
Als ein verheerendes Erdbeben die USA erschüttert und dabei auch der Hoover Damm zerstört wird, ist die Angst groß. Vor allem, da kurze Zeit später klar wird, dass dies nur der Vorbote war und ein noch deutlich größeres Beben droht. Während Panik ausbricht, machen sich Hubschrauber-Rettungspilot Ray (Dwayne Johnson) und seine Noch-Frau Emma (Carla Gugino) auf den Weg von Los Angeles nach San Francisco, wo ihre Tochter Blake (Alexandra Daddario) feststeckt und auf Hilfe wartet. Doch das ist gar nicht so einfach, denn bei der Wahl der Fahrzeuge haben sie kein großes Glück. Hinzu kommt, dass überall bereits Chaos herrscht und die Menschen sich gegenseitig bekämpfen bei dem Versuch, heil aus der Sache herauszukommen …
Exorbitanter Katastrophenfilm
Ob Erdbeben, Tsunami oder Wirbelsturm – wenn Naturkatastrophen geschehen, wird der Menschheit regelmäßig ihre Grenzen aufgezeigt. Als persönliche Erfahrung ist das schrecklich. Aus sicherer Distanz heraus, etwa im Kinosessel oder auf dem heimischen Sofa, kann es aber durchaus spannend sein, einem solchen Ereignis zuzuschauen. Und so gab es im Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder Phasen, in denen eine Reihe solcher Katastrophenfilme gedreht wurden. Legendär waren natürlich vor allem die 1970er, als Klassiker wie Die Höllenfahrt der Poseidon (1972) oder Flammendes Inferno (1974) entstanden sind. Aber auch später gab es immer wieder erfolgreiche Beispiele. Ein solches war San Andreas, das 2015 bei einem Budget von 110 Millionen US-Dollar mehr als das Vierfache wieder einspielte. Eigentlich war auch eine Fortsetzung geplant, 2016 wurde diese angekündigt. Doch bis heute wurde nichts draus.
Aus kommerzieller Hinsicht mag das schade sein, zumindest für das Studio. Im Hinblick auf die Qualität hält sich der Verlust jedoch in Grenzen. Schon bei der Veröffentlichung waren die Kritiken für den Katastrophenfilm nicht überragend. Besser geworden ist dieser seither nicht. Eher schlechter, da sich die Technik in den vergangenen zehn Jahren natürlich weiterentwickelt hat. Wobei die Optik klar noch das Beste an dem Ganzen ist. Regisseur Brad Peyton (Rampage – Big Meets Bigger) wusste schon, wie er diese Zerstörungsorgie in Szene setzen konnte. Viel hilft viel, so das Motto hier. Da gehen reihenweise Hochhäuser zu Bruch, die Städte liegen in Schutt und Asche. San Andreas setzt dabei auf eine Mischung aus realen Szenen und Computergrafiken, wobei Letztere erwartungsgemäß vor allem bei den großen Szenen zum Einsatz kommen. Es wäre dann doch etwas Verschwendung gewesen, ganze Häuser in die Luft zu sprengen.
Menschen? Egal
Während diese Sparsamkeit prinzipiell in Ordnung geht, ist die bei der Figurenzeichnung bedauerlich. Wie bei so vielen Blockbustern gab man sich keinerlei Mühe dabei, interessante Menschen zu entwerfen. Nun werden manche einwerfen, dass man sich solche Filme nicht der Charaktere wegen anschaut, sondern weil man sehen will, wie alles den Bach runtergeht – teils wortwörtlich. Und doch sollte man nicht unterschätzen, wie wichtig es ist, Figuren zu entwerfen, die einem nahegehen und mit denen man mitfiebern möchte. Titanic, immerhin ein Film über eine der bekanntesten Katastrophen aller Zeiten, nutzt die halbe Laufzeit, nur um über die Figuren zu sprechen und so dann auch emotionale Anteilnahme zu erzeugen. Bei San Andreas war das wohl unwichtig, weshalb es nur Klischees gibt.
Eines davon ist, dass die Ehe der Hauptfigur kriselt und das Paar durch die gemeinsame Erfahrung wieder zusammengeschweißt wird. Das ist nicht nur extrem einfallslos, sondern auch zynisch, da zu dem Zweck immer erst jemand sterben muss. Bei San Andreas sind Menschen dann doch nur Wegwerfware. Schauspielerisch gelingt es auch nicht wirklich, dieses inhaltliche Manko auszugleichen – manche können es nicht, andere dürfen es nicht. Auf Dauer verpufft das Spektakel daher wirkungslos, wenn einem mehr oder weniger egal ist, was mit diesen Leuten geschieht. Wenn sich nicht einmal der Film für sie interessiert, warum sollte es das Publikum dann tun? Wer einfach nur sehen will, wie ganz viel kaputtgeht, bekommt das zwar geboten. Doch trotz des großen Erfolgs: Großes Kino ist das hier nicht.
OT: „San Andreas“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Brad Peyton
Drehbuch: Carlton Cuse
Musik: Andrew Lockington
Kamera: Steve Yedlin
Besetzung: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario, Ioan Gruffudd, Archie Panjabi, Paul Giamatti
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