Final Fantasy Tactics
© Square Enix

Final Fantasy Tactics

Final Fantasy Tactics

Inhalt / Kritik

Wenn Videospiele erfolgreich sind, kommen über kurz oder lang meistens Gedankenspiele zu einer Fortsetzung. Sind sie sogar sehr erfolgreich, sind auch Spin-offs im Spiel. Das gilt für Platzhirsche wie Mario und Pokémon, wo es inzwischen mehr Nebentitel als Haupttitel gibt. Aber auch bei Final Fantasy wurde im Laufe der Jahre kräftig für Nachschub gesorgt. 1987 mit dem aus heutiger Sicht eher belanglosem ersten Teil Final Fantasy gestartet, gibt es heute 16 reguläre Spiele, wobei einige davon noch einmal direkte Nachfolger erhielten. Und eben auch reihenweise Nebentitel, bei denen kräftig mit den Genres experimentiert wurde. Produktiv waren da die Spiele rund um den gelben Laufvogel Chocobo, siehe etwa Chocobo’s Mystery Dungeon EVERY BUDDY!. Wenn es aber ein Spin-off gibt, bei dem Fans leuchtende Augen bekommen, dann ist das der Strategieableger Final Fantasy Tactics.

Job-Experimente erwünscht

Das Game übernimmt dabei zahlreiche Elemente der Hauptreihe. Da gibt es verschiedene Jobklassen, zwischen denen man wechseln kann – ein System, das seinerzeit Final Fantasy III eingeführt hatte. Neben den bekannten Möglichkeiten wie Schwarzmagier, Dieb oder Ritter wurden aber auch zahlreiche neue eingeführt. Manche davon sind sehr einfallsreich, wie etwa eine, die Magie als eine Form der Mathematik verwendet, oder auch eine, deren Zauber auf der Feldart basieren, auf der sie stehen. Je nachdem, ob man gerade auf einem steinigen Untergrund steht oder durch das Wasser watet, kommen ganz andere Zaubersprüche heraus. Manche Klassen sind dabei sehr stark, andere eher überflüssig. Final Fantasy Tactics hat aber nicht nur die Auswahl stark erweitert, sondern auch die Kombinationsmöglichkeiten. Wer sich beispielsweise als Ritter die Fähigkeit erspielt hat, immer Schwerter zu tragen, kann dies auch als Weißmagier tun. Ein maßgeblicher Teil des Spaßes besteht dann auch darin, mit den Kombinationen zu experimentieren und besonders effektive Varianten zu finden.

Diese müssen natürlich auch unter Beweis gestellt werden, wofür die zahlreichen Kämpfe gedacht sind. Diese sind zwar wie die ersten Teile der Hauptreihe rundenbasiert, funktionieren aber anders. Anstatt die Charaktere von der Seite statisch in einem ortsunabhängigen Extrabildschirm zu zeigen, bewegen sie sich hier auf Karten in einer isometrischen Sicht durch die Gegend. Die Orte können dabei Schlösser und Städte sein, Wüsten oder Sumpflandschaften, was auf die Strategie eher weniger Einfluss hat. Die Positionierung ist dafür in Final Fantasy Tactics umso wichtiger, schließlich hängt davon maßgeblich die Reichweite ab. Ob nun ein physischer Angriff oder Magie, man muss immer nah genug sein. Teilweise hat die Position auch Auswirkung darauf, wie wahrscheinlich ein Treffer ist. Es gilt also nicht nur, mächtige Attacken zu lernen, sondern auch für die Bedingungen zu sorgen, dass diese ihr Ziel finden. Umgekehrt sollte man natürlich darauf achten, nicht in die Angriffsreichweite der Gegner hineinzulaufen. Auch hier gilt es daher, die richtige Balance zu finden.

Komplexe, teils tragische Polit-Intrigen

Dass das Spiel einen so hervorragenden Ruf genießt, liegt aber nicht nur an den Kämpfen. Auch die Geschichte hob sich stark von dem ab, was man von den Hauptspielen kannte. Diese wurden mit der Zeit zwar inhaltlich ebenfalls komplexer. Im Grunde lief es aber doch darauf hinaus, dass irgendein Bösewicht die Welt zerstören oder unterwerfen will und nur die eigene Heldentruppe dies verhindern kann. Bei Final Fantasy Tactics ist das zwar auch der Fall. Besonders ist dabei aber die politische Komponente: Da kämpfen verschiedene Adelshäuser um Einfluss, die Kirche mischt ebenfalls mit, dazu gibt es einen Aufstand des einfachen Volkes, das gegen die Unterdrückung rebelliert. Angereichert wird das mit überlieferten Sagen in Form besonderer Edelsteine, die große Macht verleihen und Abgründe in Menschen offenlegen. Teilweise ist es nicht ganz einfach, der Geschichte zu folgen, wenn sich die diversen Fraktionen gegenseitig bekämpfen, Allianzen schließen und auch schon mal in den Rücken fallen. Manches hätte gern weiter ausgebaut werden können, gerade zum Ende hin, das ziemlich abrupt ausfällt.

Auch andere Punkte sind nicht ganz durchdacht. Berüchtigt sind die starken Schwankungen beim Schwierigkeitsgrad und Abschnitte, bei denen mehrere Kämpfe in Folge gewonnen werden müssen, ohne dass man darauf vorbereitet wird. Zum Teil wurden die Mankos mit der Zeit behoben. Schon das erste Remaster The War of the Lions 2007 für die PlayStation Portable – die erste Fassung, die auch in Europa erschienen ist –, brachte einige Verbesserungen mit sich. Vor allem aber die zweite Neuversion The Ivalice Chronicles hat vieles deutliches angenehmer gemacht: Neben spielerischen Neuerungen fällt vor allem die erstklassige Sprachausgabe auf, welche ungemein zur Atmosphäre beiträgt. Optisch merkt man Final Fantasy Tactics aber schon ab, dass es bald drei Jahrzehnte alt ist. Wer sich nicht daran und an der besagten Unausgeglichenheit stört, kann mit dieser Mischung aus Optimierungstüftelei und zuweilen tragischer Politintrige aber noch immer eine sehr gute Zeit haben.

Credits

OT: „Final Fantasy Tactics“
AT: „Final Fantasy Tactics: The War of the Lions“ / „Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles“
Land: Japan
Jahr: 1997 / 2007 / 2025
Director: Yasumi Matsuno
Producer: Hironobu Sakaguchi
Artist: Hiroshi Minagawa, Akihiko Yoshida, Hideo Minaba
Musik: Hitoshi Sakimoto, Masaharu Iwata
Publisher: Square / Square Enix
Entwickler: Square
Plattformen: PlayStation, PlayStation Portable, Nintendo Switch, Nintendo Switch 2, PlayStation 4, PlayStation 5, Windows, Xbox Series X/S

Bilder

Trailer

Special

Wer mehr erfahren möchte, in unserem Special zu 30 Jahren Final Fantasy werfen wir einen Blick auf die Spiele und die Adaptionen. Dazu gibt es all unsere Kritiken zum Franchise versammelt an einem Ort.

Final Fantasy [Special]

Kaufen

Amazon (Videospiel: „Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Final Fantasy Tactics
fazit
Inspiriert von der Rollenspielreihe ist „Final Fantasy Tactics“ ein großer Klassiker des Strategiegenres, wenn man in eine groß angelegten Politintrige verwickelt wird. Wer gern mit Systemen experimentiert, hat hierbei einen Heidenspaß, die komplexe bis tragische Geschichte ist ebenfalls bis heute sehr gut. Man muss sich allerdings mit der Unausgeglichenheit abfinden können, die selbst in dem verbesserten Remaster nicht völlig ausgemerzt wurde.
Leserwertung0 Bewertungen
4.5