Szene aus dem Fantasy-Anime "Ghost Cat Anzu" von Regisseur Nobuhiro Yamashita (© polyband)

Nobuhiro Yamashita [Interview]

Nobuhiro Yamashita ist ein japanischer Regisseur und Drehbuchautor. Sein erster Film Hazy Life stieß in Japan zwar auf wenig Resonanz, konnte aber sowohl Publikum als auch Presse auf vielen internationalen Filmfestivals wie beispielsweise Nippon Connection überzeugen. Über die Jahre machte er mit Filmen wie A Gentle Breeze in the Village, Linda Linda Linda oder Hard Core auf sich aufmerksam und etablierte seinen Stil als Filmemacher.

Am 29. August 2025 erscheint sein neues Werk Ghost Cat Anzu hierzulande fürs Heimkino. Aus diesem Anlass spricht Nobuhiro Yamashita im Interview über die Inspiration zum Anime, über Katzen und seinen ersten Film Hazy Life.

Wie der Titel schon deutlich macht, geht es in Ghost Cat Anzu um eine Katze. Welche typischen Eigenschaften einer Katze findest du bewundernswert?

Wie viele andere Tiere haben Katzen ihre eigenen Kopf und machen, auf was sie gerade Lust haben. Sie lassen sich nichts vorschreiben und das finde ich sehr interessant. Ihre Beziehung zu Menschen ist aber noch interessanter, denn auf der einen Seite suchen Katze unsere Nähe, doch auf der anderen Seite distanzieren sie sich von uns ab und zu.

Ghost Cat Anzu hat sehr viele ernste Moment, aber auch einige sehr lustige. Wie wichtig ist dir diese Balance als Filmemacher und als Drehbuchautor?

Ghost Cat Anzu basiert auf Takashi Imashiros Manga. Als wir das Drehbuch schrieben, entschieden wir uns dafür, den Grundton der Vorlage beizubehalten, der eben – wie Du schon gesagt hast – zwischen Humor und Ernst angelegt ist. In Ghost Cat Anzu geht es um die Beziehung von Menschen und Katzen. Auch wenn wir sie nicht ständig sehen, sind Katzen stets an unserer Seite oder suchen unsere Nähe. Anzu sagt im Film an einer Stelle, er werde immer an der Seite des Mädchens bleiben. Das finde ich wirklich schön und wollte es im Kern der Geschichte haben.

Wie war die Zusammenarbeit mit Yoko Kuno, dem zweiten Regisseur von Ghost Cat Anzu?

Yoko und ich sind große Fans des Mangas. Wir waren uns schnell einig darüber, welche Stellen der Vorlage wir unbedingt im Film haben wollten und wie unser Anzu sein würde. Die Figur Karin ist unsere Erfindung, sie kommt im Manga gar nicht vor. Um aber das Thema der Beziehung zwischen Mensch und Katze zu betonen, brauchten wir eine solche Figur. Außerdem ist sie eine Außenstehende, was eine interessante Perspektive für die Geschichte und eine Figur wie Anzu ermöglicht.

Besonders toll finde ich, wie du und Yoko Kuno die Schönheit und die Textur eines japanischen Küstenstädtchens im Sommer. Hattet ihr eine bestimmte Vorlage?

Es gab keinen bestimmten Ort, den wir als Inspiration nutzten. Stattdessen wollten wir das alte Japan zeigen, wie man es noch heute in vielen ländlichen Gegenden des Landes sehen kann. Wir stellten Imashiro übrigens dieselbe Frage und er verwies uns auf ein paar Orte in Japan, die ihn besonders inspiriert hatten. Auch ihm ging es darum, die Schönheit der japanischen Natur, die Berge und die Küstengegenden, zu zeigen.

Welche Bedeutung haben Themen wie Religion oder Spiritualität für Ghost Cat Anzu?

Um ehrlich zu sein, Religion spielt im japanischen Alltag keine große Rolle. Natürlich gibt es viele Schreine und Tempel, zu denen immer viele Menschen pilgern, doch kein Japaner würde auf die Idee kommen, dies mit einem Gott gleichzusetzen. In der japanischen Kultur – wie auch in vielen anderen Kulturen – glauben wir daran, dass jedem Gegenstand und jedem Lebewesen eine Seele innewohnt. Die Idee, dass eine Katze so lange lebt, dass sie – wie Anzu – ihr Wesen und ihren Körper ändert, passt in dieses Bild, auch wenn es komisch klingen mag.

Dein Debütfilm Hazy Life feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Film?

Hazy Life war nicht nur mein erster Spielfilm, sondern auch mein Abschlussfilm auf der Filmhochschule. Meinen Freunden und Kommilitonen habe ich damals immer wieder erzählt, dass ich alles an dem Film selbst machen würde, auch das Drehbuch. Doch in Wahrheit brachte ich keine einzige Dialogzeile zu Papier. Kosuke Mukai, mit dem ich schon sehr lange zusammenarbeite, kümmerte sich dann darum. Bei Hazy Life war er eigentlich nur für das Licht zuständig, doch dann übernahm er auch noch diese Aufgabe. Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum der Film in Deutschland oder in anderen Ländern so gut ankommt, aber nicht in meiner Heimat.

Vielen Dank für das nette Gespräch



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