The Piano Accident
© Lucky Number

The Piano Accident

The Piano Accident
„The Piano Accident“ // Deutschland-Start: nicht anbgekündigt

Inhalt / Kritik

Magalie Moreau (Adèle Exarchopoulos) erkannte schon früh, dass sie keine Schmerzen wie normale Menschen empfindet. Vor allem erkannte sie aber, wie sich diese Besonderheit zu Geld machen lässt: mit Internetvideos. Inzwischen ist sie zu einem großen Star geworden, ihre Fans erkennen sie überall, laufen ihr nach. Selbst als sie sich mit ihrem Assistenten Patrick Balandras (Jérôme Commandeur) in ein abgelegenes Chalet in den verschneiten Bergen zurückzieht, um dort die Folgen eines Unfalls zu vergessen, bekommt sie keine Ruhe. Immer wieder taucht Roméo (Karim Leklou) dort auf, um seinem Idol nahe zu sein. Viel beunruhigender ist jedoch, als sich auch eine Frau namens Simone Herzog (Sandrine Kiberlain) bei ihr meldet und sie wegen des Unfalls sprechen möchte …

Eine Komödie voll unsympathischer Leute

In den letzten Jahren war Quentin Dupieux, alternativ auch als sein musikalisches Alter Ego Mr Oizo bekannt, richtig fleißig gewesen. Jedes Jahr bringt der Regisseur und Drehbuchautor mindestens einen neuen Film heraus. Eine Zeit lang war er damit auf den großen Festivals richtig prominent vertreten. Unglaublich, aber wahr debütierte 2022 auf der Berlinale, Yannick lief 2023 in Locarno, Daaaaaalí! war kurze Zeit später in Venedig zu sehen. 2024 eröffnete The Second Act sogar die Filmfestspiele von Cannes. Umso überraschender ist, dass es The Piano Accident auf keines der großen Filmfeste geschafft hat. Und auch in Frankreich nahm man eher weniger Notiz von der neuesten Komödie des unermüdlichen Filmemachers, der immer wieder durch seinen besonderen Humor aufgefallen ist. Die wenigsten dürften überhaupt mitbekommen haben, dass es etwas Neues gibt.

Dabei ist der aktuelle Streich nicht schlechter geworden als die vorangegangen Teile. Er ist sogar etwas bekömmlicher geworden. Nachdem der Franzose früher unter anderem von mordenden Lederjacken (Monsieur Killerstyle) und Riesenfliegen (Eine Fliege kommt selten allein) erzählte, ist eine skrupellos, zynische Influencerin relativ alltäglich. Magalie, die unter dem Namen Megajugs zum Internetphänomen avancierte, blickt auf andere herab, beschimpft sie, ist sogar vom Tod anderer unbekümmert. Sie interessiert sich nur für sich selbst. Wobei in The Piano Accident lauter Leute herumlaufen, die nicht unbedingt in einem Sympathiewettbewerb gewinnen würden. Ob es die Fans sind, die keine Distanz kennen, der Assistent, der für Geld auch alles macht, oder die Fremde, die ihre eigenen Motive hat: Vorbildfunktion hat hier niemand.

Spaßig, aber ungewohnt traditionell

Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Wie viele andere Filme gezeigt haben, kann es richtig Spaß machen zuzusehen, wie sich unsympathische Leute an die Gurgel gehen. Die Frage ist dann immer nur, wie weit sie gehen werden und wer am Ende gewinnt. Insofern ist The Piano Accident sogar ein recht traditionelles Werk gewesen, zumindest für jemanden wie Dupieux. Er ist auch deutlich länger geworden. 88 Minuten Laufzeit? Das ist man von dem Franzosen so nicht gewohnt. Manche könnte das vielleicht enttäuschen, die Mediensatire hat zwar schon noch ihre skurrilen Einfälle. Es fehlt aber das surreale Element, welches viele seiner anderen Filme auszeichnet. Man würde nicht unbedingt erkennen, wer da hinter allem steckt.

Das bedeutet aber nicht, dass man hiermit nicht seinen Spaß haben kann. Adèle Exarchopoulos, die schon mehrfach bei Filmen des Regisseurs mitgewirkt hat, geht in ihrer Rolle als einfach gestrickter Kratzbürste auf. Es gibt ein tolles Setting, das Idylle mit Abgründen verknüpft. Zum Ende hin wird es dann auch schön makaber, da zeigt sich doch der alte Dupieux wieder. Insofern werden Fans bei The Piano Accident erneut auf ihre Kosten kommen. Die Satire auf Influencer, aber auch Medienkonsum und traditionellen Journalismus, hätte jedoch schon noch ein bisschen bissiger werden dürfen. Da hat es sich der Tausendsassa ein wenig zu gemütlich gemacht.

Credits

OT: „L’accident de piano“
Land: Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Musik: Quentin Dupieux
Kamera: Quentin Dupieux
Besetzung: Adèle Exarchopoulos, Jérôme Commandeur, Sandrine Kiberlain, Karim Leklou

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

The Piano Accident
fazit
In „The Piano Accident“ wird eine zynische Influencerin ohne Schmerzempfinden von ihrer Vergangenheit eingeholt. Im Vergleich zu anderen Komödien von Quentin Dupieux ist seine Mediensatire recht gewöhnlich geworden. Spaß macht aber auch diese, zumal Adèle Exarchopoulos in ihrer Rolle der Kratzbürste aufgeht.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10