
Als Italien im Jahr 2020 wie der Rest der Welt von der Corona-Pandemie erwischt wird, führt dies zu Lockdowns. Die Menschen sollen, wenn nicht anders möglich, zu Hause bleiben und jegliche Kontakte vermeiden. Und so ist dann auch der Philosophielehrer Luca (Riccardo Scamarcio) dazu gezwungen, tagsüber allein zu Hause zu bleiben, während seine Frau Sara (Maria Chiara Giannetta) als Ärztin im Krankenhaus arbeitet. Die Eintönigkeit beginnt bald, ihm auf die Nerven zu gehen, zumal er auch mit seiner geplanten Veröffentlichung nicht vorankommt. Umso erfreuter ist er, als gegenüber Amanda (Mariela Garriga) einzieht. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut und fangen an, sich immer häufiger zu treffen und irgendwann auch eine Affäre zu beginnen …
Nicht so wie erwartet
Den eigenen Partner bzw. die eigene Partnerin mit einem anderen Menschen zu betrügen, ist nie eine schöne Angelegenheit. Sie kann aber auch richtig üble Folgen haben. Zumindest in Filmen ist es immer wieder so, dass die Hauptfigur irgendwann bereuen muss, eine Affäre begonnen zu haben. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist Eine verhängnisvolle Affäre, das 1987 zu einem gigantischen Kassenerfolg wurde und für einige Oscars nominiert wurde. Darin wird ein Mann von einer rasend eifersüchtigen Geliebten verfolgt. Auch Liebe für Erwachsene und Fatale arbeiteten mit solchen Szenarien. Mit Close to Me kommt nun auch eine italienische Variante hinzu. Zumindest wird hierzulande versucht, den Film als Erotik-Thriller zu verkaufen, der in der Tradition der obigen Titel steht.
Ganz glücklich ist diese Marketingstrategie aber nicht, da das hier doch in eine andere Richtung geht. Ein großer Unterschied: Die Affäre beginnt erst vergleichsweise spät. Üblicherweise beginnen die Geschichten mit der Untreue und zeigen dann auf, was die Folgen sind. Regisseur und Co-Autor Stefano Sardo nimmt sich hingegen sehr viel Zeit, um diese Affäre vorzubereiten. Close to Me zeigt uns den Alltag des Paares, welches eigentlich glücklich miteinander ist. Doch dann kommt eben Corona und bringt alles durcheinander. Eine ganze Weile ist der Film primär ein Drama über die damalige Zeit. Den meisten wird das alles noch sehr präsent sein. Zwar verzichtet man hier darauf, den Schrecken in seinem ganzen Ausmaß zu zeigen. Das Paar hat zudem keine wirtschaftlichen Sorgen, lebt in einer schönen großen Wohnung. Auch persönliche Verluste gibt es nicht zu beklagen, das hier ist eher Corona Light.
Zeitporträt mit absurdem Ende
Und doch gelingt es Sardo gut, Verständnis für die Figuren zu wecken, wenn sie zunehmend Grenzen überschreiten, und sie dabei weder zu entschuldigen noch zu sehr zu verdammen. Da sind auch ein paar irgendwie schöne Szenen dabei, wenn die zwei verbotenerweise durch die Stadt ziehen. Close to Me baut dabei aber immer wieder unheilvolle Momente ein, die darauf vorbereiten, dass die Geschichte eine weniger schöne Richtung einschlagen wird. Das geschieht dann auch. Sie tut das aber auf eine Weise, die man in der Form nicht vorhersehen wird. Das eskaliert dann tatsächlich spät so, dass die Einordnung ins Thrillergenre nicht völlig falsch ist. Der Film nimmt dabei auch eine ganz andere Tonalität ein.
Ein Teil der Wendung lässt sich vorhersagen, ein anderer hingegen nicht. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist sicher Ansichtssache. Wer gern von Geschichten überrascht wird, kommt auf seine Kosten. Glaubwürdigkeit darf man hingegen nicht erwarten, der Film wird sogar regelrecht absurd. Das passt dann alles nicht so ganz zusammen, Close to Me ist ein etwas seltsames Stückwerk. Aber es ist eben auch ein unterhaltsames Stückwerk. Getragen wird das von dem Ensemble, vor allem der auch international bekannte Riccardo Scamarcio überzeugt als frustrierter Ehemann, der durch die Affäre wiederauflebt und gern auf traditionelle Weise männlicher wäre, als er es letztendlich ist. Ein bisschen spricht der Film daher auch von Geschlechterbildern – eines von vielen Elementen.
OT: „Muori di lei“
Land: Italien
Jahr: 2025
Regie: Stefano Sardo
Drehbuch: Giacomo Bendotti, Stefano Sardo
Musik: Francesco Cerasi
Kamera: Francesco Di Giacomo
Besetzung: Riccardo Scamarcio, Mariela Garriga, Maria Chiara Giannetta
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