden deutschen Tonspur eher weniger geeignet.



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„Die Muppets feiern Weihnacht“ bietet eine überwältigende Anzahl alter Puppen aus mehreren Sendungen sowie einige gelungene Neuzugänge. Leider wusste man mit ihnen aber nicht so viel anzufangen: Die Geschichte ist dünn, der Humor recht zurückhaltend, die Stimmung zunehmend rührselig, die Musik besteht aus bekannten Weihnachtsliedern.
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von 10