The Naked Spur Nackte Gewalt Tv Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
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Nackte Gewalt

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„Nackte Gewalt“ // Deutschland-Start: 8. Dezember 1953 (Kino) // 14. August 2025 (Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In den Rocky Mountains ist Howard Kemp (James Stewart) auf der Jagd nach dem gesuchten Mörder Ben Vandergroat (Robert Ryan). Von der Belohnung für dessen Ergreifung will Kemp seine Farm zurückkaufen, die seine Verlobte während des Bürgerkriegs verkauft hat. Auf seiner Suche begegnet er dem erfolglosen Goldgräber Jesse Tate (Millard Mitchell) und dem ehemaligen Kavallerieoffizier Roy Anderson (Ralph Meeker). Mit ihrer Hilfe gelingt es Kemp schließlich, Vandergroat zu überwältigen. Seine Helfer verlangen jedoch einen Anteil an der Belohnung, was Kemp zähneknirschend akzeptieren muss.

Auf dem beschwerlichen Weg durch die Berge lauern zahlreiche Gefahren. Am gefährlichsten aber ist die Heimtücke Vandergroats, der gemeinsam mit seiner Begleiterin Lina Patch (Janet Leigh) versucht, Zwietracht unter seinen Bewachern zu säen. Das gelingt ihm immer besser – doch Lina empfindet zunehmend Mitleid mit Howard, besonders als sie erfährt, was er mit dem Kopfgeld vorhat. Als ein Konflikt in der Gruppe unausweichlich wird, muss sich Lina entscheiden, zu wem sie hält – und Howard, was ihm wirklich wichtiger ist: das Geld oder sein Gewissen.

Zurück zu den Wurzeln

Neben der Kollaboration zwischen John Ford und John Wayne ist die Zusammenarbeit von Darsteller James Stewart und Regisseur Anthony Mann sicherlich die künstlerisch fruchtbarste im Western-Genre. Winchester ’73, Meuterei am Schlangenfluss, Über den Todespass und Der Mann aus Laramie sind Klassiker des Genres und gaben Stewart die Gelegenheit, Figuren zu spielen, die auch dunkle Seiten haben. Gleiches gilt für Nackte Gewalt, der neben Winchester ’73 zu den wichtigsten Filmen für das Genre in den 1950er-Jahren zählt. Beide Filme sind für ihre Zeit ungewöhnlich rau und teils recht düster, was man auch an der Darstellung des Helden erkennen kann. Auch wenn das ein oder andere Hollywood-Klischee vorhanden ist, zeigt Manns Film die Wirklichkeit hinter dem Mythos des Wilden Westens, wenn er über zerbrochene Träume, traumatisierte Helden und ein Weltbild spricht, in dem der Wert eines Menschen durch eine Summe auf einem Steckbrief festgelegt wird.

Nach eigenen Angaben wollte Anthony Mann mit Nackte Gewalt zurück zu den Wurzeln des Genres. Das merkt man schon an der Wahl des Handlungsortes, denn anstatt einer kargen Wüstenlandschaft wählt er die Rocky Mountains – eine Landschaft, die Menschen nachhaltig prägt, sie widerstandsfähig und rau macht. Während bei Ford die Weite der Landschaft Werte wie Freiheit symbolisiert, scheint die bergige Landschaft bei Mann ein Spiegelbild der Psyche der einzelnen Figuren zu sein. Einige, wie Jesse Tate, verlaufen sich in ihr auf der Jagd nach ihren Träumen vom Reichtum, wohingegen sie für zwielichtige Figuren wie Ben Vandergroat oder Roy Anderson als Versteck vor ihren Verfolgern dient. Die unberührte Natur ist ein interessanter Gegensatz zu ihrer moralischen Verkommenheit, während die plötzlichen Gefahren ihre List, Tücke und Habgier widerspiegeln.

Zudem dient der Schauplatz bei Mann als wesentliches dramaturgisches Mittel. In der Szene, in der es Kemp, Tate und Anderson endlich gelingt, Vandergroat zu überwältigen, zeigt sich beispielhaft Manns meisterhafte Spannungsdramaturgie. Es gibt kein Entkommen für den Mörder, aber dennoch kann er von seinem erhöhten Standpunkt aus für erheblichen Schaden sorgen. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, an ihn heranzukommen oder sich an ihn heranzuschleichen – und diese sind nicht gerade ungefährlich. Immer müssen die Figuren auf sehr engem Raum agieren und meist reagieren, weil ihnen die omnipräsente Gefahr keine Möglichkeit lässt, ihre Handlungen zu überdenken. Schönheit und Gefahr liegen in dieser Gegend nah beieinander, und indem Mann den Raum immer weiter reduziert – ein Teil des Finales findet sogar in einer Höhle statt –, erhöht sich auch die Anspannung unter den Figuren.

Alles für einen Preis

Die Brutalität, auf die der deutsche Titel von Manns Western anspielt, liegt zum einen in der Welt, in der sich die Figuren bewegen, und zum anderen in der Mentalität, die sich aus ihr ergibt. Dies lässt sich nicht zuletzt an James Stewarts Charakter zeigen, der durch den Krieg und eine persönliche Enttäuschung emotional verhärtet ist. Die Konzentration auf die Jagd nach einem flüchtigen Mörder dient dabei als Ablenkung von einem tief sitzenden Trauma und seiner Trauer über den Verlust eines Lebenskonzepts. Janet Leighs Figur erinnert an Werte abseits dieser Härte, die keineswegs nur Gewalt beinhaltet, sondern auch die Reduktion eines Menschen auf einen monetären Wert. Abgesehen von der Summe, die zur Ergreifung Vandergroats in Aussicht gestellt wird, ist es schon auffällig, wie oft sich die Unterhaltungen der Figuren um das Kaufen eines Menschen drehen („he is not a man, he is a sack of money“ / „I was hired to do a job“ – Für mich ist er kein Mensch, sondern nur ein Sack voll Geld. / Ich bin nur hier, um einen Job zu machen.). Es ist ein Teufelskreis, der zum moralischen Verfall eines Menschen beiträgt.

Wie weit dieser moralische Verfall gehen kann, deutet Manns Western an vielen Stellen an. Für einen Western dieser Zeit geht er überraschend offensiv mit dem Thema Vergewaltigung um, wenn beispielsweise von den Taten die Rede ist, die zu Andersons unehrenhafter Entlassung geführt haben. Zugleich wird mit Ben Vandergroat ein wahrhaft diabolischer Charakter eingeführt, dessen Talent an der Pistole lange nicht so interessant ist wie seine Fähigkeit der emotionalen Manipulation, mittels derer er sich Lina gefügig gemacht hat.

Credits

OT: „The Naked Spur“
Land: USA
Jahr: 1953
Regie: Anthony Mann
Drehbuch: Sam Rolfe, Harold Jack Bloom
Musik: Bronislaw Kaper
Kamera: William C. Mellor
Besetzung: James Stewart, Janet Leigh, Robert Ryan, Ralph Meeker, Millard MItchell

Bilder

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Nackte Gewalt
fazit
Anthony Manns „Nackte Gewalt“ ist ein Western über die emotionale Verhärtung von Menschen, über Gier und moralischen Verfall. Mann zeigt Figuren, die – wie die Landschaft um sie herum – rau, ungerecht und berechnend sind und damit immer eine Gefahr für ihre Mitmenschen darstellen. Die packende Spannungsdramaturgie und das starke Ensemble machen „Nackte Gewalt“ zu einem der bedeutendsten Western seiner Zeit – und zu einem wichtigen Film, nicht nur für das Genre an sich, sondern für das US-amerikanische Kino der 1950er-Jahre.
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