
Als Sarah (Ksenia Solo) ihre Joggingtour beginnt, ahnt sie nicht, dass sich an diesem Tag alles für sie ändern wird. So wird sie von jemandem überfallen und brutal vergewaltigt. Seither ist einige Zeit vergangen, doch sie kommt einfach nicht über diese Erfahrung hinweg. Nachdem die üblichen Hilfsmittel bei ihr nichts bringen, gibt ihr ihre Therapeutin den Rat, es einmal mit einem Trostroboter zu versuchen. Dessen Persönlichkeit lässt sich auf Wunsch konfigurieren, etwa im Hinblick auf Aggressionsverhalten oder auch Verführung. Auf diese Weise will sie lernen, sich auf ihr Gegenüber einzustellen, und sich auch wieder erinnern, wer ihr das angetan hat. Schließlich ist der Angreifer noch immer nicht identifiziert. Doch als sie den Androiden Raptus (Nolan Gerard Funk) in ihr Leben lässt, bringt sie sich damit auch selbst in Gefahr …
Vorsicht vor dem Roboter!
Man kann sie schon gar nicht mehr alle aufzählen, die Geschichten über künstliche Intelligenzen, Roboter oder sonstige Maschinen, die ein Eigenleben entwickeln und damit zur Gefahr werden. Dieses Jahr gab es beispielsweise wie Retro-Science-Fiction-Serie Cassandra über ein Hausfrauen-Smarthome. Dann war da M3GAN 2.0, die Fortsetzung des Überraschungshits um eine Puppe, die ein trauerndes Mädchen trösten soll. Raptus – Sie verfügt über ihn geht da theoretisch in eine ähnliche Richtung. Auch hier haben wir es mit einer traumatisierten Protagonistin zu tun, die durch einen Roboter zurück ins Leben finden soll. Und wie so oft klappt das am Ende dann nicht ganz so, wie es ursprünglich gedacht war, wenn die Titelfigur fragwürdige Handlungen durchführt.
Es gibt aber auch einige Unterschiede. So hat Raptus – Sie verfügt über ihn eine stark sexualisierte Komponente. Wenn der Roboter recht früh im Film duscht und anschließend nackt durch die Gegend läuft, ist das inhaltlich kaum zu rechtfertigen. Aber überflüssig zur Schau gestellte Haut ist im Genrekino keine Seltenheit, wenngleich hier ausnahmsweise mal ein Mann zum Objekt der Begierde degradiert wird. Und es passt zumindest insofern, da Sex im weiteren Verlauf eine große Rolle spielt. Der Film ist dadurch eine Mischung aus T.I.M. und Perfect Human, wo das Zusammenleben mit einem männlichen Roboter für eine emotionale bzw. eben sexuelle Komponente sorgt. In allen Fällen geht es auch darum, wie das Leben der Hauptfiguren aus den Fugen gerät durch die neue Maschine.
Oberflächlich und langweilig
Daraus hätte man einen Erotikthriller machen können, der sich mit Begierden und der Suche nach Erfüllung auseinandersetzt, vielleicht auch der Sehnsucht nach einem Kontrollverlust. Regisseur und Drehbuchautor Bennet De Brabandere versucht jedoch, dies mit dem Trauma einer Vergewaltigung zu verbinden. Und an der Stelle wird es dann doch schwierig. Zum einen ist die Grundidee schon irgendwie seltsam, wenn ein Zusammenleben mit einem Roboter dabei helfen soll, den Täter zu identifizieren. Wenn es darum gegangen wäre, wieder Nähe zuzulassen, hätte das vielleicht funktionieren können. Raptus – Sie verfügt über ihn hat daran aber kein wirkliches Interesse, setzt dann doch mehr auf Erotik und das Gefühl einer Bedrohung.
Letztere stellt sich aber auch nur bedingt ein. Denn eigentlich ist es ja Sarah selbst, die alles bestimmt. Sie ist es, die die Gefahr erhöht, angeblich, weil sie dadurch ihre Erinnerungen freischalten lassen will. Sieht man einmal von dem obligatorischen Showdown ab, wenn alles völlig eskaliert, wird hier nur so getan, als wäre das irgendwie bedrohlich. Theoretisch wäre es zwar möglich, dass der Vergewaltiger zurückkommt. Aber auch das wird nicht genutzt, sieht man von der Auflösung einmal ab. Insgesamt ist Raptus – Sie verfügt über ihn deshalb kein wirklich sehenswerter Film geworden. Für ein Traumadrama ist es zu oberflächlich, für einen Thriller zu ereignisarm. Und auch wenn Nolan Gerard Funk (The Long Night) in der Rolle des zunehmend sexuell aggressiven Roboters eine gute Figur macht, tatsächlich aufregend ist das hier nicht.
OT: „Raptus“
Land: Kanada
Jahr: 2025
Regie: Bennet De Brabandere
Drehbuch: Bennet De Brabandere
Musik: Maurizio Guarini
Kamera: Carl Elster
Besetzung: Ksenia Solo, Nolan Gerard Funk, Zion Forrest Lee
Amazon (DVD „Raptus – Sie verfügt über ihn“)
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