
In acht abgeschlossenen Geschichten geht es um Gaunereien älterer Menschen: Katja (Brigitte Horney) und Gustav (Johannes Heesters) treffen sich nach über 40 Jahren auf dem Kudamm wieder und werden an ihre kriminelle Vergangenheit erinnert. Alois Kammhuber (Wolfgang Fierek) wird seinem zukünftigen Schwiegervater (Harald Leipnitz) vorgestellt, dessen Betrieb in Schieflage geraten ist. Heinz Bommer (Klaus Schwarzkopf) fühlt sich in seiner Bank trotz langjähriger Treue nicht wertgeschätzt und plant einen Raub. Elfie Kuschel (Gisela Trowe) ist mal wieder aus dem Gefängnis entlassen worden und kommt nun in einem Seniorenheim unter. Stadtstreicher Emil Schropf (Peter Matić) lässt sich immer wieder ins Krankenhaus einweisen, um nicht arbeiten zu müssen. Hjalmar Schotzki (Pinkas Braun) hat Franziska von Seesen (Alice Treff) kennengelernt, die einige alte Meister im Keller hat. Tanja Boll (Karin Baal) würde gerne mal eine Kreuzfahrt machen. Da das Geld nicht reicht, schmiedet ihr Mann Heiner (Gerd Baltus) einen kriminellen Plan. Golo Scheurebe (Matthias Ponnier) will an die wertvollen Möbel von Hartmut Nöller (Karl Michael Vogler) gelangen. Die Anthologieserie ist im deutschen Fernsehen mittlerweile ein wenig aus der Mode gekommen. Auf der Mattscheibe boomen stattdessen Serien mit denselben Protagonisten, die im Wochen- oder Monatstakt ausgestrahlt werden oder wie Das Traumschiff an den Feiertagen zum Einsatz kommen. Im englischsprachigen Raum ist das noch anders, da verzeichnen auch heute noch Anthologieserien wie Black Mirror oder Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities gute Einschaltquoten und überzeugende Kritiken. In den 1980er Jahren setzte man durchaus auch noch bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern der Bundesrepublik Deutschland auf in sich abgeschlossene Geschichten, die innerhalb einer thematischen Reihe ausgestrahlt wurden. Beispiele hierfür gibt es häufig auch aus dem Horror- und Krimibereich (Merkwürdige Geschichten, Unheimliche Geschichten, Mordslust), aber auch rund um andere Themenkomplexe wie das Fliegen (Zwischen den Flügen), die Pferderennbahn (Turf), Automobile (PS – Geschichten ums Auto), das Militär (Beim Bund) oder schlichtweg ganz alltägliche Geschichten (Eine Frau bleibt eine Frau, So oder so ist das Leben). In der erstmals 1985 ausgestrahlten, achtteiligen Mini-Anthologieserie Alte Gauner vermischte der Autor sämtlicher Folgen, Karl Wittlinger, gleich zwei dieser Erfolgskonzepte. Zum einen ging es in seinen 47-minütigen Episoden um ganz gewöhnliche Menschen, die man aus seinem eigenen Lebensumfeld zu kennen glaubt, zum anderen haben aber auch alle Geschichten kriminalistische Elemente, die für zusätzliche Spannung und Nervenkitzel sorgen und am Ende meist mit einer kaum vorhersehbaren Schlusspointe aufwarten. Wittlinger konnte Mitte der 1980er Jahre bereits auf eine dreißigjährige Autorenkarriere zurückblicken. Er hatte fast ausschließlich fürs Fernsehen gearbeitet und dabei die Drehbücher für Erfolgsserien wie Die Buchholzens (über eine Tuchhändlerfamilie in den 1880er Jahren), Telerop 2009 – Es ist noch was zu retten (eine der ersten Serien über Umweltzerstörung) oder Ein Mann will nach oben (nach dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada) geschrieben. Die acht Folgen von Alte Gauner wurden von drei verschiedenen Regisseuren inszeniert: vier Episoden betreute Konrad Sabrautzky (Sternensommer), jeweils zwei entstanden unter der Leitung von Ralf Gregan (Der Untermieter) respektive Peter Schamoni (Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit). Jede einzelne der acht Folgen wartet mit einem wahren Staraufgebot der damaligen TV- und Theaterszene auf, einige der nun in die Jahre gekommenen Protagonisten hatten ihre Karrieren noch vor dem Zweiten Weltkrieg beim Film begonnen. Wer sich hier auskennt, dürfte allein schon wegen der Besetzungsliste von Alte Gauner begeistert sein. Aber auch die Geschichten selbst haben Pfiff und Charme, nur zwei von ihnen („Fabrikanten“ und „Urlaubsgeld“) sind insgesamt eher mau ausgefallen und erscheinen deutlich zu lang, trotz der überschaubaren Länge von 47 Minuten. Aber das ist eher die Ausnahme, die anderen sechs Folgen sind nach wie vor kurzweilig und originell, leben von der Spielfreude der erstklassigen Schauspieler und können auch durch den letzten Twist am Ende noch überzeugen. Das Highlight ist die von Ralf Gregan inszenierte Folge „Gesegnete Mahlzeit“ über die ehemalige Gefängnisinsassin, die ein Seniorenheim aufmischt. Wie der Titel Alte Gauner schon nahelegt, geht es in den Episoden weniger um Kriminalfälle, die die Polizei auf den Plan rufen, als vielmehr um die kleinen Schwindeleien von in die Jahre gekommenen Personen, denen man dafür eigentlich kaum wirklich böse sein kann. Einige von ihnen setzen sich lediglich zur Wehr gegen vorausgegangene Ungerechtigkeiten anderer, an denen sie sich auf charmante Art zu rächen wissen. Manchmal (wie in der ersten Episode mit Brigitte Horney und Johannes Heesters) geht es auch nur darum, die Sturheit und den Stolz einer anderen Person zu brechen und ihr damit zum Glück zu verhelfen. Manchmal ist zu Beginn auch noch gar nicht so ganz klar, wer der größere Gauner der Geschichte ist und wer am Ende als der Geprellte dastehen wird. Auch diese Unberechenbarkeit trägt zum Unterhaltungswert der Reihe bei. Die bei der Erstausstrahlung wochentags im Vorabendprogramm des ZDF innerhalb von zwei Wochen ausgestrahlte Reihe wurde seitdem nur einmal wiederholt und ist nun nach fast 40 Jahren von Pidax wieder aus den Archiven geholt worden. Ein spannender Fund, der Fans der beteiligten Personen sicherlich zufriedenstellen dürfte. Die acht Folgen sind auf zwei DVDs verteilt, die in einem Keepcase verwahrt sind. Die Bildqualität ist für das Alter des Materials sehr gut ausgefallen (im Vollbildformat 1,33:1), auch der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden und stets gut zu verstehen. Weitere Extras oder Bonusmaterial sind nicht mit aufgespielt, auch keine Trailer zu anderen Veröffentlichungen des Labels. OT: „Alte Gauner” Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.Eine deutsche Anthologieserie
Mit Pfiff und Charme
Land: Deutschland
Jahr: 1985
Regie: Konrad Sabrautzky, Peter Schamoni, Ralf Gregan
Drehbuch: Karl Wittlinger
Musik: Birger Heymann, Jürgen Knieper
Kamera: Michael Steinke, Jacques Steyn, Gerard Vandenberg
Besetzung: Brigitte Horney, Johannes Heesters, Harald Leipnitz, Klaus Schwarzkopf, Gisela Trowe, Peter Matić, Alice Treff, Gerd Baltus, Karin Baal, Ruth Maria Kubitschek, Karl Michael Vogler
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