
Mai 2020, während des ersten Corona-Lockdowns, steht die Welt, so wie die Kleinstadt Eddington in New Mexiko, Kopf. Während Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) versucht, die Bewohner seiner Stadt zu beruhigen und für Verständnis wirbt, werden seine Anordnungen durch Eddingtons Exekutivvertreter Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) torpediert. Letzterer hat nicht nur kein Verständnis für Versammlungsverbot und Maskenpflicht, sondern zunehmend eine persönliche Fehde mit Garcia. Als Sheriff Cross beschließt, in der bevorstehenden Wahl selbst als Bürgermeister zu kandidieren, droht ihr Streit zu eskalieren.
Des Horrors entwachsen
Trotz seiner vergleichsweise überschaubaren Filmografie verschaffte sich Ari Aster als Regisseur und Drehbuchautor in Rekordzeit einen Namen in Hollywood. Seine fast revolutionäre Neuinterpretation bekannter Genreideen brachte ihm mit Hereditary – Das Vermächtnis und Midsommar nicht nur Rave-Reviews seitens der Kritiker, sondern begeisterte ein breites Kinopublikum. Mit Beau Is Afraid wandte sich Aster dann bereits 2023 des Horrorgenres ab und versuchte sich an einem existenziellen Drama mit einer perfiden Art von Humor. Trotz der etwas kühleren Rezeption sind seine Ambition und seine außergewöhnliche Herangehensweise auch hier nicht von der Hand zu weisen. Mit Eddington versucht sich Ari Aster diesmal an einer Mischung aus schwarzhumoriger Gesellschafts- und Politsatire und Neo-Western, ohne seinen Sinn für Innovation und Absurdität ad acta zu legen.
Mehr Karikatur als Kommentar
Eddington nimmt als eine der ersten großen Hollywood-Produktionen nicht lediglich Bezug zu Covid, sondern stellt die Pandemie und ihre Folgen in den Mittelpunkt der Handlung. Fünf Jahre nach dem Ausbruch in 2020 ist Covid alles andere als vergessen. Politische Spätfolgen spalten besonders die Gesellschaft des Westens nachhaltig. Genau hier setzt Ari Aster an. Anhand einer Kleinstadt in New Mexiko inszeniert er besonders in der ersten Hälfte seines Films Absurdität, politische Entfremdung und Radikalisierung beider politischer Lager. Eddington vermittelt seine Botschaft dabei so subtil wie eine Donald-Trump-Wahlkampfveranstaltung. Aster bedient sich der offensichtlichsten Klischees beider politischer Lager in Amerika. Konservativismus wird reduziert auf Maskenverweigerer, Rassismus, Verschwörungstheorien und Gewalt. Liberale auf Antifa, Black Lives Matter und Hypokrisie.
Ob Asters Intention dabei Relativismus, Provokation oder ein echtes politisches Statement ist, bleibt unklar. Als Gesellschafts- und Politiksatire funktioniert Eddington in seiner ersten Hälfte meist nur oberflächlich und der oft pointierte Humor funktioniert ebenso oft fantastisch wie er ins Leere läuft. Eddingtons erste Hälfte ist politisch aufgeladen, absurd, ohne abstrakt zu sein, kurzweilig und stellenweise überfrachtet. Atmosphärisch wird trotz allem klar, es handelt sich um die „Ruhe“ vor dem unvermeidbaren Sturm.
Ein Sturm, der über Protagonisten und Kinogänger hereinbricht wie Protestwellen über die USA.
Ari Aster bleibt seinem Strukturprinzip treu. Wie bereits seine anderen Filme beginnt Eddington diesmal zwar thematisch radikal, aber mit gemäßigtem Tempo. Zu Beginn des zweiten Akts nimmt der Film dann abrupt an Fahrt auf und eskaliert zunehmend, ohne dabei jemals wieder zu entschleunigen. Lediglich am Ende seiner fast zweieinhalbstündigen Laufzeit verpasst Eddington mehrmals den Absprung beim Versuch, nochmals eine Steigerung zu erreichen.
Joker in Uniform
Ähnlich wie in Todd Phillips’ Joker beweist Joaquin Phoenix die ganze Bandbreite seines schauspielerischen Talents erneut in der Rolle des antiautoritären, labilen Außenseiters. Wie kein anderer hält er durch sein Schauspiel eine Spannung aufrecht, die während jeder Szene zu kippen droht. Pedro Pascal als Bürgermeister Ted Garcia transportiert eine gewisse Überheblichkeit und Leichtigkeit und funktioniert als Gegenpart zu Phoenix’ Joe Cross damit exzellent. Sowohl Emma Stone als Louise Cross als auch Austin Butler als charismatischer Sektenführer überzeugen schauspielerisch und versprechen interessante Charakterzeichnungen, finden allerdings nur im Hintergrund statt.
OT: „Eddington“
Jahr: 2025
Land: USA
Regie: Ari Aster
Drehbuch: Ari Aster
Musik: Daniel Pemberton, The Haxan Cloak
Kamera: Darius Khondji
Besetzung: Joaquin Phoenix, Pedro Pascal, Emma Stone, Austin Butler, Luke Grimes, Amélie Hoeferle, Michael Ward, Cameron Man, Matt Gomez Hidaka
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