Ghost Cat Anzu Bakeneko Anzu-chan
Ghost Cat Anzu Bakeneko Anzu-chan
„Ghost Cat Anzu“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Die 11-jährige Karin hat nicht wirklich viel Glück im Leben. So trauert sie noch immer um ihre Mutter, die vor einigen Jahren gestorben ist. Ihr Vater Tetsuya ist hingegen ein ziemlicher Nichtsnutz, der sich ausgerechnet bei Kredithaien verschuldet hat. Die Fahrt zum Großvater, der ihm das nötige Geld geben soll, wird zum Desaster. Tetsuya reist wutentbrannt ab, als seine Bitte auf taube Ohren stößt, und lässt seine Tochter im ländlich gelegenen Tempel sitzen, während er selbst zurück nach Tokio fährt, um sich dort zu verstecken. Das Mädchen weiß an dem neuen Ort zunächst nichts mit sich anzufangen. Doch da ist auch noch Anzu, eine riesige Katze, die nicht nur sprechen kann, sondern auch aufrecht geht und Moped fährt. Nach einem etwas holprigen Start freunden sich die beiden zunehmend an. Und auch andere sonderbare Gestalten lernt Karin kennen. Zum Glück, da sie bald in ein Abenteuer verwickelt wird, bei dem sie jede Hilfe gebrauchen kann …

Der Zauber abgelegener Orte

Das Motiv eines Menschen, der in ein ländliches Gebiet fährt und dort unerwartet eine Welt der Magie betritt, ist in Animes weit verbreitet. Hayao Miyazaki hat solche Geschichten immer wieder gern erzählt, sei es in seinem bekanntesten Film Chihiros Reise ins Zauberland oder auch seinem letzten Werk Der Junge und der Reiher. Ein anderes aktuelles Beispiel ist das stärker horrorlastige The Birth of Kitaro: The Mystery of GeGeGe nach dem Kultmanga von Shigeru Mizuki. Dort trifft ein Bankangestellter in einem abgelegenen Dorf auf Dämonen. Deutlich freundlicher ist da schon Ghost Cat Anzu, wenn wir erneut ein Abenteuer durch die Perspektive eines Kindes erleben. Das heißt aber nicht, dass der Film nicht auch ernste Themen ansprechen würde.

Ausgedacht hat sich das Ganze Takashi Imashiro, dessen gleichnamiger Manga als Grundlage dient. Dieser ist hier nie erschienen, so wie auch der Künstler selbst unbekannt ist. Das ist schade, zumindest wenn man sich den Film anschaut, der trotz eines grundsätzlich bekannten Szenarios viel Eigenes zu bieten hat. Das fängt schon mit den Kreaturen an, die Ghost Cat Anzu bevölkern. Im Vordergrund mag dabei der titelgebende Kater sein, der inzwischen schon Jahrzehnte alt ist, sich aber weigert zu sterben – und dabei oft reichlich kindisch verhält. Neben ihm kommen mit der Zeit noch weitere Kreaturen hinzu, die sich zum Teil an japanischer Mythologie orientieren, dabei tendenziell schön schräg sind. Das ist oft dann tatsächlich amüsant, wenn die Chaostruppe zusammenkommt.

Skurril, tieftraurig und schön anzusehen

Der Animationsfilm, der bei der Quinzaine des cinéastes in Cannes 2024 Premiere feierte, kombiniert diesen Humor, der zwischen albern und skurril schwankt, mit einer im Grund herzerweichenden Geschichte. Schon zu Beginn wird gezeigt, wie sehr die Protagonistin unter dem Tod der Mutter leidet. Dass der Vater sie zum Todestag im Stich lässt, macht die Sache noch schlimmer. Im weiteren Verlauf nimmt dieses Thema in Ghost Cat Anzu einen größeren Raum ein. Das Ergebnis ist sicher etwas ziellos, wenn man gar nicht so genau sagen kann, worum es in dem Film denn nun primär gehen soll. Es dauert auch eine ganze Weile, bis das Regieduo Yōko Kuno und Nobuhiro Yamashita dort ankommt. Dafür wird der Anime dann tatsächlich bewegend, ohne groß manipulieren zu müssen, wie man es aus anderen Werken aus diesem Segment kennt. Das Abenteuer, welches Karin überstehen muss, wird zum Symbol für das schwierige Loslassen eines geliebten Menschen.

Es gelingt dabei dem Film, diesen schmerzhaften Teil lockerleicht in einem kauzigen Abenteuer zu verpacken und gleichzeitig ernst zu nehmen. Aber auch die Optik gibt dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit. So arbeitet das Traditionsstudio Shin-Ei Animation (Totto-chan: Das kleine Mädchen am Fenster) mit Pastellfarben, die dem Film etwas Sanftes verleihen. Insgesamt ist Ghost Cat Anzu dann auch wirklich sehenswert, sicher einer der schöneren Animes der letzten Zeit. Die Manga-Adaption ist gleichzeitig eigenwillig und universell, lädt zu einem Abenteuer ein, das bizarr und alltäglich zugleich ist.

Credits

OT: „Bakeneko Anzu-chan“
Land: Japan, Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Yōko Kuno, Nobuhiro Yamashita
Drehbuch: Shinji Imaoka
Vorlage: Takashi Imashiro
Musik: Keiichi Suzuki
Animation: Shin-Ei Animation

Trailer

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Ghost Cat Anzu
fazit
„Ghost Cat Anzu“ ist ein ebenso charmanter wie amüsanter Anime um ein Mädchen, das von seinem Vater sitzen gelassen wurde und dabei diverse skurrile Kreaturen kennenlernt. Die Mischung aus Komik und dem ernsten Thema der Trauerarbeit ist zuweilen etwas ziellos, macht aber Spaß und verzaubert auch durch die pastellfarbene Optik.
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